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Charakteristika von Verletzungen der oberen und mittleren Brustwirbelsäule (BWK 1-10)
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Veröffentlicht: | 19. Oktober 2004 |
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Text
Fragestellung
Instabile Verletzungen der Brustwirbelsäule oberhalb von Th 11 sind wesentlich seltener als im übrigen Bereich der thorakolumbalen Wirbelsäule. Aufgrund einiger Besonderheiten und Unterschiede zu Verletzungen der sonstigen thorakolumbalen Wirbelsäule, sind diese Verletzungen als eigene Entität zu betrachten. Hervorzuheben ist der hohe Anteil von Rückenmarksläsionen, der in erster Linie auf die Enge des Spinalkanals und häufig vorliegende translatorische Dislokationen zurückzuführen ist. Charakteristisch ist weiterhin, dass in einer hohen Prozentzahl thorakale und pulmonale Begleitverletzungen vorliegen und die Patienten häufig mehrfachverletzt oder polytraumatisiert sind.
Methoden
In den Jahren 1985 bis 2003 wurden 65 Patienten, 51 Männer und 14 Frauen mit einem Durchschnittsalter von 37,33 Jahren (13-84) an der oberen bzw. mittleren BWS operiert.
An Verletzungsformen fanden sich folgende Verletzungen nach AO A1x6, A2x1, A3x26, B1x18, B2x7, C1x3, C4x4. Das Gros der Verletzungen war im Bereich BWK IV bis VII lokalisiert. In 11 Fällen trat die Verletzung isoliert auf.
Die Verletzungsschwere wurde nach der Abbreviated Injury Scale verschlüsselt. Bei 38 (58,5) traten zusätzliche Thoraxverletzungen auf. Ein schweres Thoraxtraumas AIS ≥ 3 (Mittelwert 3,26) lag bei 33 (50,7%) Patienten vor. Der Durchschnittliche ISS lag bei 22,2 (9-59). In 39 (60%) Fällen lag der ISS über 15, in 33 (50,7%) über 20.
Bei insgesamt 20 Patienten (30,7%) lagen initial Neurologische Ausfälle vor. Ein komplettes Querschnittssyndrom (Frankel A) fand sich bei 12 (18,5%) Patienten. Die operative Versorgung erfolgte in 54 Fällen von dorsal, 8 mal von ventral und in einem Fall kombiniert dorsal-ventral. Die Nachuntersuchung erfolgte durchschnittlich 66 Monate (4- 172) nach dem Eingriff.
Ergebnisse
Die Analyse des Patientenkollektivs ergab einen auffällig hohen Anteil von Typ-B Verletzungen. Der Anteil von schweren Begleitverletzungen und neurologischen Ausfällen war ebenfalls sehr hoch. Der Hannoveraner-Wirbelsäulen-Score betrug im Mittelwert 75,95 (30-100) Punkte. Die Analyse der Beweglichkeit ergab nahezu Normwerte. Die 12 Patienten mit initialer kompletter Querschnittssymptomatik zeigten keinerlei neurologische Veränderungen. Von den 8 Patienten mit inkompletter Querschnittssymptomatik verbesserten sich zwei Patienten um einen Punkt auf der Frankel-Scale, zwei Patienten um 2 Punkte und 1 Patient sogar um 3 Punkte (Frankel B zu Frankel E).
Schlussfolgerungen
Verletzungen im Bereich der oberen und mittleren BWS nehmen in den letzten Jahren aufgrund des veränderten Freizeitverhaltens und vermehrter Hochrasanztraumata zu. Trotz der Schwere der Verletzungen und oft bestehenden neurologischen Defiziten sowie oft schwerwiegenden Begleitverletzungen ist dank der Entwicklungen der modernen Wirbelsäulenchirurgie bei den operationspflichtigen Patienten ein hohes Maß an Zufriedenheit sowie ein gutes funktionelles Ergebnis möglich.