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Erste Ergebnisse nach Stabilisierung von proximalen Tibiafrakturen mit dem neuen AO-Marknagelsystem
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Veröffentlicht: | 28. September 2006 |
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Fragestellung: Die Marknagelosteosynthese proximaler Tibiafrakturen ist problembehaftet. In der Literatur werden bis zu 70% primäre und sekundäre Fehlstellungen beschrieben. Wir haben uns die Frage gestellt, ob ein neu entwickeltes intramedulläres Implantat mit winkelstabiler proximaler Verriegelungsoption (des Weiteren: höhere Gewindegänge, bis zu 5 Verriegelungsoptionen) in der Lage ist, diese hohe Komplikationsrate zu verringern.
Methoden: Von 3/2004 bis 9/2005 wurden in unserer Klinik 94 Tibiafrakturen mittels Expert Tibia Nail (ETN, Synthes, Bettlach, Schweiz) stabilisiert und prospektiv erfasst. 24 waren Frakturen des proximalen Drittels ( A- und B- Frakturen: n=12) bzw. Segmentfrakturen (C-Frakturen: n=12) mit einer proximalen Frakturkomponente. Es erfolgte eine Analyse des Ergebnisses direkt postoperativ, eine Nachuntersuchung wurde nach 3 Monaten (n=24) durchgeführt. Bei n=14 Patienten sind zum jetzigen Zeitpunkt 12 Monate vergangen, davon konnten 13 Patienten nachuntersucht werden.
Ergebnisse: Direkt postoperativ lag bei einem Fall eine Valgusfehlstellung von 5° vor. Bei einem weiteren Fall kam es nach Mobilisierung zu einer Valgusfehlstellung und Abkippen des proximalen Fragmentes nach dorsal. Die Analyse zeigte bei beiden Fällen einen suboptimalen Nageleintrittspunkt. Bei keinem der Fälle kam es nach 3 und 12 Monaten zu einem sekundären Repositionsverlust. Nach 12 Monaten waren alle nachuntersuchten Frakturen verheilt.
Schlussfolgerung: Das neue Implantat vermag in der vorliegenden Untersuchung die Rate an sekundären Repositionsverlusten deutlich zu reduzieren. Die aufgetretenen Fälle von Malalignement sind durch Abweichungen in der anspruchsvollen Operationstechnik bedingt. Insgesamt ermutigen die vorliegenden Ergebnisse, zukünftig die Indikation zur Marknagelosteosynthese bei proximalen Tibiafrakturen großzügiger zu stellen. Eine weitere prospektive Erfassung ist nötig, um diese primären Ergebnisse zu validieren.