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Der Einfluß des Alters auf den Verlauf des Polytraumas
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Veröffentlicht: | 11. November 2003 |
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Fragestellung
Nach aktuellen Daten der Statistik Austria waren im Jahr 2000 20,7% der Österreichischen lebenden Bevölkerung über 60 Jahre alt. Im Jahr 2030 werden 32,2% zu dieser Altersgruppe zählen. Nicht nur durch die steigende Lebenserwartung und den Geburtenrückgang, sondern auch durch zunehmende Mobilität älterer Menschen kann mit einem wachsendem Prozentsatz von verunfallten Patienten im höheren Lebensalter gerechnet werden. In der vorliegenden Studie wurde der Verlauf polytraumatisierter Patienten in Abhängigkeit vom Lebensalter dargestellt.
Methoden
An unserer Klinik werden seit 9/92 alle polytraumatisierten Patienten prospektiv erfasst. In Abhängigkeit vom Lebensalter wurden aus dem Gesamtkollektiv (9/92-12/01) von 466 Patienten zwei Gruppen gebildet: Patienten 16-64 Jahre (Gruppe A: n=369; 36,4 ±13,4 Jahre, 73,4% männlich) und 65-91 Jahre (Gruppe B: n=45, 74,8±7,0 Jahre, 44,4% männlich). Neben den demographischen Daten wurden die Verletzungsschwere, die Versorgung, Beatmungstage, die Häufigkeit von Komplikationen und das Outcome in Abhängigkeit vom Lebensalter analysiert. Der Vergleich der Variablen erfolgte mittels Fisher's Exact Test. Mittels Regressionsanalyse wurde mit den unabhängigen Variablen Alter, Verletzungsschwere und präklinischen hämodynamischen Zustand die Mortalitäts-wahrscheinlichkeit ermittelt.
Ergebnisse
Die Gesamtverletzungsschwere (Injury Severity Score) der Gruppe A lag im Mittel bei 34,0, bei Gruppe B bei 32,1. Auch bezüglich der regionalen Verletzungschwere konnte bis auf einen Parameter kein signifikanter Unterschied festgestellt werden (p=≥0,05). Die jüngere Gruppe A zeigte eine signifikant höhere Inzidenz von Wirbelsäulenverletzungen (A:21,1%; B:6,7%; p=0,02). 29,0% der Gruppe A waren bei Einlieferung hämodynamisch instabil, 73,2% des Kollektives bereits intubiert. Zum Vergleich der älteren Patientengruppe B waren hier 48,9% schockiert, 68,9% bei Eintreffen im Schockraum intubiert. Es konnte kein Unterschied bezüglich der Häufigkeit an Notfalleingriffen (Stufe Ia, A:24,2%; B:24,2%9) und Operationen nach Stabilisierung innerhalb von 24 Stunden (Stufe III, A:70,2; B:60,0%) festgestellt werden. Rekonstruktive Eingriffe (Stufe V) wurden im jüngeren Kollektiv häufiger durchgeführt (A:57,6%; B:35,6%). Die Inzidenz des MOV war bei älteren Patienten signifikant höher (A:7,1%; B:17,8%; p=0,02), die durchschnittliche Beatmungsdauer länger (A:13,0 Tage; B:20,0 Tage). 26,8% der Gruppe A verstarben, verglichen mit 53,3 % der Gruppe B (p=0,00049).
Schlussfolgerungen
Wie die durchgeführte Studie zeigt, ist trotz vergleichbarer anatomischer Verletzungsschwere die Letalität und Komplikationsrate nach Polytrauma im hohen Lebensalter signifikant beeinflußt. Die Gruppe der über 65-jährigen trägt mit rund 10% einen nennenswerten wachsenden Anteil zum polytraumatisierten Patientengut bei. In Zukunft wird es gefordert sein durch weitere klinische Forschung die Versorgung älterer polytraumatisierter Parienten zu optimieren.