Artikel
Die minimal-invasive Schraubenosteosynthese der medialen Schenkelhalsfraktur im höheren Lebensalter - eine Alternative zur Endoprothese
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 11. November 2003 |
---|
Gliederung
Text
Fragestellung
Die steigende Lebenserwartung führt zu einer Zunahme der medialen Schenkelhalsfraktur. Die relativ aufwendige Versorgung mit einer Hüftendoprothese stellt für die betagten Patienten eine hohe Belastung dar und verursacht erhebliche Behandlungskosten. Ein von Manninger entwickeltes spezielles Schraubensystem ermöglicht eine kopferhaltende, belastungsstabile minimal-invasive Osteosynthese medialer Schenkelhalsfrakturen bis Garden III.
Ziel der Studie war die Überprüfung dieser operativen Technik im Betrieb eines Versorgungskrankenhauses.
Methodik
Im Rahmen einer prospektiven Studie wurden zwischen Januar 1998 und August 2002 alle Schenkelhalsfrakturen bis Typ Garden III bei Patienten älter als 70 Jahre innerhalb von 6 Stunden nach Unfallereignis auf dem Extensionstisch geschlossenen reponiert und perkutan mit 2 Manninger-Schrauben versorgt. Die Patienten (mittleres Alter: 83,2 ± 6,7 Jahre) wurden ab dem 1. postoperativen Tag unter Vollbelastung mobilisiert.
Ergebnisse
Die mittlere OP-Zeit betrug 39,8 ± 13 Minuten, nur bei 3 Patienten wurden je 2 Fremdkonserven transfundiert. Intraoperative Komplikationen waren nicht zu verzeichnen. Postoperativ traten im Kollektiv der 63 Patienten als Komplikationen eine tiefe Beinvenenthrombose, ein ischämischer zerebraler Insult und 2 Myokardinfarkte auf. 2 Patienten verstarben während des stationären Aufenthaltes an internistischen Grunderkrankungen. Die postoperative Verweildauer betrug 12,3 Tage. Von den 61 behandelten Patienten wurden 40 in einem stationären Reha-Zentrum nachbehandelt, 21 Patienten wurden in ihre Pflegeeinrichtungen zurückverlegt. Der Nachbeobachtungszeitraum betrug im Mittel 21,5 ± 16 Monate. Die Patienten wurden telefonisch zu ihrer Gehfähigkeit befragt, die Mobilität wurde mit dem Barthel-Index dokumentiert. 18 Patienten waren im Beobachtungszeitraum an unfallunabhängigen Ursachen verstorben, 4 konnten nicht erreicht werden. In 2 Fällen waren Revisionseingriffe erforderlich: je eine Hüftkopfnekrose und ein Implantatbruch wurden durch sekundäre Hüftendoprothesen jeweils 9 Monate nach dem Ersteingriff versorgt. 88,5 % der befragten Patienten erreichten die präoperative Mobilität. Der Barthel-Index betrug präoperativ im Mittel 82,1, postoperativ 72,6. 10 Patienten benötigten Gehstützen (16,4%) und 13 nutzten einen Rollator (21,3%), 31 Patienten benötigten keine Gehhilfen (50,8%), 7 Patienten waren in den Rollstuhl mobilisiert (11,5%).
Schlussfolgerung
Die Manninger-Schraubenosteosynthese ist ein geeignetes Verfahren zur Versorgung medialer Schenkelhalsfrakturen im höheren Lebensalter. Durch die niedrige Komplikations- und Versagensrate (jeweils 1,6% für Hüftkopfnekrose und Implantatversagen) sowie die vergleichsweise niedrigen Behandlungskosten (etwa ein Achtel der Implantatkosten im Vergleich zur bipolaren Prothese) stellt die Schraubenosteosynthese eine sichere und wirtschaftlich sinnvolle Behandlung der medialen Schenkelhalsfraktur geriatrischer Patienten dar.