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Einfluss des Versorgungszeitpunktes bei Brustwirbelsäulenverletzungen auf die respiratorische Funktion: eine retrospektive Analyse bei einzeitiger ventro-dorsaler Versorgung
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Veröffentlicht: | 19. Oktober 2004 |
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Fragestellung
Der Versorgungszeitpunkt von einem kombinierten Thorax- und Wirbelsäulentrauma wird kontrovers diskutiert. Frakturen im BWS-Bereich gehen regelmässig mit Lungenkontusionen unterschiedlichen Ausmasses einher. Um weitere Informationen über den Einfluss des Versorgungszeitpunktes auf das Outcome und die Lungenfunktion zu erhalten, untersuchten wir retrospektiv ein Kollektiv von Patienten welches auf Grund von Wirbelsäulenverletzungen ventro-dorsal stabilisiert wurde.
Methoden
42 Patienten wurden im Untersuchungszeitraum von 6/99 bis 9/03 einzeitig ventro-dorsal an Frakturen des BWK 3 - LWK1 stabilisiert. Die Einteilung erfolgte in 3 Gruppen:
Gruppe I: frisches Trauma und Versorgung innerhalb von 72 Stunden;
Gruppe II: frisches Trauma und Versorgung später als 72 Stunden;
Gruppe III: kein Trauma (sekundäre posttraumatische Fehlstellungen oder pathologische Frakturen).
Die Patienten in den Gruppen I und II wiesen klinische und/oder radiologische Zeichen einer Lungenkontusion auf. Alle Patienten wurden in Bauchlage einzeitig über einen dorsalen Zugang mittels eines winkelstabilen Schrauben-Stab-Systems stabilisiert und über eine Minithorakotomie von ventral mit Span oder Titankorb versorgt.
Ergebnisse
Die mittlere Op-Zeit betrug in Gruppe I 212 ± 36 min; in Gruppe II 247 ± 50 min und in Gruppe III 254 ± 55 min; p: n.s.), der intraoperative Blutverlust in Gruppe I 2,9 ± 1,7 l , in Gruppe II 2,0 ± 0,8 l und in Gruppe III 2,2 ± 1,1 l (p: n.s.). Der Horowitz-Quotienten differierte insbesondere auch in Gruppe I nicht signifikant zwischen prä-, intra- und postoperativen Werten. Die mediane Verweildauer auf der Intensivstation betrug 4 Tage, die Extubation erfolgte im Median am Operationstag (mittlere Beatmungsdauer: Gruppe I: 3 ± 6,2 (0-17) Tage, Gruppe II: 0,4 ± 0,5 Tage, Gruppe III 0,2 ± 0,5 Tage; I vs. II: p<0,05). Die 90 Tage Letalität betrug 0 %.
Schlussfolgerungen
Auch wenn die retrospektive Analyse einen nicht unerheblichen Bias bei der Auswahl des Versorgungszeitpunktes beinhaltet, scheint die frühe definitive Versorgung von thorakalen Wirbelsäulenverletzungen trotz des begleitenden Thoraxtraumas ohne signifikante perioperative Verschlechterung der Lungenfunktion möglich zu sein. Die Analyse eines grösseren Patientenkollektivs und schliesslich eine prospektive Untersuchung werden weitere Aufschlüsse über die Optimierung der Versorgung bzw. des Versorgungszeitpunktes ergeben.