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123. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

02. bis 05.05.2006, Berlin

Phoniatrische Befunde nach kontinuierlichem Neuro-Monitoring mit dem EMG-Doppelballontubus bei Schilddrüsenoperationen

Meeting Abstract

  • corresponding author W. Lamadé - Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und Unfallchirurgie, Robert-Bosch-Krankenhaus, Stuttgart
  • C. Buchhold - Chirurgische Abteilung, Nordwestkrankenhaus Frankfurt
  • U. Meyding-Lamadé - Neurologische Klinik, Nordwestkrankenhaus Frankfurt
  • C. Ulmer - Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und Unfallchirurgie, Robert-Bosch-Krankenhaus, Stuttgart
  • K.P. Thon - Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und Unfallchirurgie, Robert-Bosch-Krankenhaus, Stuttgart
  • V. Uttenweiler - Phoniatrisch - Pädaudiologisches Zentrum Heidelberg-Wieblingen

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 123. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 02.-05.05.2006. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2006. Doc06dgch5540

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dgch2006/06dgch650.shtml

Veröffentlicht: 2. Mai 2006

© 2006 Lamadé et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Ziel war es, durch funktionelle und morphologische phoniatrische Feinanalysen den Einfluss von Schilddrüsenoperationen auf die Stimme zu analysieren und mit den Befunden von intraoperativ gewonnenen EMG-Signalen des EMG-Doppelballontubus zu vergleichen.

Material und Methoden: Der von uns entwickelte EMG-Doppelballontubus erlaubt als einziges bisher verfügbares System bei Schilddrüsenoperationen eine kontinuierliche Überwachung des Nervus laryngeus recurrens (NLR) außerhalb des OP-Feldes. Die Nerven-Stimulation und Ableitung des Erfolgsorgans erfolgen über Oberflächenelektroden am Tubus. Fakultativ kann der NLR auch direkt im OP-Feld identifiziert werden. 55 Patienten wurden in die Studie eingebracht. (38 Frauen, 17 Männer, medianes Alter 52 J (27J-85J), 35 Primäreingriffe bei Strumen II-III°, 20 Sekundäreingriffe davon 10 Halsausräumungen. Alle Patienten wurden präoperativ und postoperativ mindestens einmal phoniatrisch und logopädisch untersucht. Folgende Faktoren wurden durch den Phoniater erfasst: Beweglichkeit des Kehlkopfes, Lupenlaryngoskopie (Symmetrie, Grobfunktion, Beschaffenheit, Beweglichkeit und paralaryngeale Strukturen) und Stroboskopie (Regelmäßigkeit, Amplituden, Randkantenverschiebung, Schlussphase und Öffnungsphase, Glottisschluß, Frequenz und Lautstärke), Logopädisch wurden untersucht: Tonhöhenumfang, Tonhaltedauer Sprechstimmlage, Klangeigenschaften der Stimme, Tonhaltedauer, Stimmfeldanalyse, Sprech- und Singstimme, Rauhigkeit-Behauchtheit-Heiserkeit (RHB-Score).

Ergebnisse: Die Platzierung des EMG-Tubus ist mit der Routineintubation abgeschlossen. Die akustische Rückkoppelung der Nervenfunktion wurde von allen acht Operateuren als hilfreich und nicht störend beurteilt.Ein präop. Schleimhautödem war postop. schwerer ausgeprägt und führte zu subjektiven Beschwerden. Die Symmetrie und Regelmäßigkeit der Stimmbänder hatten sich bei jeweils zwei Patienten einmal verbessert und einmal leicht verschlechtert. Amplituden waren vergleichbar. Auch hier hatten sich je nach Seite 3% resp. 4% die Positionen verbessert bzw. verschlechtert. Die Randkantenverschiebung als Maß für die Spannung und Feinbeweglichkeit der Stimmbänder hatte sich bei vier Prozent verbessert. Der Glottisschluss hatte sich bei zwei Pat. Verbessert. Eine komplett offene Stimmritze fand sich postop bei keinem Pat. Die Veränderungen des RBH Scores entsprach einer Gaußverteilung, ebenso die Sprechstimmlage und der Stimmumfang. Bei drei Patienten, davon 2 Rezidiv- Tumoroperationen, war der NLR passager plegisch. Die Schädigungen reflektierten sich im globalen Signalparameter zweimal als protrahierte Signalzusammenbrüche auf unter 10% des Ausgangssignals.

Schlussfolgerung: Das kontinuierliche Monitoringsystem ermöglicht eine atraumatische nebenwirkungsfreie Dauerüberwachung des NLR außerhalb des OP-Gebietes. Die phoniatrischen Analysen zeigen feinste Stimmveränderungen, die in 3-4% der Patienten unter diesem Nerven-Monitoring auftreten, aber auch, dass es durch die mechanische Entlastung des Kehlkopfes zu Verbesserungen der Stimmfunktion bei bis zu 10% der Patienten kommen kann.