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Xenogene Transplantate zur Defektauffüllung am Tibiakopf
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Veröffentlicht: | 19. Oktober 2004 |
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Fragestellung
Tibiakopfimpressionsfrakturen benötigen nach Reposition eine Defektauffüllung, neben autogenen, allogenen und alloplastischen Materialien stehen seit fünf Jahren xenogene Transplantate zur Verfügung. Klinische Daten zur Verwendung bei Tibiakopffrakturen sind bis dato nicht publiziert (medline).Ziel der Untersuchung war die Beobachtung und Überprüfung von klinischer Anwendung, handling, radiologischem Ein- und Umbau sowie der klinischen Komplikationsrate bei der Verwendung von xenogener, boviner Spongiosa beim Menschen bei Frakturversorgung am Tibiakopf (AO 41).
Methoden
Zwischen Juni 1999 und Mai 2000 wurden bei 44 Patienten am Tibiakopf xenogene Transplantate verwendet (n=27 Lubboc®, n=17 Tutogen®). Es handelt sich um eine monozentrische Anwendungsbeobachtung, alle Patienten waren über die Behandlungsalternativen (autogen, allogen, Keramik) aufgeklärt. Eingeschlossen wurden alle Patienten mit Trauma, bei denen nach Reposition eine Volumendefekt verblieb, sowie Hebedefekte am Tibiakopf. Ausschlußkriterien waren Tumor, Missbildung, Polytrauma und Infektion im Operationsgebiet. Als Endpunkte der Studie galt ein Mindestbeobachtungszeitraum von 6 Monaten, das Auftreten von postoperativen Komplikationen wie Infekt, Pseudarthrose, die Notwendigkeit der Explantation und Tod. Das zur Defektauffüllung verwendete xenogene Transplantat wurde als Block, Zylinder oder Keil eingebracht. Das Material wurde gegebenenfalls mit Knochenmark beimpft. Neben der Routineparametern der Prozessqualität wird die Ergebnisqualität nach BG-Kriterien dokumentiert, der Lysholm und Tegner–Score angegeben und das Integrationsverwahlten der Transplantate radiologisch semiquantitativ beurteilt.
Ergebnisse
Radiologisch werden xenogene Transplantate in Abhängigkeit vom Transplantatvolumen mit zunehmendem postoperativen Intervall resorbiert und durch Wirtsknochen ersetzt. Dieser Vorgang läuft langsam ab, es zeigt sich eine schwache, nicht signifikante Korrellation mit dem p.op. Intervall (-0,06 bis –0,29). Es besteht keine Korrellation zwischen dem klinischen Ergebnis und dem radiologischen Einheilungsverhalten. 4 von 44 Patienten (9,1%) weisen Komplikationen auf, mehrheitlich (n=3, entsprechend 6,8%) Infektionen.
Schlussfolgerungen
Eine abschließende Beurteilung des Endergebnisses ist frühestens 6 Monate postoperativ sinnvoll. Lokale Infektionen stellen eine Kontraindikation dar. Im Vergleich zur einer parallelen Serie mit Transplantation an anderen Lokalisationen (n=122) sind die Ergebnisse am Tibiakopf günstiger. Die Infektionsrate (3/44) erscheint hoch, lässt sich aber kausal nicht eindeutig zuordnen. Die Anwendung xenogener Transplantate sollte kleineren Defekten im ersatzstarken Lager als inlay grafts vorbehalten sein. Onlay grafts sind als ungünstig zu bewerten. Xenogene Transplanate können autogene Transplantate nicht ersetzen.