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Objektive und subjektive Langzeit-Rehabilitationsergebnisse nach Polytrauma: eine Untersuchung von 637 Patienten
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Veröffentlicht: | 19. Oktober 2004 |
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Fragestellung
Hauptziel der unfallchirurgischen Behandlung Polytraumatisierter ist die bestmögliche Wiederherstellung der muskuloskelettalen Funktion als Voraussetzung für die medizinische, berufliche und soziale Rehabilitation mit adäquater Lebensqualität. Zur Evaluation des objektiven und subjektiven Langzeit-Rehabilitationsergebnisses nach Polytrauma wurde der Hannover Score of Polytrauma Outcome (HASPOC) entwickelt und validiert und für eine klinische Nachuntersuchungsstudie ≥10 Jahre nach Mehrfachverletzung angewandt. Ziel der standardisierten Langzeituntersuchung war die Bewertung des langfristigen Behandlungsergebnisses Polytraumatisierter auf Basis einer Patientenbefragung und körperlichen Nachuntersuchung sowie die Identifikation von Frühindikatoren für klinische Spätkomplikationen.
Methoden
In diese Studie wurden alle polytraumatisierten Patienten eines Traumazentrums der Maximalversorgung eingeschlossen, die zwischen 1973 und 1990 verunfallt sind und zum Zeitpunkt des Traumas zwischen 3 und 58 Jahre alt waren. Die Nachuntersuchung erfolgte ≥ 10 Jahre nach Trauma und wurde von zwei unfallchirurgischen Ärzten standardisiert (HASPOC) durchgeführt. Die klinische Nachuntersuchung gliederte sich in eine subjektive Befragung (Teil I) und in eine Ganzkörperuntersuchung der Patienten (Teil II) und beinhaltete die Erfassung bekannter Scores (SF 12, Karlstrom-Olerud-Score, Lysholm-Score, Tegner-Activity-Score, McGuire-Score, Hannover-Spine-Score) sowie die Bewertung durch den Rehabilitationsscore HASPOC (min -18/max 469,29). Die Datenerfassung erfolgte in dem Datenbankprogramm Visual Fox Pro 7.0. Die statistischen Auswertungen wurden mit SPSS 11.0 und Excel 2002 durchgeführt.
Ergebnisse
Von September 2000 bis Juli 2002 wurden 637 Mehrfachverletzte (ISS 20,7 / 75,2% männlich) nachuntersucht, die zwischen 1973 und 1990 verunfallt waren. Das mittlere Alter zum Zeitpunkt des Traumas war 26,5 (3-58) Jahre. Der mittlere Nachuntersuchungszeitraum betrug 18 Jahre (10-28 Jahre) nach Trauma.
Die durchschnittliche stationäre Reha-Dauer betrug 83 (0-3025) und die ambulante 268 (0-3825) Tage. Der mittelere HASPOC-Wert war 64 (1-266): HASPOC-Patient 48 (0 -148), HASPOC-Arzt 15,2 (-2 bis 132). 128 Patienten waren zum Zeitpunkt der NU berentet (20,1%). Anteil der Berentung pro Verletzungsregion im Gesamtkollektiv (n=637):
Schlussfolgerungen
Die ICU-Dauer, Beatmungsdauer und Krankenhausliegedauer ist bei ähnlicher Verletzungsschwere in den höheren Altersgruppen länger. Die mittlere Reha-Dauer Polytraumatisierter umfasst 1 Jahr. 76,5% der Patienten zeigten langfristig subjektiv ein sehr gutes bis befriedigendes Rehabilitationsergebnis. Der Hauptgrund für körperliche Behinderungen und Berentungen waren Verletzungen der unteren Extremität, Schädelhirntraumata und Wirbelsäulenverletzungen.