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Biologische Wachstumsprothese - ein Zweistadienverfahren zur Defektrekonstruktion nach Tumorresektion im Kindesalter
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Veröffentlicht: | 28. September 2006 |
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Fragestellung: Der Erhalt einer gleichen Beinlänge nach Tumorresektionen an der unteren Extremität im Wachstumsalter stellt eine besondere Herausforderung dar. Designs gegenwärtiger Wachstumsprothesen nutzen externe Energie zur Verlängerung des Mechanismus und erzielen durch eine Verlängerung der Prothese zwar eine gleiche Beinlänge, verschlechtern aber die Relation von verbliebenen Knochengewebe im Verhältnis zum künstlichen Anteil des Beins, was die Möglichkeiten für den Extremitätenerhalt im Falle eines Versagens der Prothese erschwert. Die Intention war die Entwicklung eines neuen Prothesendesigns, das den Anteil des knöchernen Defekts durch eine Verlängerung des Knochens im zweiten Operationsschritt so klein wie möglich hält.
Methodik: Nach R. Baumgart wurde eine individuell gefertigte Wachstumsprothese bestehend aus einer modularen Tumorprothese (MUTARS, Implantcast, Hamburg) und einem elektronischen, programmierbaren Verlängerungsnagel (Fitbone, Fa. Wittenstein intens GmbH, Igersheim) entwickelt. Im ersten Schritt wurden 7 Patienten (8-13 Jahre) mit Osteosarkom (6) oder Ewing-Sarkom (1) des proximalen Femurs (1), distalen Femurs (5) oder der proximalen Tibia (1) durch eine weite Tumorresektion und Implantation der Wachstumsprothese behandelt. Der Verlängerungsmechanismus der Prothese besteht im ersten Schritt zunächst nur aus einem baugleichen Platzhalter ohne Verlängerungsfunktion. Das Ausmass der Knochenresektion betrug 20 (16-29) cm.
Ergebnisse: Nach einem Follow-up von 19 (10-23) Monaten war der Extremitätenerhalt in allen Fällen erfolgreich ohne Tumorrezidiv oder Prothesenversagen. In drei Fällen war eine partielle Knochenresektion mit Radioluzenz am Interface zwischen Prothese und Knochen zu erkennen. In einem Fall brach die extramedulläre Plattenfixation der Prothese ohne weitere Komplikationen. Keine Infektion oder frühzeitige Lockerung wurde festgestellt.
Schlussfolgerung: Im ersten Stadium des Verfahrens konnten angemessene klinische und radiologische Ergebnisse ohne Fehlfunktion der neuen Wachstumsprothese erreicht werden. Eine weitere Verbesserung des Prothesendesigns zur nochmaligen Verringerung des stress shielding wurde entwickelt. In einem zweiten Stadium nicht vor Ablauf von 2 Jahren nach der initialen Behandlung ist der Austausch des Verlängerungselements gegen einen aktivierbaren Verlängerungsnagel geplant zur Initialisierung der Verlängerung nach Kortikotomie. Weitere Untersuchungen sind notwendig, bevor die Methode etabliert ist.