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Dreiländertagung D-A-CH
24. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

28. - 30.09.2007, Innsbruck, Österreich

Bamboo Nodes als Erstmanifestation eines systemischen Lupus erythematodes

Vortrag

  • corresponding author presenting/speaker Matthias Seipelt - Klinik für Audiologie und Phoniatrie, Charité Universitätsmedizin, Berlin, Deutschland
  • author Christian Herzberg - Rheumaklinik Berlin-Buch der Immanuel Krankenhaus GmbH, Berlin, Deutschland
  • author Jörg E. Bohlender - Klinik für Audiologie und Phoniatrie, Charité Universitätsmedizin, Berlin, Deutschland
  • author Manfred Gross - Klinik für Audiologie und Phoniatrie, Charité Universitätsmedizin, Berlin, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie. Sektion Phoniatrie der Österreichischen Gesellschaft für HNO-Heilkunde, Kopf- und Halschirugie. Schweizerische Gesellschaft für Phoniatrie. Dreiländertagung D-A-CH, 24. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e.V.. Innsbruck, Österreich, 28.-30.09.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07dgppV11

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dgpp2007/07dgpp14.shtml

Veröffentlicht: 28. August 2007

© 2007 Seipelt et al.
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Zusammenfassung

In der Literatur sind Bamboo Nodes, meist symmetrisch vorhandene bindegewebige Verdickungen der Stimmlippen im mittleren Drittel, als eine von vielen klinischen Manifestationsformen unterschiedlichster Autoimmunerkrankungen beschrieben.

Wir berichten über eine 22-jährige Patientin, die mit der Verdachtsdiagnose eines REINKE-Ödems in unsere Sprechstunde überwiesen wurde. Die Eigenanamnese war im wesentlichen leer, auf gezielte Nachfrage räumte die Patientin Schmerzen in den distalen Interphalangealgelenken der Finger, insbesondere nach längerer manueller Arbeit, ein. In der klinischen Untersuchung zeigten sich symmetrische Veränderungen der Stimmlippen im mittleren Drittel im Sinne von Bamboo Nodes, für REINKE-Ödeme boten sich keinerlei Hinweise. Dem somit aufgekommenen Anfangsverdacht auf eine Autoimmunkrankheit folgend veranlassten wir eine weiterführende rheumatologische Diagnostik, in deren Ergebnis ein systemischer Lupus erythematodes gesichert wurde, der einer immunmodulatorischen Glukokortikoid- und Hydroxychloroquintherapie bedurfte und woraufhin ein Regime regelmäßiger labor- und funktionsdiagnostischer Kontrollen z.B. der Nierenfunktion zur Prophylaxe einer Niereninsuffizienz begonnen wurde.


Text

In der Literatur sind Bamboo Nodes, meist symmetrisch vorhandene submuköse Verdickungen der Stimmlippen im mittleren Drittel, als eine von vielen klinischen Manifestationsformen unterschiedlichster Autoimmunerkrankungen beschrieben.

Wir berichten über eine 23-jährige Patientin, die wegen einer seit >1 Jahr bestehenden Heiserkeit bei ihrer behandelnden HNO-Ärztin vorstellig war und mit der Verdachtsdiagnose eines REINKE-Ödems in unsere Sprechstunde überwiesen wurde. Die Eigenanamnese war im wesentlichen leer, auf gezielte Nachfrage räumte die Patientin Schmerzen in den distalen Interphalangealgelenken der Finger, insbesondere nach längerer manueller Arbeit, ein. Auditiv war die Stimme mit G2 R2 B1 A1 S0 I1 zu charakterisieren. In der klinischen Untersuchung zeigten sich etwa symmetrische Veränderungen der Stimmlippen im mittleren Drittel im Sinne von Bamboo Nodes, die die gesamte Breite der Stimmlippen betrafen. Die Randkantenverschieblichkeit war im Bereich der Läsionen stark reduziert, sonst regelrecht. Der übrige Kopf-Hals-Spiegelbefund war unauffällig. Für REINKE-Ödeme boten sich keinerlei Hinweise.

Dem somit aufgekommenen Anfangsverdacht auf eine Autoimmunkrankheit folgend veranlassten wir eine weiterführende rheumatologische Diagnostik.

