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3,5 Jahre Doppelballonenteroskopie – Welche Konsequenzen ergeben sich für den Chirurgen?
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Veröffentlicht: | 1. Oktober 2007 |
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Einleitung: Seit ca. 3,5 Jahren wird in Deutschland die endoskopische Technik der Doppelballonenteroskopie (Push&Pull-Enteroskopie) im Rahmen der Dünndarmdiagnostik eingesetzt. Um die Bedeutung dieser Methode für den chirurgischen Alltag zu überprüfen, wurden die Ergebnisse aller von Dezember 2004 bis September 2006 untersuchten Patienten retrospektiv ausgewertet.
Material und Methoden: In o.a. Zeitraum erfolgten 106 Enteroskopien bei 75 Patienten (42 m, 33 w) im Alter von 16 bis 84 Jahren. 75mal wurde der orale, 31mal der anale Zugang gewählt. Indikationen waren überwiegend rezidivierende gastrointestinale Blutungen, Stenossymptomatik bei M. Crohn und pathologische Ergebnisse in der Kapselendoskopie.
Ergebnisse: Bei 7 von 106 Untersuchungen gelang die komplette Inspektion des Dünndarms in einem Arbeitsgang (von oral), in den meisten Fällen war eine kombinierte oral/anale Untersuchung notwendig. Die durchschnittliche Untersuchungszeit betrug bei beiden Zugangswegen 98,5 (15 – 185) Minuten. Die mittlere Eindringtiefe lag von oral bei 277 (80 – total) cm distal des Pylorus und von anal bei 162 (40 – 270) cm oral der Bauhinschen Klappe. Bei 34 Untersuchungen (32,1%) wurde ein pathologischer Befund erhoben. Dazu gehörten 11 Patienten mit Angiodysplasien, die erfolgreich mittels APC behandelt sowie 5 Patienten mit Dünndarmpolypen, die endoskopisch abgetragen wurden. Weitere Befunde waren Crohn-assoziierte Veränderungen (n=3), infektiöse Ileitis (n=2), chronische Dünndarmischämie (n=2), maligner Dünndarmtumor (n=2), benigner Dünndarmtumor (n=1), sonstige (n=3) sowie nebenbefundlich festgestellte Dünndarmdivertikel (n=5). Bei 5 von 106 Untersuchten (4,7%) ergab sich aus den vorgenannten Diagnosen die Indikation zur chirurgischen Intervention.
Schlussfolgerung: Die Doppelballonenteroskopie hat bei adäquater Indikationsstellung eine relativ hohe diagnostische Ausbeute. Meist ist eine unmittelbare endoskopische Therapie der Befunde möglich, ein wesentlicher Vorteil gegenüber bisher üblichen diagnostischen Methoden. Eine Operationsindikation erwächst bei knapp 5% aller Untersuchten.