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125. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

22. - 25.04.2008, Berlin

Qualitative Verbesserung der Anastomosenheilung durch Gentamicin im Nagermodell – experimentelle Ansätze zur Entwicklung eines biologisch aktiven Nahtmaterials

Meeting Abstract

  • corresponding author M. Binnebösel - Klinik und Poliklinik für Chirurgie, Universitätsklinikum der RWTH Aachen, Aachen, Deutschland
  • K. Junge - Klinik und Poliklinik für Chirurgie, Universitätsklinikum der RWTH Aachen, Aachen, Deutschland
  • U. Klinge - Klinik und Poliklinik für Chirurgie, Universitätsklinikum der RWTH Aachen, Aachen, Deutschland
  • S. Titkova - Joint Institute for Surgical Research, Russian State Medical University, Moskau, Rußland
  • M. Polivoda - Joint Institute for Surgical Research, Russian State Medical University, Moskau, Rußland
  • A. Öttinger - Joint Institute for Surgical Research, Russian State Medical University, Moskau, Russland
  • V. Schumpelick - Klinik und Poliklinik für Chirurgie, Universitätsklinikum der RWTH Aachen, Aachen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 125. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 22.-25.04.2008. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2008. Doc08dgch9544

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dgch2008/08dgch395.shtml

Veröffentlicht: 16. April 2008

© 2008 Binnebösel et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Eine verzögerte Heilung intestinaler Anastomosen und insbesondere die Insuffizienz von Kolonanastomosen stellen weiterhin eine ernsthafte postoperative Komplikation dar und verursachen eine verlängerte Hospitalisation und sind mit hoher Morbidität und sogar Mortalität vergesellschaftet. In der Pathogenese der Anastomoseninsuffizienz sind neben technischen- auch biologische Faktoren von Bedeutung. Es wird hypothetisiert, dass eine veränderte extrazelluläre Matrix und insbesondere ein gestörter Kollagen-Metabolismus entscheidende biologische Faktoren darstellen. Durch Gentamicin-beschichtete alloplastische Netzmaterialien konnte in der Hernienchirurgie experimentell bereits eine Verbesserung der Wundheilung sowie der Narbenqualität demonstriert werden. Das Ziel dieser Studie war es, den Effekt von Gentamicin auf die Heilung von Kolonanastomosen im Kleintiermodell zu untersuchen. Auf Grundlage der Ergebnisse wurde ein mit Gentamicin-beschichtetes Nahtmaterial entwickelt.

Material und Methoden: 60 Sprague-Dawley Ratten wurden in zwei Gruppen randomisiert. In jeder Gruppe wurde eine End-zu-End-Anastomose des Kolon transversum vorgenommen. Unmittelbar postoperativ wurde Gentamicin (1 mg/kg KG) oder NaCl intraperitoneal appliziert. Die Tiere wurden an Tag 3, 5 und 14 euthanasiert. Zur funktionellen Analyse erfolgten Berstungsversuche der Anastomosen. In jeder Gruppe wurde quantitativ und qualitativ der Kollagen/Protein Quotient und der Kollagen Typ I/III Quotient analysiert. Semiquantitativ erfolgte die immunhistochemische Verifizierung von Ki67, MMP2 und MMP9. Zur Analyse wurde sowohl Gewebe aus der Kolonanastomose, wie auch aus gesundem Kolon vergleichend analysiert.

Ergebnisse: In keiner Gruppen traten Insuffizienzen oder andere postoperative Komplikationen auf. Gentamicin induzierte eine signifikante Verbesserung des Kollagen-Matabolismus durch einen signifikant verbesserten Kollagen Typ I/III Quotienten wie auch einen signifikant verbesserten Kollagen/Protein Quotienten. In den Berstungsversuchen zeigte sich eine erhöhte Stabilität in der Gentamicin-Gruppe, jedoch ohne signifikante Unterschiede. Kein signifikanter Unterschied konnte in der Analyse von Ki67, MMP2 sowie MMP9 eruiert werden. Die Entwicklung des Gentamicin-beschichteten Nahtmaterials sowie erste experimentelle Daten sollen ebenfalls vorgestellt werden.

Schlussfolgerung: Die aktuellen Daten bestätigen, dass eine postoperative intraperitoneale Applikation von Gentamicin den Kollagen-Metabolismus signifikant induziert und damit qualitativ die Wundheilung nach kolorektaler Chirurgie verbessert. Die Entwicklung von biologisch aktivem Nahtmaterial zur Erzielung einer lokal verbesserten Wundheilung erscheint viel versprechend.