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Fixateur externe bei instabiler Becken- und Acetabulumfraktur - eine problematische Versorgungsstrategie?
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Veröffentlicht: | 11. November 2003 |
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Fragestellung
Acetabulumfrakturen mit instabilem Beckenring nehmen beim Polytrauma eine besondere Stellung ein. Zur Blutungskontrolle und Stabilisierung des Beckens stellt die primäre Montage eines Fixateur externe mit sekundärem Verfahrenswechsel und Acetabulumosteosynthese eine mögliche Therapiestrategie dar. Im Rahmen der prospektiven Erfassung Schwerverletzter wurde überprüft, ob das zweizeitige Vorgehen hinsichtlich verfahrensbedingter Komplikationen auch bei diesen kombinierten Frakturen zu empfehlen ist.
Methoden
Zwischen 05/98 und 12/02 wurden instabile Beckenfrakturen Schwerverletzter (ISS>15) im Rahmen der Notfallversorgung mit Fixateur externe oder ventraler Plattenosteosynthese bei primär notwendiger Laparotomie stabilisiert. Frakturen des Acetabulums mit zentraler Luxation wurden mit gelenkübergreifendem Fixateur stabilisiert. Nach Rekompensation der Organfunktionen wurden einzeitig Fixateur externe Entfernung sowie Osteosynthesen am Becken und Acetabulum durchgeführt. Neben der Dokumentation von Verletzungsschwere (ISS), klinischem Verlauf und Komplikationen wurden Lokalbefunde und erfasst und hinsichtlich der Inzidenz verfahrensbedingter Komplikationen ausgewertet.
Ergebnisse
Im genannten Zeitraum sind 1472 Schwerverletzte (ISS 20 +SD ; Alter 39 +SD) erfasst worden. 8,4% der Verletzten (n=124) hatten Beckenfrakturen (44 Typ A, 47 Typ B, 33 Typ C). Bei 20 Beckenfrakturen (14 Typ A, 4 Typ B, 3 Typ C) lagen 21 operationspflichtige Acetabulumfrakturen vor. Alle sieben instabilen Beckenfrakturen wurden wegen hämorrhagischem Schock primär stabilisiert (4 Fixateur externe, 3 ventrale Platten bei Laparotomie). Lokale Komplikationen am Fixateur wurden nicht beobachtet. Ein Patient verstarb im MOV, ein weiterer wurde bei anhaltendem Organversagen in Extension ausbehandelt. Vier einzeitige Verfahrenswechsel wurden nach durchschnittlich 14 Tagen vorgenommen. An den primär zur Stabilisierung notwendigen Osteosynthesen der Beckenfrakturen waren keine Komplikationen aufgetreten. Bei ilioinguinalem Zugang zum Acetabulum nach Fixateur externe sind bei beiden Patienten tiefe Infektionen aufgetreten. Bei dorsalem Zugang zum Acetabulum nach primärem Fixateur oder nach Symphysenplatte waren keine Komplikationen der Acetabulumosteosynthesen zu beobachten.
Schlussfolgerungen
Zwar stellt die Stabilisierung instabiler Beckenfrakturen mit Fixateur externe im hämorrhagischen Schock ein geeignetes Verfahren zur Blutungskontrolle dar. Jedoch sollte bei begleitenden, über den ilioinguinalen Zugang zu versorgenden Acetabulumfrakturen nach Stabiliserung der Blutungsproblematik der Fixateur externe entfernt und ein zweizeitiger Verfahrenswechsel vorgenommen werden um Infektionen zu vermeiden.