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Möglichkeiten der operativen Stabilisierung von Verletzungen der thorakolumbalen Wirbelsäule beim alten Menschen
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Veröffentlicht: | 11. November 2003 |
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Gliederung
Text
Zielsetzung
Instabile Verletzungen der thorakolumbalen Wirbelsäule beim alten Menschen sind selten. Wegen des oft schlechten Allgemeinzustands der Patienten und häufig relevanten Begleiterkrankungen sowie der meist vorliegenden Osteoporose wird daher die Indikation zur operativen Versorgung zurückhaltend gestellt. Anhand einer retrospektiven Analyse des eigenen Krankenguts soll der Stellenwert der operativen Therapie von Verletzungen der thorakolumbalen Wirbelsäule beim alten Menschen kritisch dargestellt werden.
Patientengut
In den Jahren 1986-2002 wurden in unserer Klinik 317 Patienten mit frischen Verletzungen der Brust- oder Lendenwirbelsäule stationär behandelt, die 65 Jahre oder älter waren. 59 Patienten wurden operativ versorgt. Es handelte sich um 31 Männer und 28 Frauen mit einem Durchschittsalter von 72,1 (65-91) Jahren. Ursache der Instabilität waren überwiegend Stürze im häusliche Milieu, keine Hochrasanztraumata. Bei lediglich einem Patienten lagen relevante Begleitverletzungen nach Sturz aus einem Baum vor (Rippenserienfraktur, Lungenkontusion). Die meisten Verletzungen waren im Bereich des thorakolumbalen Übergangs lokalisiert (13 x BWK12, 10 x LWK1).
Verletzungstypen, Therapie und Ergebnisse
58 Patienten wiesen Läsionen eines Wirbels auf (43 x inkomplette oder komplette Berstungsfraktur, 13 x Keilkompressionsfraktur, 2 x Luxationsfraktur), bei einem Patienten bestand eine Berstungsfraktur LWK 2 und LWK 4. Es wurden 9 ventrale Spondylodesen durchgeführt, 50 mal erfolgte die dorsale Versorgung, davon 47 mal instrumentiert. Diese wurde in 19 Fällen monosegmental durchgeführt, in 27 Fällen erfolgte die Instrumentation mehrerer Bewegungssegmente, einmal von 4 Segmenten. In drei Fällen von Kompressionsverletzungen erfolgte die Versorgung duch eine Kyphoplastie/Vertebroplastie. Als Implantat wurde ein Fixateur interne verwandt. In 11 Fällen war aufgrund des sehr osteoporotischen Knochens eine Verbundspondylodese mit Knochenzement erforderlich. An relevanten Komplikationen sahen wir 2 Schraubendislokationen, die einmal bei noch nicht durchbauter Fraktur die operative Revision erforderlich machten, sowie eine lateral fehlplazierte Pedikelschraube, die problemlos korrigiert werden konnte und zwei subcutane Infekte, die durch lokale Revision beherrscht werden konnten. Ein tetraplegischer Patient wurde zu einem dauerhaften Pflegefall, ansonsten konnten alle Patienten, die vor dem Unfall noch zu Hause lebten, nach Abschluß der Rehabilitation wieder in ihr häusliches Unfeld zurück kehren.
Schlußfolgerungen
Bei ausgewählten Indikationen läßt sich auch beim älteren Menschen die operative Stabilisierung der verletzten Wirbelsäule komplikationsarm durchführen. Die Verfügbarkeit leistungsfähiger Systeme ermöglicht stabile Instrumentationen bei Minimierung des operativen Eingriffs. Eine weitere Minimierung der operativen Belastung könnte durch den vermehrten Einsatz der Vertebroplastie/Kyphoplastie erreicht werden.