In der rheumatologischen Anamnese wurden rezidivierende Schmerzen im Bereich der Fingergelenke und Vorfüße sowie intermittierende Schwellungen des PIP-Gelenkes III rechts, immer wieder auftretende Morgensteifigkeit der Hände und Füße von der Dauer von ca. 1 Stunde und wiederholtes Auftreten eine Raynaud-Phänomens (Blauwerden/Abblassen) beider Hände beklagt. Es bestünde keine Sicca-Symptomatik, weder Thrombosen noch Fehlgeburten seien durchlebt worden. Seit mehreren Jahren jedoch sei eine ätiologisch nicht näher charakterisierte Hypothyreose bekannt, die mit täglich 100 µg L-Thyroxin substituierend therapiert werde.

In der klinischen Untersuchung fiel lediglich die bereits anamnestisch erwähnte Schwellung des rechten PIP-Gelenkes III auf.

Laborchemisch befanden sich im Normbereich: BSG, CRP, kleines und Differentialblutbild, Transaminasen, Kreatinin, Harnstoff, Serumelektrophorese, Quick, PTT, Lupusantikoagulans, Kardiolipin- und Phosphatidylcholinantikörper, Anti-ß2-Glykoprotein-IgG, weitere ENA, Antikörper gegen Thyreoperoxidase, Urinstatus, C4-Komplement, Eisen, Ferritin, TSH, IgA, IgM.

Pathologisch waren (in SI-Einheiten): IgG: 17; C3-Komplement 0,75; IgM- Rheumafaktor 21,3; ANA 1:2560 (homogen); Antikörper gegen Doppelstrang-DNA 79 (EEA); Antikörper gegen Doppelstrang-DNA (Critidie) 1:80; SSA-Antikörper >240; Anti-ß2-Glykoprotein-IgM 8,3.

Weiterhin unauffällig waren die Sonographie der Speicheldrüsen, und der extraglandulären Halslymphknoten, der Schilddrüse, die Echokardiographie, die Abdomensonographie, die Röntgenuntersuchung der Hände sowie der ophthalmologische Status inklusive Fundoskopie.

In der Sonographie der Fingergelenke ließ sich eine Synovitis des rechten IP, der PIP 2 bis 5 rechts und 2 bis 4 links, des MCP 2 rechts, jedoch keine Erosion des MCP 2 und 5 bds. nachweisen.

Insgesamt wurde auf Grundlage der vorliegenden anamnestischen Daten und Untersuchungsbefunde die Diagnose eines systemischen Lupus erythematodes gestellt.

Bezüglich der Hypothyreose bestand der Verdacht auf eine HASHIMOTO-Thyreoiditis, der sich jedoch weder sonographisch noch laborchemisch erhärten ließ.

Therapeutisch wurde rheumatologischerseits eine systemische Kortikoidtherapie, die beginnend mit 50 mg Prednisolon i.v. und täglicher Dosisreduktion auf eine dauerhafte orale Gabe von 5 mg Prednisolon täglich eingestellt wurde; begonnen, zudem wurde eine immunmodulatorische Dauertherapie mit Hydroxychloroquin, 400 mg Tagesdosis für die ersten 4 Wochen, 200 mg ab Woche 5 eingeleitet. Zur Osteoporoseprophylaxe werden Calcium und Vitamin D gegeben.

Unter dieser Medikation kam es zum Rückgang der Gelenkschmerzen und der Morgensteifigkeit sowie der Schwellungen und der sonographisch nachweisbaren entzündlich bedingten Gelenkveränderungen.

Die Stimme blieb trotz der genannten Medikation etwa unverändert.

Zum therapeutischen Vorgehen wurden mit der Patientin die intrachordale Injektion von Triamcinolon und die mikrolaryngoskopische submuköse Abtragung der Läsionen diskutiert.


Literatur

1.
Murano E, Hosako-Naito Y, Tayama N, Oka T, Miyaji M, Kumada M, Niimi S. Bamboo node: primary vocal fold lesion as evidence of autoimmune disease. J Voice. 2001;15(3):441-50.
2.
Schwemmle C, Ptok M. Bamboo nodes als Ursache von Dysphonien bei Autoimmunkrankheiten. HNO. 2007;55(7):564-8.
3.
Hilgert E, Toleti B, Kruger K, Nejedlo I. Hoarseness Due to Bamboo Nodes in Patients with Autoimmune Diseases: A Review of Literature. J Voice. Epub 2007 Feb 3 (ahead of print).