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Der Einfluss eines Weichteilschadens auf die Frakturkonsolidierung: eine angiographische und biomechanische Untersuchung
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Veröffentlicht: | 19. Oktober 2004 |
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Fragestellung
Klinische Studien konnten zeigen, dass Frakturen mit assoziiertem Weichteilschaden in der Regel eine schlechtere Heilungsprognose besitzen als isolierte Frakturen. Allerdings resultieren diese Ergebnisse häufig aus Untersuchungsgruppen mit unterschiedlichen traumatischen Schweregraden. Bei der Betrachtung eines zusätzlichen Weichteilschadens scheint die Vaskularität eine zentrale Rolle für die erfolgreiche Frakturkonsolidierung einzunehmen. Das Ziel der Studie war daher, unter standardisierten Versuchsbedingungen die Auswirkungen eines Weichteilschadens auf die Durchblutungssituation nach Fraktur zu untersuchen und den Heilungserfolg zu bestimmen.
Methoden
51 WISTAR Ratten wurden randomisiert in eine Frakturgruppe (n=25) und eine Frakturgruppe mit Weichteilschaden (n=26) eingeteilt. Nach Sicherstellung eines analgo-sedativen Narkosezustandes wurden mittels Guillotine-Verfahren eine Tibiaschaftfraktur und ein umfassender Weichteilschaden (Grad II nach Oestern/Tscherne) erzeugt. Die Frakturstabilisierung erfolgte durch eine intramedulläre Nagelung. Mit der Laser Doppler Flowmetrie (LDF) wurde die Durchblutung im Frakturspalt, in der proximalen und distalen Frakturregion und im umliegenden Weichteilgewebe jeweils post op, nach Tag 1, 3, 7, 14 und 28 bestimmt. Die mechanische Integrität des geheilten und des kontralateralen intakten Knochens wurde mittels einer 3 Punkt Biegeprüfung am 28. Tag ermittelt. Die statistische Analyse wurde mit dem Wilkoxon Test (Signifikanz p<0.05) durchgeführt. Das Versuchsvorhaben wurde vom Regierungspräsidium Tübingen (Reg.-Nr. 707) genehmigt.
Ergebnisse
Die Ergebnisse der mechanischen Prüfung zeigten zwischen beiden Versuchsgruppen weder für die Bruchkraft noch für die Biegesteifigkeit signifikante Unterschiede. Im Frakturspalt fand sich bis Tag 3 eine deutliche Blutflussreduktion nach zusätzlichem Weichteilschaden. Im weiteren Heilungsverlauf konnten keine wesentlichen Unterschiede festgestellt werden. In der proximalen Frakturregion erreichte die Durchblutung zu keinem Zeitpunkt den Ausgangswert nach additiver Muskelkontusion. Distal zeigte sich am ersten Tag eine größere Blutflussreduktion nach Fraktur als nach Fraktur mit zusätzlichem Weichteilschaden.
Schlussfolgerungen
Die Studienergebnisse demonstrieren keinen negativen Effekt eines Weichteilschadens auf die Frakturheilung und stehen im Einklang mit neuesten Studien (Utvag et al. 2003). Die aufgrund des Weichteilschadens reduzierte Vaskularität im Frakturspalt kann möglicherweise eine verzögernde Wirkung in der frühen Heilungsphase induzieren, besitzt aber offensichtlich keine Auswirkungen auf den Heilungserfolg. Wir vermuten, dass trotz der Muskelkontusion die Integrität der extraossären Blutversorgung insbesondere die Periost-Knochen und Muskel-Periost-Verbindung größtenteils erhalten bleibt. Unsere Ergebnisse legen den Schluss nahe, dass mäßige Weichteilschädigungen durch Trauma oder während der operativen Versorgung keinen ausgeprägt negativen Einfluss auf das Behandlungsergebnis haben.