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Negative Appendektomierate in einer Universitätsklinik
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Veröffentlicht: | 2. Mai 2006 |
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Einleitung: Die Appendektomie ist in Kliniken der Grund- und Regelversorgung einer der häufigsten chirurgischen Eingriffe. Trotz zahlreicher Bemühungen, die präoperative Diagnostik durch Einsatz von Diagnosescores, elektronischen Expertensystemen oder Ultraschalluntersuchung zu verbessern, ist die negative Appendektomierate in den letzten Jahrzehnten mit 20 - 30 % unverändert hoch. Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, nachzuweisen, ob im Umfeld einer Universitätsklinik eine geringere negative Appendektomierate erzielt werden kann.
Material und Methoden: Im Rahmen einer retrospektiven Analyse wurde die negative Appendektomierate aller Patienten erhoben, die in einer chirurgischen Universitätsklinik im Zeitraum von 1/1992 bis 12/2000 unter der Verdachtsdiagnose Appendizitis operiert wurden. Ein pathologischer Befund mit Nachweis einer floriden Appendizitis (Ulkus, Granulozyteninfiltration, Abszess, Phlegmone, Perforation) wurde hierbei als pathologischer Nachweis einer Appendizitis gewertet. Häufigkeitsunterschiede zwischen den Gruppen wurden mittels Chi-Quadrat-Tests miteinander verglichen. p-Werte < 0,05 wurden als signifikant angenommen. Zur multivariaten Analyse wurde eine binär logistische Regression durchgeführt.
Ergebnisse: Aus dem Zeitraum 1/1992 bis 12/2000 lagen 328 auswertbare Datensätze von Patienten vor, die unter dem Verdacht einer Appendizitis operiert wurden. Der Altersmedian lag sowohl bei Patienten mit als auch ohne pathologisch nachgewiesener Appendizitis bei 23 Jahren (2 - 79 Jahre). Die negative Appendektomierate betrug 20,7 % (CI 16,4 – 25,0 %). Weibliche Patienten hatten gegenüber männlichen ein 3,4-fach erhöhtes Risiko einer negativen Appendektomie (33,1 % vs. 9,8 %; p < 0,0001). Auch bei Patienten mit bekannten Vorerkrankungen (z. B. ähnliche Beschwerden früher, Gastroenteritis) war eine negative Appendektomie deutlich häufiger (31,0 % vs. 15,3 %, p = 0,002). Beide Faktoren zeigten auch im multivariaten Modell eine signifikante Korrelation mit der negativen Appendektomie. C-reaktives Protein und Druckschmerz hingegen zeigten in der multivariaten Analyse eine signifikante negative Korrelation. Vier Patienten ohne Appendizits hatten andere interventionspflichtige Erkrankungen (2 Meckeldivertikel, 2 Ovarialzsten).
Schlussfolgerung: Die negative Appendektomierate in der untersuchten chirurgischen Universitätsklinik beträgt 20,7 % (CI 16,4 – 25,0 %) und unterscheidet sich somit nicht signifikant von der Rate in Häusern der Grund- und Regelversorgung. Neue Diagnosestrategien sind erforderlich, um die negative Appendektomierate zu senken.