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Stressfrakturen bei offenen Wachstumsfugen: mittelfristige Ergebnisse bei 35 Patienten mit 40 Frakturen
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Veröffentlicht: | 19. Oktober 2004 |
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Fragestellung
Stressfrakturen stellen eine Reaktion gesunden Knochens auf inadaequate, submaximale, wiederholte Belastungen dar. Ziel dieser retrospektiven Studie ist die Durchführung einer Analyse an einem größeren Patientengut hinsichtlich der Lokalisation von Stressfrakturen, möglicher Risikofaktoren, dem Ausheilungsergebnis, der Sportfähigkeit und der Beschwerdefreiheit.
Methoden
In einer retrospektiven Analyse konnten von 48 Patienten mit 53 Stressfrakturen und offenen Wachstumsfugen 35 Patienten mit 40 Frakturen (81,2%) mit einem standardisierten Fragebogen und der Durchsicht der Akten und Röntgenbilder nachuntersucht werden. Der Nachuntersuchungszeitraum betrug im Schnitt 4,7 Jahre (Standardabweichung (SD) +/- 2,4). Das Alter der Patienten war im Mittel 12 Jahre (SD +/- 4,31).
Röntgenologisch war in 9 von 35 Fällen die Fraktur nicht erkennbar, in 12 eine diskrete Linie oder Periostreaktion und in 14 eine Frakturlinie. Kernspintomographisch ließen sich 3 von 22 Fälle nach Fredericson als Stadium I klassifizieren, 11 als Stadium II, 3 als Stadium III und 5 als Stadium IV.
In der Regel wurde konservativ behandelt: Therapiert wurde in 10 Fälle mittels Ruhigstellung im Gips für 4-6 Wochen, 27 Fälle mit einer Entlastung für mindestens 4 Wochen, ein Fall mit alleiniger Sportkarenz. In 2 Ausnahmefällen wurde bei zunehmender Dislokation der nachgewiesenen Stressfraktur eine Operation durchgeführt (Olecranon und MT I).
Ergebnisse
Die häufigste Lokalisation stellte die Tibia mit 35% der Fälle (n=14) dar, gefolgt von den Metartasalia mit 17,5% (n=7), der Patella (15%, n=6), das Femur (10%, n=4), den Talus (7,5%, n=3), die Fibula (5%, n=2), das Becken (5%, n=2), sowie jeweils eine Läsion am Os Naviculare und Olecranon.
Risikoprofil: 21 von 35 (60%) Patienten trieben regelmäßig Sport, 9 davon Leistungssport. 6 gaben an, vor Auftreten der Stressfraktur die Trainingsintensität geändert zu haben. Patienten ohne Sportprofil hatten in 13 Fällen eine infantile Cerebralparese (ICP) mit einer biomechanischen Fehlbelastung des Skeletts. 3 Patienten hatten einen Klumpfuß, 3 eine varische Beinachse (Knöchelabstand > 3cm). 5 von 9 übergewichtigen Patienten berichteten über eine Gewichtszunahme von mehr als 5kg innerhalb der letzten 6 Monate vor Auftreten der Stressfraktur.
Uneingeschränkt sportfähig wurden 27 Fälle (67,5%) , 11 (27,5%) hatten Einschränkungen bei sportlicher, 2 bei alltäglichen Belastungen. Pseudarthosen traten nicht auf.
Schlussfolgerungen
Die Risikofaktoren bei Patienten mit offenen Wachstumsfugen decken sich weitgehend mit denen adulter Patienten. Es fällt jedoch ein hoher Anteil an nicht beschwerdefreien Patienten auf. Unsere Daten verdeutlichen, dass eine Ruhigstellung von 4- 6 Wochen - im Gegensatz zu sonstigen kindlichen Frakturen- bei Stressfrakturen nicht ausreichend sein kann.