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Die Anwendung der polyaxialen winkelstabilen NCB-Platte für distale Femurfrakturen
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Veröffentlicht: | 28. September 2006 |
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Einleitung: Distale Femurfrakturen werden typischerweise intramedullär mittels Nagel oder extramedullär mittels Plattenosteosynthese versorgt. Winkelstabile Plattenosteosynthesen, wie das LISS-System, zeigen gute post-operative Ergebnisse, haben aber mit festgelegter Schraubenausrichtung eingeschränkte Einsatzfähigkeit bei periprothetischen Frakturen oder Revisionseingriffen. Mit dem NCB (Non Contact Bridging)-Platten-System für das distale Femur steht nunmehr ein polyaxiales, winkelstabiles Platten-/Schraubensystem zur Verfügung, dass Einschränkungen herkömmlicher winkelstabiler Plattensysteme ergänzen könnte. Ziel unserer Untersuchung ist es, erste Erfahrungen mit dem NCB-System für das distale Femur in Bezug auf operative Anwendung, peri- und postoperativen Verlauf, als auch klinische Ergebnisse bei distalen Femurfrakturen aufzuzeigen.
Methodik: 22 Patienten wurden bisher mit dem NCB-Plattensystem für das distale Femur operativ stabilisiert. 11 Patienten hatten eine supracondyläre Femurfraktur, 10 Patienten eine periprothetische supracondyläre Femurfraktur. Zusätzlich hatten 4 der 11 Patienten mit supracondylärer Fraktur eine liegende Hüft-TEP. Ferner wurde bei 1 Patienten eine distale Femur-Umstellungsosteotomie mittels NCB fixiert. Das Durchschnittsalter der 20 weiblichen Patienten lag bei 74,5±13,4 Jahren, das der 2 männlichen Patienten bei 61,5±30,4 Jahren. Alle Patienten wurden prospektiv analysiert mit radiologischen und klinischen Kontrollen nach 6 und 12 Wochen, sowie 6 und 12 Monaten nachuntersucht.
Ergebnisse: Die Implantation der NCB-Platten war durchweg problemlos und ohne perioperative Komplikationen möglich. Die Polyaxialität der winkelstabilen Schrauben erlaubte eine durchweg bessere und einfachere Stabilisierung der periprothetischen Frakturen. Nachuntersucht werden konnten 19 Patienten, 3 der geriatrischen Patienten verstarben im Verlauf. Alle 19 Patienten zeigten bereits nach 6 Wochen eine fortschreitende Konsolidierung der Fraktur. Funktionell war die mittlere Extension/Flexion 0/0/90°. Bei einer Patientin kam es zu einem späten Plattenlagerinfekt, der konsekutiv revidiert wurde.
Diskussion: Die Polyaxialität der winkelstabilen Schrauben ist ein Vorteil insbesondere in der Stabilisierung von periprothetischen supracondylären Femurfrakturen. Die frei gewählte Schraubenlage bei gleichzeitiger Winkelstabilität erlaubt gerade bei prominenter Knie-TEP eine suffiziente Fixierung der Platte im distalen Frakturfragment und damit der Fraktur. Auch bei Re-Osteosynthesen nach vorhergehender winkelstabiler Versorgung, erlaubt die variable winkelstabile Schraubenbesetzung ein erneutes sicheres Verankern der Platte. Die Polyaxialität der winkelstabilen Schrauben scheint nicht zu Lasten der Implantatstabilität zu gehen – es kam zumindest bei unseren Patienten zu keinem Implantatversagen.