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Stellenwert der Schulterprothese bei der Behandlung der 4-Fragmentfraktur des Humeruskopfes: Evaluierung der eigenen Ergebnisse und des aktuellen Wissenstandes
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Veröffentlicht: | 11. November 2003 |
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Fragestellung
Die 4-Fragmentfraktur des Humeruskopfes ist eine Problemfraktur. Bei dieser Untersuchung haben wir die Ergebnisse der Schulterfunktion bei der Behandlung dieser Fraktur nach primärer Implantation einer Schulterhemiprothese (EPOCA®) evaluiert, um die Frage zu klären, welche Faktoren neben dem Implantat selbst die postoperative Schulterfunktion beeinflussen. Zusätzlich wurde die bisher publizierte Literatur analysiert, um die Vor- und Nachteile der praktizierten Behandlungsmethoden, also primäre Osteosynthese, konservative Behandlung und Prothesenimplantation zu beurteilen.
Methoden
Die Evaluierung der eigenen Ergebnisse erfolgte als eine systematische Anwendungsbeobachtung (EBM-Level III), wobei folgende Faktoren herangezogen wurden: Epidemiologie, Constant-Murley-Score, Scoring von Compliance und radiologischem Ergebnis sowie Komplikationserfassung. Bei der Analyse der bisher publizierten Literatur fanden sich nur wenige valide Studien, welche nach EBM-Kriterien hinsichtlich Randomisierung und Kontrolle durchgeführt wurden, so daß eine Metaanalyse nicht durchgeführt werden konnte.
Ergebnisse
Zwischen September 2000 und März 2002 wurden insgesamt 24 EPOCA®-Schulterhemiprothesen implantiert. Die Indikation wurde in 14 Fällen bei Vorliegen einer frischen 4-Fragmentfrakur und einmal bei einer 3-Fragmentluxationsfraktur gestellt. Betroffen waren hauptsächlich Frauen (73%) mit einem Durchschnittsalter von 71 Jahren. Nach einem mittleren Nachuntersuchungszeitraum von 15 Monaten lag der durchschnittliche Constant-Score bei 49 Punkten, wobei 13 Patienten (87%) bewertet werden konnten. Zum Vergleich wurde der Score der Gegenseite herangezogen, der bei 91 Punkten lag, so daß 54% der normalen Schulterfunktion erreicht wurden. Die subjektive Einschätzung der Schulterfunktion korrelierte mit dem Constant-Score und lag bei 47% (Pearson-Koeffizient 0,834). Bei der radiologischen Auswertung fiel bei 60% der Patienten ein Tuberkulum majus-Defekt auf, der bei einem Drittel der Fälle mit einem Kopfhochstand vergesellschaftet war. Eine statistisch signifikante Korrelation von Constant-Score mit den Scores für Compliance oder das radiologische Ergebnis konnte nicht gezeigt werden. Bei der Analyse der bekannten Literatur fielen zum einen geringe Fallzahlen und geringe Nachuntersuchungsraten auf. Keine Studie zu Versorgungskonzepten der oben beschriebenen Frakturgruppe konnte eine Signifikanz zeigen, die einer "Worst-Case"-Analyse standgehalten hätte. Tendentiell scheint die konservative Versorgung jedoch nachteilig zu sein, die Operationen mit Rekonstruktion oder primärer Schulterprothesenimplantation weisen etwa äquivalente Ergebnisse auf.
Schlussfolgerungen
Die Schulterhemiprothese gestattet eine sichere Versorgung von 4-Part-Frakturen des Humeruskopfes, wobei persistierende Einschränkungen hinsichtlich Mobilität und Funktion zu erwarten sind. Die Auswertung der Literatur nach EBM-Kriterien gestattet keine sichere Aussage, welches Versorgungsverfahren überlegen ist.