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Ist das Komplikationsrisiko des Rezidiveingriffs an der Schilddrüse ein Argument für die totale Thyreoidektomie beim Primäreingriff?
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Veröffentlicht: | 1. Oktober 2007 |
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Einleitung: Kann die historisch hohe Komplikationsrate des Rezidiveingriffs an der Schilddrüse durch standardisierte Operationstechniken signifikant reduziert werden? Ist die Forderung nach totaler Thyreoidektomie im Rahmen des Ersteingriffs durch die hohe Komplikationsrate des Rezidiveingriffs gerechtfertigt?
Material und Methoden: Im Zeitraum von Januar 2004 bis August 2006 wurden 1289 Patienten an der Schilddrüse bzw. Nebenschilddrüse operiert. Bei 81 (6,3%) Patienten lag ein Strumarezidiv vor. Einschlusskriterium war eine Schilddrüsenvoroperation in der Anamnese, Reinterventionen als Komplettierungsoperation bei malignem Befund wurden nicht berücksichtigt. Standardisiert war der laterale Zugang zwischen gerader Halsmuskulatur und M. sternocleidomastoideus und obligat das intraoperative Neuromonitoring. Serumcalcium wurde am ersten und zweiten postoperativen kontrolliert. Prä- und postoperativ erfolgte eine fachärztliche HNO-Untersuchung während des stationären Aufenthaltes.
Ergebnisse: Bei 81 (72 weiblich, 9 männlich) Patienten mit einer Rezidivstruma lag bei 74 (91%) ein Erst- und bei 7 (9%) ein Mehrfachrezidiv vor. Operationsindikationen waren bei 76 (93%) Patienten kalte Knoten und/oder mechanische Beschwerden, bei 3 die Kombination von kalten Knoten und primärem Hyperparathyreoidismus und bei 2 Patienten eine Hyperthyreose bei autonomen Adenomen mit zusätzlichen kalten Knoten. 32 Patienten wurden unilateral, 49 bilateral operiert, entsprechend 128 „Nerves at risk“ bei zwei vorbestehenden Recurrensparese. Eine einseitige frühpostoperative Recurrensparese wurde bei 4 Patienten beobachtet. Entsprechend 4,9% bezogen auf die Zahl der Patienten und 3,1% bezogen auf die Zahl der „Nerves at risk“. Alle Paresen bildeten sich innerhalb von 6 Monaten zurück, so dass keine permanente Parese zu beobachten war. 8 (9,8%) Patienten hatte eine frühpostoperative Hypocalcämie (Calcium < 2,0mmol/l) und waren zum Zeitpunkt der Entlassung unter Calcium-Substitution.
Schlussfolgerung: Auch wenn die Rezidivstruma eine besondere Herausforderung für den spezialisierten Chirurgen darstellt und die Präparation des N. recurrens und der Nebenschilddrüsen im Einzelfall sehr anspruchsvoll ist, kann die Komplikationsrate doch auf das Niveau von Ersteingriffen gesenkt werden. Die Forderung nach standardisierter totaler Thyreoidektomie als Primäreingriff kann daher nicht uneingeschränkt mit dem Komplikationsrisiko des Rezidiveingriffe begründet werden.