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125. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

22. - 25.04.2008, Berlin

Komponentenwechsel bei periprothetischen Femurfrakturen

Meeting Abstract

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  • corresponding author A. Katzer - ORTHOCLINIC HAMBURG, Hamburg, Deutschland
  • W. Steens - Asklepios-Klinikum Altona, Abt. Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Hamburg, Deutschland
  • A. Ince - St. Franziskus-Hospital Münster, Münster, Deutschland
  • J.-F. Löhr - ENDO-Klinik Hamburg, Hamburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 125. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 22.-25.04.2008. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2008. Doc08dgch8776

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dgch2008/08dgch672.shtml

Veröffentlicht: 16. April 2008

© 2008 Katzer et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Bei der Therapie periprothetischer Femurfrakturen konkurrieren neben einigen seltenen Verfahren im wesentlichen der Komponentenwechsel mit Implantation von Revisionsschäften und die Plattenosteosynthese bei festsitzender Schaftprothese. Obwohl die Plattenosteosynthese zweifellos ein etabliertes Verfahren darstellt, werden Komplikationsraten von 25-50% beschrieben, nicht zuletzt, da die periprothetische Femurfraktur i.d.R. ein erstes Zeichen einer okkulten oder bislang nicht diagnostizierten Schaftlockerung darstellt. Im Rahmen einer retrospektiven Analyse sollen die Ergebnisse der Wechseloperationen dargestellt werden.

Material und Methoden: Es wurden 875 konsekutive Wechseloperationen der ENDO-Klinik Hamburg bei periprothetischen Femurfrakturen unter Verwendung von Langschaftprothesen oder totaler Femurersätze auf Basis der Krankenakten, Röntgenbilder sowie eigens konzipierter Fragebögen analysiert. Eine repräsentative Gruppe von 120 Patienten wurde durchschnittlich 6,4 Jahre (2-13 Jahre) nach der Operation nachuntersucht und die Ergebnisse denen einer eigenen, früheren Serie plattenosteosynthetisch versorgter Frakturen gegenübergestellt.

Ergebnisse: Mehr als ein Drittel der Frakturen ereigneten sich ohne adäquates Trauma und in 77% der Fälle waren zum Zeitpunkt der Fraktur klinische und/oder radiologische Lockerungszeichen der Schaftprothese nachweisbar. Das Durchschnittsalter der Patienten lag bei 70 Jahren (42-88 Jahre) und der durchschnittliche Zeitraum zwischen Implantation der Prothese und dem Unfall bei 9,9 Jahren (4 Wochen bis 28 Jahre). Es erfolgten 543 komplette TEP-Wechsel, 235 Schaftwechsel und 87 Revisionen mit Implantation totaler Femurersatzprothesen. 25% der Patienten konnten postoperativ voll belasten und die übrigen 75% erreichten die Vollbelastung durchschnittlich 1,5 Monate (0-4 Monate) nach der Operation. Das funktionelle Ergebnis entsprach einem durchschnittlichen HHS-Punktwert von 85 (49-99). Die Komplikationsrate lag bei 10%, die der Plattenosteosynthesen dem gegenüber bei 34,2%.

Schlussfolgerung: Der Komponentenwechsel mit Implantation eines Revisionsschaftes oder eines totalen Femurersatzes stellt ein standardisiertes, zuverlässiges Therapiekonzept zur Behandlung periprothetischer Femurfrakturen mit gutem funktionellem Ergebnis und niedriger Komplikationsrate dar. Insbesondere der zügige Belastungsaufbau oder die Möglichkeit zur sofortigen Vollbelastung erleichtern die Frühmobilisation der meist älteren und teilweise multimorbiden Patienten. Die hohe Lockerungsrate der Schaftprothesen zum Zeitpunkt der Fraktur, die vorwiegend schlechte Knochenqualität und mögliche Materialschäden legen den Komponentenwechsel in der Mehrzahl der Fälle als Verfahren der Wahl zur Behandlung periprothetischer Femurfrakturen nahe. Dessen ungeachtet behält die Plattenosteosynthese weiterhin ihren festen Stellenwert v.a. bei der Versorgung supracondylärer Frakturen, moribunder Patienten und in Fällen mit festsitzender Schaftendoprothese.