gms | German Medical Science

123. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

02. bis 05.05.2006, Berlin

Reduzierte Morbidität und verbesserte Lebensqualität nach Gastrektomie durch Gabe einer immunstimulierenden Sondenkost über eine Feinkatheterjejunostomie - Ergebnisse einer prospektiv randomisierten Studie

Meeting Abstract

  • corresponding author U. Bolder - Klinik und Poliklinik für Chirurgie, Klinikum der Universität Regensburg, Franz-Josef-Strauss-Allee 11, 93053 Regensburg
  • A. Niebauer - Klinik und Poliklinik für Chirurgie, Klinikum der Universität Regensburg, Franz-Josef-Strauss-Allee 11, 93053 Regensburg
  • A. Herrmann - Klinik und Poliklinik für Chirurgie, Klinikum der Universität Regensburg, Franz-Josef-Strauss-Allee 11, 93053 Regensburg
  • C. Zülke - Klinik und Poliklinik für Chirurgie, Klinikum der Universität Regensburg, Franz-Josef-Strauss-Allee 11, 93053 Regensburg
  • P. Vogel - Klinik und Poliklinik für Chirurgie, Klinikum der Universität Regensburg, Franz-Josef-Strauss-Allee 11, 93053 Regensburg
  • K.-W. Jauch - Klinik und Poliklinik für Chirurgie, Klinikum der Universität Regensburg, Franz-Josef-Strauss-Allee 11, 93053 Regensburg
  • H.-J. Schlitt - Klinik und Poliklinik für Chirurgie, Klinikum der Universität Regensburg, Franz-Josef-Strauss-Allee 11, 93053 Regensburg

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 123. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 02.-05.05.2006. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2006. Doc06dgch4597

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dgch2006/06dgch264.shtml

Veröffentlicht: 2. Mai 2006

© 2006 Bolder et al.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Gliederung

Text

Einleitung: Nach Gastrektomie ist die katabole Stoffwechsellage häufig weder unmittelbar postoperativ noch im Langzeitverlauf reversibel. Initial bedingt dies eine verminderte Immunkompetenz, während im Langzeitverlauf der Verlust des Magenreservoirs zu Appetitverlust, Energiemangel und Gewichtsverlust führt. Ziel der Studie war es festzustellen, ob die Anlage einer Feinkatheterjejunostomie (FKJ) und die Verabreichung einer immunstimulierenden Sondenkost (ISS, Impact®) ab dem 1. postoperativen Tag, sowie supplementär ab dem 11. Tag für 4 Wochen, Vorteile hinsichtlich Morbidität, Lebensqualität und Immunkompetenz nach Gastrektomie ergibt.

Material und Methoden: Die Daten von 40 prospektiv randomisierten Patienten nach R0-Gastrektomie mit D2 LK-Dissektion und Roux-Y Rekonstruktion wurden ausgewertet. 20 Patienten erhielten ab dem 1. postoperativen Tag eine ISS, die innerhalb von 5 Tagen auf 1000 kcal/Tag gesteigert wurde und in dieser Dosierung bis Tag 10 verabreicht wurde. Anschließend wurden für 4 Wochen 500 kcal der ISS nachts supplementär verabreicht. In der Kontrollgruppe wurde bis zum 10. Tag die gleiche Kalorienmenge parenteral zugeführt. Ab dem 5. Tag erfolgte in beiden Gruppen ein oraler Kostaufbau ad libitum. Zielparameter waren postoperative Morbidität sowie die Lebensqualität (EORTC QLQ-C30) in den ersten 6 Monaten postoperativ. Daneben wurden CRP und HLA-DR als klinisch relevante Indikatoren der Immunkompetenz bestimmt. Die Daten wurden an den Tagen -1, 1, 5-7, 14, 42 sowie nach 3 und 6 Monaten erhoben.

Ergebnisse: Patienten der ISS-Gruppe wiesen eine geringere Morbidität auf (P<0.03). Insbesondere waren nach ISS Wundkomplikationen (1/20 vs. 3/20) und pulmonale Komplikationen(1/20 vs. 7/20) vermindert. Innerhalb des Beobachtungszeitraumes von 30 Monaten verstarben 3 Patienten der ISS-Gruppe und 6 Patienten der Kontrollgruppe (NS) wobei die Tumorstadien der Gruppen vergleichbar waren (UICC Stadien 1 bzw. 2 jeweils 11 Patienten; Stadium 3 bzw. 4 jeweils 9 Patienten). Die Verweilzeit war nach ISS kürzer 14.7 ± 0.7 vs. 16.9 ± 1.2 Tage, P<0.05). Die Lebensqualität wies nach ISS auf verschiedenen Skalen Vorteile gegenüber der Kontrolle auf: Körperliche Funktion: 73.0 ± 3.9% vs. 57.0 ± 6.0%, emotionale Funktion 83.8 ± 3.2% vs. 71.7 ± 6.1%, Kurzatmigkeit 9.9 ± 4.3 vs. 31.7 ± 8.2, (jeweils P<0.05). Nach ISS wurden auch weniger Diarrhoen angegeben 4.9 ± 2.9 vs. 35.0 ± 7.8% (P<0.02). Während des Kostaufbaus führte die supplementäre Sondenkost nicht zu einer Reduktion oral aufgenommener Kalorien (ISS 958 ± 44 vs. 861 ± 38 kcal/Tag). Der Gewichtsverlust nach 6 Monaten war nach ISS weniger ausgeprägt als in der Kontrollgruppe (7.7 ± 1.1 vs. 10.7 ± 1.4 kg, P<0.05). Bei den laborchemischen Parametern (5.-7. Tag) zeigte sich bei Patienten mit ISS ein verminderter CRP-Anstieg 57 ± 11 vs. 119 ± 22 mg/dL, P<0.03) sowie höhere HLA-DR Werte im Vergleich zum Ausgangswert (74.5 ± 6.6% vs. 55.3 ± 4.7%, P<0.01).

Schlussfolgerung: Eine zusätzlich über FKJ verabreichte ISS führt zu einer verminderten Morbidität, einer verkürzten Krankenhausverweilzeit sowie zu einer besseren postoperativen Lebensqualität. Der normale orale Kostaufbau wird dabei unterstützt und die spontane Kalorienaufnahme bleibt unbeeinträchtigt.