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123. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

02. bis 05.05.2006, Berlin

Zur Pathogenese der Narbenhernie: Welche Rolle spielt das Peritoneum?

Meeting Abstract

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  • corresponding author C.W. Kley - Abteilung für Allgemeinchirurgie, Klinikum der Georg-August-Universität, Robert-Koch-Str. 40, 37075 Göttingen
  • H. Becker - Abteilung für Allgemeinchirurgie, Klinikum der Georg-August-Universität, Robert-Koch-Str. 40, 37075 Göttingen

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 123. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 02.-05.05.2006. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2006. Doc06dgch4951

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dgch2006/06dgch293.shtml

Veröffentlicht: 2. Mai 2006

© 2006 Kley et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Nach Laparotomien kommt es bei 10-15% der Patienten zur Ausbildung einer Narbenhernie. Damit sind die epidemiologischen und sozioökonomischen Folgen von Narbenhernien beträchtlich. Zahlreiche Faktoren können mit der Entstehung einer Narbenhernie in Zusammenhang gebracht werden, wobei das Auftreten einer Narbenhernie als ein Missverhältnis des intraabdominellen Druckes und der Festigkeit des Muskel-Fasziengerüstes verstanden werden muss. In einem Tiermodell konnten nun weitere Überlegungen zur Entstehung einer Narbenhernie angestellt werden.

Material und Methoden: In einem Tiermodell mit Weissen-Neuseeländer-Kaninchen (NZW) wurde in einer Versuchsgruppe (n=10) eine mediane Laparotomie von 12 cm Länge vorgenommen. Im oberen Wundbereich wurde das Peritoneum auf einer Strecke von 6 cm an beiden Wundrändern nach lateral vom hinteren Blatt der Rektusscheide abpräpariert. Die Laparotomienarbe wurde dann fortlaufend mit einem monofilen, resorbierbaren Faden (Polydioxanon, Stärke 3/0) verschlossen. Dabei wurde die Nahttechnik so gewählt, dass das Peritoneum im oberen Wundbereich in den Wundspalt eingeschlagen wurde, ohne dass in diesem Bereich ein direkter Kontakt der Faszienränder bestand. In der Kontrollgruppe (n=10) wurde ebenfalls eine 12 cm lange, mediane Laparotomie durchgeführt. Auf eine Interposition des Peritoneums in der Wundspalt wurde jedoch verzichtet. Der Wundverschluss erfolgte in fortlaufend, allschichtiger Nahttechnik mit dem gleichen Nahtmaterial wie in der Versuchsgruppe (Polidioxanon, Stärke 3/0). Der Beobachtungszeitraum aller Tiere bis zur Sektion betrug 72-106 Tage (Median 97 Tage).

Ergebnisse: In der Versuchsgruppe (n=10) kam es bei 8 Tieren (80%) zur Ausbildung einer Narbenhernie. 7 Tiere der Versuchsgruppe (70%) zeigten hochgradige Verwachsungen des Coecums oder Omentums mit der Narbe. In der Kontrollgruppe (n=10) trat bei keinem der Tiere eine Narbenhernie auf. Auch fanden sich bei den Tieren der Kontrollgruppe keine Verwachsungen im Narbenbereich. Insgesamt kam es bei einem Tier der Versuchsgruppe (5%) zur Ausbildung eines Nahtabszesses, der nach Inzision abheilte. Keines der Tiere verstarb im Beobachtungszeitraum. Statistisch konnte mit Hilfe des U-Testes (Mann-Whitney) bei einem Signifikanzniveau von p<0,05 eine signifikant höhere Inzidenz von Narbenhernien in der Versuchsgruppe nachgewiesen werden.

Schlussfolgerung: In einem Tiermodell kann nachgewiesen werden, dass die Interposition des Peritoneums in den Wundspalt beim Bauchdeckenverschluss die Narbenbildung stört und zur Ausbildung einer Narbenhernie führt. Übertragen auf das humane Modell sollte beim Bauchdeckenverschluss nach Laparotomien die unwillkürliche Interposition des Peritoneums in den Wundspalt vermieden werden. So kann ein technischer Fehler vermieden werden, der neben vielen anderen Faktoren die Ausbildung einer Narbenhernie begünstigt.