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Die offene Beckenfraktur - Behandlungsalgorithmus und Resultate anhand von 12 Patienten
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Veröffentlicht: | 11. November 2003 |
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Fragestellung
Der Behandlungsalgorithmus dieser ausgesprochen seltenen aber verheerenden Verletzung sowie die Resultate sollen anhand von 12 Patienten aufgezeigt werden.
Methodik
Retrospektive Analyse anhand von 12 Patienten in einem Zeitraum von 1994 bis 1998.
Ergebnisse
Es handelte sich um 8 männliche und 4 weibliche Patienten mit einem Durchschnittsalter von 29,6 Jahren (20-54). Dabei zeigten sich 6 Typ C (alle III° offen) und 6 Typ B-Verletzungen (4 x II° offen, 2 x III° offen). Innerhalb der ersten 12 Stunden benötigten die Patienten durchschnittlich 15 Erythrozytenkonzentrate (Typ C = 17 Konserven, Typ B = 13 Konserven). Alle Typ C Verletzungen bedurften noch im Schockraum der sofortigen Anlage einer Beckenzwinge zur initialen Kreislaufstabilisierung. In 60% der Fälle wurde die notfallmäßige Indikation zur Laparotomie gestellt, bei einem Patienten sekundär aufgrund eines sich entwickelnden abdominellen Compartements. Als häufigste Begleitverletzung zeigte sich der perianale Weichteilschaden in 60% der Fälle, in 40% fanden sich Nerven- und Plexusschäden, zu jeweils 20% traten Organverletzungen des Urogenitaltraktes sowie des Darmtraktes auf. Bei den Patienten mit einem perianalen Weichteilschaden wurde in 30% der Fälle ein protektiver AP angelegt. Insgesamt fanden sich bei den Typ C Verletzungen mehr peripelvine Begleitverletzungen als bei den Typ B Verletzungen (5 vs. 9). An chirurgischen Debridements waren in der Sekundärphase 27 Wundrevisionen erforderlich, bei den Überlebenden betrug dies 3,2 Second Look Operationen pro Patient. Die durchschnittliche Verweildauer auf der Intensivstation lag bei 32,2 Tagen (20-200), der durchschnittliche Klinikaufenthalt betrug 81,8 Tage (60-360), die Letalität betrug insgesamt 25%. Ein Patient verstarb intraoperativ trotz infradiaphragmaler Aortenabklemmung im hämorrhagischen Schock, ein weiterer verstarb nach 19 Tagen im septischen MOV und ein Patient erlitt 2 Monate nach Trauma eine letale Lungenembolie.
Schlussfolgerung
Liegt eine offene Beckenfraktur vor, muss bei fehlendem Selbsttamponadeeffekt ein aggressives Schockmanagement eingeleitet werden. Neben der Volumentherapie kommt insbesondere in der frühen klinischen Notfallbehandlung die Anwendung der Beckenzwinge eine wesentliche Rolle zu. Die Versorgung der Begleitverletzung erfolgt je nach Ort und Ausmaß derselbigen situationsadaptiert. Im weiteren Verlauf gilt es septische Komplikationen durch konsequent durchgeführte chirurgische Debridements zu vermeiden. Die Versorgung solcher schweren und seltenen Verletzungen sollte in einem Traumazentrum erfolgen.