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Effekt von Aprotinin auf die Osteointegration von Titanimplantaten
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Veröffentlicht: | 28. September 2006 |
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Aprotinin ist ein aus bovinem Lungengewebe gewonnener Proteinaseinhibitor, der auf verschiedene Proteinasen wirkt (z.B. Kallikrein, Plasmin). Es wird in vielen chirurgischen Eingriffen mit hoher Blutungsneigung wie z.B. in der Herz- und Thoraxchirurgie eingesetzt und kann zu signifikant geringeren Blutungen führen. Vor dem Hintergrund des Sicherheitsaspektes bei der potentiellen Anwendung von Aprotinin bei blutungsträchtigen orthopädischen oder traumatologischen Eingriffen untersuchten wir folgende
Fragestellung: Hat die intraoperative intravenöse Applikation von Aprotinin einen Effekt auf die ossäre Integration von Titanimplantaten?
Methoden: 40 weibliche Sprague-Dawley Ratten erhielten unilateral eine retrograde Femurnagelung. 20 Tieren wurde dabei intraoperativ i.v. Aprotinin appliziert (7200 KIU Bolus, gefolgt von 1800 KIU pro Stunde), die Kontrollgruppe erhielt dasselbe Volumen als isotone Kochsalzlösung. Nach 8 Wochen wurden die Tiere getötet und aus beiden Gruppen je 10 Femora biomechanisch gestestet bzw. für die histologische Auswertung vorbereitet. Die biomechanische Auswertung erfolgte durch ein etabliertes push-out Modell. Hierbei wird der eingebrachte Nagel in anterograder Richtung durch eine lineare Kraft aus dem Knochen gedrückt und die maximal erreichte Kraft bis zur Lockerung des Implantats gemessen und anschließend mit der gemessenen Knochen-Implantat-Kontaktfläche verrechnet. Für die histomorphometrische Auswertung wurden nicht entkalkte Schliffe angefertigt, die nach Safranin-O/van-Kossa gefärbt wurden. Anschließend wurden die Schliffe digital aufgenommen und die Implantat-Knochen Kontaktfläche beurteilt.
Ergebnisse: Die biomechanischen Ergebnisse als auch die Auswertung der radiologischen Bildgebung zeigten keine Unterschiede zwischen beiden Gruppen. Die Scherkraft der Aprotinin-Gruppe lag bei 9,4 (± 2,7 MPa), die der Kontrollgruppe bei 9,0 (± 3,6 MPa) (Mann-Whitney-Test: p=0,895, kein signifikanter Unterschied). In den Röntgenaufnahmen beider Gruppen konnten keine pathologischen Befunde i.S. von Osteolysen, Knochendichteveränderungen o.ä. gefunden werden. Der intraoperative Blutverlust ist in dem verwendeten Tiermodell sehr gering und wurde nicht quantifiziert.
Schlussfolgerungen: Nach den vorliegenden Ergebnissen kommt es unter intraoperativer intravenöser Applikation von Aprotinin zu keiner Beeinträchtigung der Implantateinheilung, so dass bei blutungsträchtigen Eingriffen Aprotinin zur Verringerung des Blutverlustes eingesetzt werden kann.