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Visuelle Aufmerksamkeitsverteilung während der Figurexposition: Zeigen Patientinnen mit Essstörungen eine Blickpräferenz gegenüber Körperzonen, die sie als unattraktiv erleben?
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Veröffentlicht: | 24. Oktober 2007 |
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Die Unzufriedenheit mit der Figur zählt zu den wichtigsten Risikofaktoren für die Entwicklung von Essstörungen. Bisher ist allerdings weitgehend ungeklärt, durch welche kognitiven Prozesse (z. B. Vermeidung vs. Fixierung auf Körperzonen, mit denen die Betreffenden unzufrieden bzw. zufrieden sind) Körperbildstörungen bei Patientinnen mit Essstörungen (Anorexia und Bulimia Nervosa) möglicherweise aufrechterhalten werden. Ziel der Studie ist es, einen Beitrag bzgl. der Identifizierung kognitiver Faktoren zu leisten, die an der Aufrechterhaltung klinisch relevanter Körperbildstörungen bei essgestörten Patientinnen beteiligt sein könnten.
In einer experimentellen Studie wurden Patientinnen mit Essstörungen (N=15 mit der Diagnose Bulimia Nervosa; N=6 mit der Diagnose einer Anorexia Nervosa) vor Beginn einer stationären Therapie rekrutiert und im Vergleich zu Frauen ohne Diagnose einer psychischen Störung (N=19) im Hinblick auf ihre Blickstrategien während einer experimentellen Figurexposition untersucht. Eingesetzt wurde ein kopfgestütztes Blickbewegungsmessgerät (Eyetracker der Firma SMI) anhand dessen die Aufmerksamkeitszu- bzw. -abwendung gegenüber Körperzonen erfasst wurde, mit denen die Betreffenden zufrieden bzw. unzufrieden sind. Die Figurexpositionen erfolgten in standardisierter Form (z. B. standardisierte Bekleidungssets) vor einem Ganzkörperspiegel. Darüber hinaus wurde anhand der Methode des Lauten Denkens erfasst, welche Kognitionen (körperbezogene vs. nicht-körperbezogene Kognitionen; Valenz der Kognitionen) die Probandinnen während der Figurexposition berichteten.
Erwartungsgemäß zeigte sich ein Aufmerksamkeitsbias der essgestörten Probandinnen gegenüber Körperzonen, die als wenig attraktiv erlebt wurden. Auch im Hinblick auf die verbalisierten Kognitionen zeigten sich hypothesenkonform Gruppenunterschiede. Die Ergebnisse werden im Hinblick auf die Aufrechterhaltung sowie im Hinblick auf Implikationen für die psychotherapeutische Veränderung von Körperbildproblemen diskutiert.