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Stellenwert der Locking Compression Plates (LCPs) für die osteosynthetische Versorgung distaler Humerusfrakturen. - Eine biomechanische Analyse unterschiedlicher Osteosyntheseverfahren -
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Veröffentlicht: | 11. November 2003 |
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Fragestellung
Distale Humerusfrakturen werden bevorzugt durch Osteosynthese versorgt. Klinische und biomechanische Arbeiten zeigen, dass die besten Ergebnisse durch Doppelplattenosteosynthese mittels Rekonstruktionsplatten (RPs) erreicht werden. Trotzdem treten insbesondere bei älteren Patienten oder beim Vorliegen einer metaphysären Trümmerzone nach wie vor unbefriedigende Ergebnissen durch ungenügende Primärstabilität auf. Dies führte zur Suche nach optimalen Implantaten. Es soll geklärt werden, in wiefern die Verwendung winkelstabiler Rekonstruktionsplatten (LCPs) im Vergleich zu konventionellen RPs zur einer verbesserten Primärstabilität führt.
Methoden
Aus 40 humanen distalen Humeri (median 74 Jahre, Min. 46, Max. 95) wurden entsprechend der BMD-Werte (ermittelt durch pQCT) 4 statistisch vergleichbare Gruppen (G1-4) mit je 10 Humeri gebildet (p>0.9). Als Frakturmodell wurde eine Fraktur vom Typ AO 13-A3.3 verwendet; 4 unterschiedliche Implantate bzw. Konfigurationen wurden biomechanisch getestet: G1: 3,5mm konventionelle Rekonstruktionsplatte in dorsaler Konfiguration; G2: 3,5mm konventionelle Rekonstruktionsplatte in 90°- Konfiguration; G3: wie G1, jedoch mit LCPs; G4: wie G2, jedoch mit LCPs. Alle Konstrukte wurden mittels einer MTS Bionix 858 in axialer Kompression (250N), anteriorer/ posteriorer Biegung (4,5Nm) und Torsion (6,5Nm) im elastischen Bereich auf Steifigkeit getestet. Anschliessend erfolgte eine zyklische Testung mit 4,5Nm über 4000 Zyklen (1Hz) sowie eine Festigkeitstestung bis zum Versagen des Konstrukts. Die statistische Auswertung erfolgte mit dem Levene`s-Test, dem Kruskal-Wallis-Test und dem Wilcoxon-Test.
Ergebnisse
In den Lastfällen anteriore/posteriore Biegung und Torsion wurde in G4 eine statistisch signifikante Erhöhung der Steifigkeiten im Vergleich zu G1 und G3 erreicht (p<0,01). Keine Unterschiede zwischen G1-4 fanden sich bei axialer Kompression und zyklischer Testung (ΔAmplitude und Settling). Bei der Festigkeitstestung zeigten sich signifikante Unterschiede im Versagensmuster: trotz signifikant höherer Lastapplikation (p<0.05) fand sich in G4 in 9 von 10 Fällen ein intaktes Knochen-Implantat-Interface (Versagen durch plastische Deformation). In G1 und G2 trat das Versagen bevorzugt durch Materialausbruch auf (Versagen des Knochen-Implantat-Interfaces).
Schlussfolgerungen
Durch die Verwendung von LCPs in einer 90°-Konfiguration kann die Primärstabilität bei der plattenosteosynthetischen Versorgung distaler Humerusfrakturen erhöht werden. Die höhere Steifigkeit des Konstruktes führt bei zyklischer Belastung nicht zu einem verfrühten Auslockern der Implantate. Bei Überlastung kommt es durch die Verwendung von LCPs am Knochen-Implantat-Interface im Vergleich zu konventionellen RPs seltener zum Versagen. Diese Ergebnisse sind insbesondere bei Osteoporose sowie beim Vorliegen einer metaphysären Trümmerzone von beachtlicher klinischer Relevanz.