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Kinematik des Kniegelenks nach totalendoprothetischer Versorgung mit „fixed“- und „mobile-bearing“ Polyäthylengleitlagern
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Veröffentlicht: | 28. September 2006 |
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Einleitung: Knietotalendoprothesen (KTEPs) mit mobilen Polyethylen (PE) -gleitlagern wurden entwickelt, um eine physiologischere Bewegung des Kniegelenks zu gewährleisten und weniger PE-Abrieb zu erzeugen. Die theoretische Überlegenheit gegenüber KTEPs mit fixierten Gleitlagern konnte bislang noch nicht in klinischen Studien bewiesen werden.
Das Ziel der vorliegenden Studie war die in-vivo Bewegungsanalyse des Kniegelenks in der sagittalen Ebene in einer Patientengruppe, welche im Rahmen einer prospektiv-randomisierten, klinischen Studie entweder mit einer „fixed“- oder „mobile-bearing“ Knietotalendoprothese versorgt worden war.
Methode: Mit Hilfe der Röntgendurchleuchtung im lateralen Strahlengang (Fluoroskopie) wurde die Kniegelenkskinematik in der sagittalen Ebene analysiert. Bei insgesamt 31 Patienten wurden 22 Kniegelenke mit einer „fixed-bearing“-KTEP, 16 Kniegelenke mit einer „mobile-bearing“-KTEP und 19 natürliche Gelenke bei den Bewegungen Trepp-auf- und Trepp-ab-Steigen und unbelastete Streckung und Beugung gegen Gravitation untersucht. Als Zielparameter diente der sog. Patellasehnenwinkel in Relation zum Kniebeugewinkel als Maß der anterio-posterioren Translation im Tibio-femoralgelenk. Die Patienten dieser Querschnittsstudie stammten aus einer prospektiven, randomisierten, Patienten- und Untersucher-geblindeten, klinischen Studie, in der sie wegen einer primären Gonarthrose eine kreuzbanderhaltende Genesis-II-KTEP (CR) entweder mit einem „mobile-bearing“- oder „fixed-bearing“-PE-Inlay versorgt worden waren.
Ergebnisse: Die fluoroskopische Untersuchung ergab bei den unbelasteten Bewegungen keine wesentlichen Unterschiede in der relativen tibio-femoralen Bewegung. Bei den belasteten Bewegungen wichen beide Patientengruppen von den natürlichen Kniegelenken dahingehend ab, dass sie keinen typischen bogenförmigen, sondern einen mehr linearen Verlauf des Patellasehnenwinkels hatten, der in Extensionsnähe einen größeren Winkel als die natürlichen Gelenke aufweist, und bei zunehmender Flexion keinen Nulldurchgang zeigt. Dies bedeutet, dass das Femur unter Belastung auf der Tibia in Extensionsnähe stärker nach ventral gleitet und kein natürlich ausgeprägtes „Roll-back“ mit zunehmender Flexion aufweist. In der Gruppe der „mobile-bearing“-Prothesen waren die interindividuellen Streubreiten bei den belasteten Bewegungen signifikant geringer als in der „fixed-bearing“-Gruppe.
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse der vorliegenden Studie können keinen funktionellen Vorteil der mobilen Gleitlager für die Kniegelenkskinematik nach Totalendoprothese belegen. Beide Prothesentypen zeigen die typische Kinematik einer vorderen Instabilität. Langzeitstudien sind erforderlich, um den eventuellen Einfluss geringeren PE-Abriebs auf die Inzidenz aseptischer Lockerungen zu beleuchten.