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Lebensqualität als Indikation zur Operation beim Morbus Scheuermann
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Veröffentlicht: | 28. September 2006 |
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Fragestellung: Die Indikation für die operative Versorgung des Morbus Scheuermann ist nicht klar definiert. In der vorliegenden Arbeit wird anhand der eigenen Untersuchungsergebnisse die in der aktuellen Literatur gegebenen Empfehlungen der Operationsindikation der Hyperkyphose bei Morbus Scheuermann diskutiert.
Methodik: Retrospektiv wurden 15 operativ behandelte Patienten mit Morbus Scheuermann radiologisch, klinisch und unter Anwendung des SRS-22 zur untersucht. Es wurden insgesamt acht männliche und sieben weibliche Patienten im Alter von 14-19 (Durchschnitt 16.2) mit einer durchschnittlichen Kyphose von 78° operiert. Die Kyphose Aufrichtung erfolgte in 4 Fällen nur von dorsal (Pedikelschrauben/Haken Stabsystem) und in 11 Fällen zusätzlich von ventral (offenes Release 8, +Spondylodese 3). Die Nachuntersuchung erfolgte radiologisch (Cobb Winkel), klinisch und mittels des SRS-22. Der Nachuntersuchungszeitraum betrug im Mittel 4.4 (0.5-10) Jahre.
Ergebnisse: Es konnte eine durchschnittliche Aufrichtung der Kyphose von auf 42° erreicht werden. Einen signifikanten Aufrichtungsverlust gab es nicht. Die Lendenlordose wurde von 65° auf 46° verringert. Als Risiko für eine kraniale Anschlusskyphosierung konnte ein nur bis T4 fortgeführte Instrumentation gezeigt werden. Die Auswertung des SRS-22 ergab es eine signifikante Verbesserung der Domänen äußere Erscheinung/Selbstbewusstsein und psychische Gesundheit sowie eine sehr hohe Zufriedenheit mit der Therapie. Die Domänen Schmerz und Leistungsfähigkeit/Aktivität wurden dagegen durch die Operation nicht verbessert. 5 Patienten zeigten im Schnitt nach 3 Jahren degenerative Veränderungen der LWS.
Schlussfolgerung: Nach unseren Ergebnissen können der Schutz der Lendenwirbelsäule vor Dekompensation und der Schmerz nicht als alleinige Indikation für die Operation des Morbus Scheuermann dienen, da für diese Parameter keine nachweisbare Verbesserung erzielt wurde. Eine hochsignifikante Verbesserung wurde dagegen in den Bereichen Selbstbild/Aussehen und psychische Gesundheit erzielt. Diese führten zu einer insgesamt hohen Zufriedenheit mit der operativen Therapie und sind deshalb bei der Indikationstellung zur Operation wesentlich zu berücksichtigen.
Einen glücklichen Patienten können wir nicht glücklicher machen, einen unglücklichen sehr wohl.