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125. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

22. - 25.04.2008, Berlin

Johannes Esser (1877-1946), Jacques Joseph (1865-1934) und Hugo Ganzer (1879-1960) – ein historischer plastisch-chirurgischer Spaziergang durch das Berlin zwischen 1900 und 1920

Meeting Abstract

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  • corresponding author A. Gohritz - Klinik für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Medizinische Hochschule Hannover
  • P. M. Vogt - Klinik für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Medizinische Hochschule Hannover
  • F. J. Hönig - Georg-August-Universität Göttingen

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 125. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 22.-25.04.2008. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2008. Doc08dgch9871

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dgch2008/08dgch570.shtml

Veröffentlicht: 16. April 2008

© 2008 Gohritz et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: In den Jahren während und nach dem Ersten Weltkrieg, einer der innovativsten Perioden der Plastischen Chirurgie, behandelten drei hervorragende Pioniere in Berlin gleichzeitig viele der Tausenden von Gesichtsverletzten und entwickelten hierbei revolutionäre neue Konzepte: Johannes F. S. Esser, Jacques Joseph and Hugo Ganzer.

Material und Methoden: Ziel dieses Beitrags ist es, an das faszinierende Leben und Wirken und das tragische Ende dieser drei Webereiter zu erinnern, ihre weitgehend autodidaktische Arbeit und den Einfluß ihrer erfindungsreichen Neuerungen auf die moderne Plastische Chirurgie zu beleuchten.Interessierte Kollegen können anhand vorgestellten eines Routenplans die Nähe zu den historischen Stätten nutzen und sich auf einen Spaziergang durch Berlin auf die Spuren der Protagonisten zu begeben, mit Ausstellungen von Fotos, Auszügen aus den Werken und Gegenständen aus dem Nachlaß.

Ergebnisse: Der Holländer Johannes F. S. Esser (1877-1946), hochbegabter Schachmeister, Kunstsammler und Börsenspekulant, operierte in einer eigenen Abteilung mit 150 Betten, 2 Universitätsabteilungen, 2 Augen- und 2 Zahnkliniken und etwa 20 Privatinstituten Berlins zwischen 1917 und 1925. Zu seinen wichtigsten Beiträgen gehören das epitheliale Inlay, der zweizipfelige Lappen und Wangenrotationslappen zur Gesichtsrekonstruktion, osteokutane Lappenplastiken und der arterielle Insellappen, der das Prinzip der heutigen Perforatorlappen vorwegnahm. Jacques Joseph, autodidaktischer Experte für Gesichtschirurgie und Rhinoplastik, seit 1896 in eigener Praxis, leitete von 1916 bis 1920 eine 100-Betten-Abteilung für Gesichtsverletzte an der Charité, rekonstruierte die Gesichter zahlloser Kriegsopfer und entwickelte aus seiner riesigen Erfahrung bis heute gültige und unverzichtbare Techniken der Plastischen und Ästhetischen Gesichtschirurgie. Sein Buch "Nasenplastik und Sonstige Gesichtsplastik ” (1928 / 31) machte ihn zum bis “Vater der Modernen Rhinoplastik” und “Pionier der Kosmetischen Chirurgie”. Der heute fast vergessene Zahnarzt Hugo Ganzer stand von 1915-1923 einem Speziallazarett für 300-350 Gesichtsverletzte an der Kunsthochschule in Charlottenburg vor. Er berichtete 1917 unabhängig von Filatov und vor Gillies von Rundstiellappen, die er seit 1915 einsetzte. Er entwickelte nasolabiale Lappen und neue Verfahren zur Nasen-, Kiefer und Gaumenrekonstruktion. In seinem monumentalen Werk "Die Kriegsverletzungen des Gesichts und Gesichtsschädels” (1943) faßte er die Erfahrungen von einigen Tausenden behandelten Fälle zusammen, genauestens dokumentiert mit prä- und postoperativen Fotos, Farbaquarellen eines eigenen Kunstmalers und Gipsmoulagen.

Schlussfolgerung: Ein Spaziergang auf den Spuren dieser großen Persönlichkeiten durch Berlin schenkt die Erfahrung, daß die Beschäftigung mit der Geschichte der Plastischen Chirurgie ermöglicht, die Entwicklung, Gegenwart und Zukunft des Fachgebietes zu verstehen und auch Inspiration, Motivation und Vergnügen sein kann.