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124. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

01. - 04.05.2007, München

„Elephantöse Adipositas per magna“ – eine Gratwanderung der plastischen Chirurgie

Meeting Abstract

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  • corresponding author M. Schmiel - Kaiserswerther Diakonie Düsseldorf
  • J. Liebau - Kaiserswerther Diakonie Düsseldorf

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 124. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 01.-04.05.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07dgch7217

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dgch2007/07dgch559.shtml

Veröffentlicht: 1. Oktober 2007

© 2007 Schmiel et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: In Thomas Manns Der Zauberberg heißt es:„Die Lymphe ist das Allerfeinste, Intimste und Zarteste in dem ganzen Körperbetrieb... Man spricht immer von dem Blut und seinen Mysterien und nennt es einen besonderen Saft. Aber die Lymphe ist ja der Saft der Säfte, die Essens... Blutmilch, eine deliziöse Tropfbarkeit.“ Gerät diese Tropfbarkeit allerdings aus unterschiedlichen Gründen aus ihrem filigranen Gefäßsystem, kann es zum irreversiblen Lymphödem mit bizarrer Veränderung der Körperform kommen. Bei der Kombination eines Lymphödems IV° mit einer monströsen Adipositas per magna sind den Therapieoptionen der Plastischen Chirurgie Grenzen gesetzt.

Material und Methoden: In unserer Klinik wurde eine 41jährige Patientin vorstellig, die sich auswärts bei einem Gewicht von 208 kg bei einer Körpergröße von 150 cm (BMI 92,4) einer Fettschürzenamputation mit Nabelneuinsertion unterzogen hatte. Es zeigte sich nach Gewichtsabnahme von 36 kg ein Rezidiv einer monströsen Fettschürze mit einem riesigen sekundären Lymphödem IV° und Elephantiasis der unteren Extremität. Bei einem Gewicht von 172 kg (BMI 76,4) führten wir bei der verzweifelten Patientin nach sorgfältiger Abwägung und entsprechender Vorbereitung die erneute Fettschürzen bzw. Lymphödem-Amputation (Resektat 30 kg) durch. Der postoperative Verlauf war erstaunlich unkompliziert. Zwei Wochen postoperativ zeigte sich allerdings nach der Entfernung aller Drainagen und vollständiger, primärer Abheilung der Operationswunden ein erneutes Lymphödem des rechten Oberschenkels mit erysipeloider und papillomatöser Hautveränderung und zunehmender Elephantiasis. Trotz Kompressionsbehandlung und Lymphdrainage kam es zur raschen Zunahme des Ödems, sodass die Patientin zur gezielten komplexen physikalischen Entstauungstherapie mit intermittierender pneumatischer Kompressionsbehandlung in eine Spezialklinik verlegt werden musste.

Ergebnisse: Die Therapie des Lymphödems IV° ist die komplexe physikalische Therapie mit manueller Lymphdrainage, Kompression, Bewegungsübungen und Hautpflege. Da Versuche der autologen Transplantation und die gentechnische Reproduktion von Lymphgefäßen bisher fehlgeschlagen sind und es auch keine wirksame medikamentöse Therapie gibt, bleibt bei komplettem Therapieversagen noch die Möglichkeit der Beschwerdeverbesserung durch operative Interventionen.

Schlussfolgerung: Wichtig und unabdingbar ist immer die Kombination der konservativen lymphologischen und der operativen Therapie, sowie die sorgfältige Indikationsstellung.