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Verfahrenswahl zur septischen Kniegelenkarthrodese: Indikation und Ergebnisse
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Veröffentlicht: | 11. November 2003 |
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Fragestellung
Zur Wiederherstellung der Belastbarkeit der unteren Extremität stellt die Arthrodese nach Destruktion des Kniegelenkes eine bekannte Therapieoption dar. Allerdings ist es aufgrund von Knochendefekten, kompromittiertem Weichteilmantel und persisitierender Weichteilinfektion schwierig eine stabile knöcherne Fusion zu erreichen. In der vorliegenden Studie werden Behandlungsverlauf, Fusionsrate und Infektsanierung nach Kniegelenkarthrodese mittels Hybridfixateur (HF), Kompressionsnagel (KN) und Arthrodesenstab (AS) ausgewertet.
Methoden
Von 10/2000 bis 10/2002 wurden nach entzündlicher Destruktion des Kniegelenks 37 Versteifungsoperationen vorgenommen. Bei 23 Pat. (O 67,0a, 19,4-88,8a) bestanden nach infizierten Prothesen ausgeprägte knöcherne Defekte, so dass eine knöcherne Fusion nicht angestrebt und ein modularer Titan-AS implantiert wurde. Bei 14 Pat. (O 54,3a, 23,1-87,7a) mit angestrebter Fusion kam 10x der HF zur Anwendung (6x nach primärem Gelenkinfekt, 3x nach Protheseninfekt, 1x nach infizierter Osteosynthese). 2 Pat. lehnten dieses Vorgehen ab, weitere 2 Pat. hatten ipsilaterale Femur- oder Tibiaschaftpseudarthrosen, so dass der KN angewendet wurde. Nach durchschnittlich 15 Wochen (12,1-18,3wo) wurde der HF entfernt.
Ergebnisse
Bei 5 Pat. (21,7%) mit AS wurden durchschnittlich 1,4 Revisionen notwendig. Die Infektrezidivrate betrug 13% (n=3): 2x wurde konservativ behandelt, 1x musste die OS-Amputation bei 20cm tibialen Defekt durchgeführt werden. Radiologische Lockerungszeichen wurden nicht festgestellt. 5 Revisionen nach HF wurden durchgeführt (1x Pin-, 1x Ringwechsel, 1x Sequestrektomie bei Pininfekt, 2x Verfahrenswechsel bei Pseudarthrose). Bei den KN konnten eine 100%ige knöcherne Fusionsrate, bei einem Infektrezidiv erreicht werden. Bei einem durchschnittlichen Nachuntersuchungszeitraum von 8,7 Monaten (2,4-22,4mo) erreichten 82,6% der Pat. nach AS, 100% nach HF- und KN-Arthrodese die Vollbelastung. Infektfreiheit konnte durch die Stabarthrodese in 86,9% (n=20), durch HF- in 70% (n=7) und KN-Arthrodese in 3 Fällen (75%) erzielt werden. In allen 3 Gruppen musste in 20% zur Weichteilsanierung eine Lappenplastik vorgenommen werden.
Schlussfolgerungen
Der HF ist eine sichere Möglichkeit eine Versteifung des Kniegelenks ohne innere Implantate, allerdings bei reduziertem Patientenkomfort und grossem ambulanten Behandlungsaufwand (Nachspannen alle 14 Tage) durchzuführen. Voraussetzung sind ausreichende knöcherne Kontaktflächen. Der AS kann nur bei Infektfreiheit mit den Risiken der aseptischen und septischen Lockerung implantiert werden, jedoch ohne Rücksicht auf die knöcherne Situation. Der KN scheint ausreichend stabil, um eine Fusion auch unter floriden Infektbedingungen zu ermöglichen. Der Mobilitätsgrad ist bis auf die erzielte Beinlänge unabhängig vom Verfahren zu sehen, und ergibt sich aus dem Patientenalter und der Komorbidität.