gms | German Medical Science

123. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

02. bis 05.05.2006, Berlin

Die Bedeutung des NAT2 Acetylatortyps für die Entwicklung und das Erkrankungsalter bei Patienten mit HNPCC-assoziierten bzw. Mikrosatelliten-stabilen kolorektalen Karzinomen

Meeting Abstract

  • corresponding author S. Pistorius - Klinik für Viszeral- Thorax- und Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum Dresden
  • H. Görgens - Abteilung Chirurgische Forschung, Universitätsklinikum Dresden
  • S. Krüger - Abteilung Chirurgische Forschung, Universitätsklinikum Dresden
  • C. Engel - Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Epidemiologie, Universität Leipzig
  • E. Mangold - HNPCC Consortium Deutschland (Universitäten Bonn, Düsseldorf, Heidelberg, München)
  • E. Holinski-Feder - HNPCC Consortium Deutschland (Universitäten Bonn, Düsseldorf, Heidelberg, München)
  • G. Möslein - HNPCC Consortium Deutschland (Universitäten Bonn, Düsseldorf, Heidelberg, München)
  • H.D. Saeger - Klinik für Viszeral- Thorax- und Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum Dresden
  • H.K. Schackert - Abteilung Chirurgische Forschung, Universitätsklinikum Dresden

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 123. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 02.-05.05.2006. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2006. Doc06dgch5387

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dgch2006/06dgch250.shtml

Veröffentlicht: 2. Mai 2006

© 2006 Pistorius et al.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Gliederung

Text

Einleitung: N-Acetyltransferase2 (NAT2) ist ein essentielles, polymorphes Enzym, das in die Metabolisierung verschiedener exogener Faktoren, einschließlich potentiell karzinogener Substanzen, involviert ist. Die individuellen Unterschiede hinsichtlich der Metabolisierungskapazität von NAT2 (schneller bzw. langsamer Acetylatortyp) basieren auf verschiedenen allelischen Varianten, die durch ein Muster von Polymorphismen (SNP) kodiert sind. Um die Bedeutung des NAT2 Acetylatortyps als potentiell modifizierender Faktor für die Entwicklung und das Erkrankungsalter (AO) bei Patienten mit kolorektalem Karzinom (CRC) zu untersuchen, erfolgte die Analyse des NAT2 Acetylatortyps in drei verschiedenen, zuvor molekular klar charakterisierten Gruppen von Patienten mit CRC.

Material und Methoden: Im Rahmen einer gemeinsamen Studie der Zentren des Verbundprojektes „Familiärer Dickdarmkrebs“ der Deutschen Krebshilfe wurden 226 Patienten mit CRC und nachgewiesener pathogener Keimbahnmutation in den Mismatch Repair (MMR) Genen MLH1 bzw. MSH2 (Gruppe 1) hinsichtlich ihres NAT2 Acetylatortyps analysiert. Außerdem erfolgte die Analyse des NAT2 Acetylatortyps bei 140 Patienten mit sporadischem CRC (Gruppe 2) und 69 Patienten mit CRC, die die Bethesda-Kriterien erfüllten (Gruppe 3), deren Tumoren jeweils durch eine bereits durchgeführte Mikrosatellitenanalyse als Mikrosatelliten-stabil (MSS) klassifiziert worden waren. 107 Proben konsekutiver Blutspender, d.h. die „Normalbevölkerung“ dienten als Referenzgruppe. Mittels DNA-Sonden-Hybridisierung und Schmelzpunktanalyse (Light-Cycler, Roche®) wurden 6 Polymorphismen, die für 4 verschiedene NAT2 Allele bzw. deren Suballele kodieren, analysiert. Die Verteilung der Allele wurde dem schnellen bzw. langsamen NAT2 Acetylatortyp zugeordnet und ein statistischer Vergleich (Chi-Quadrat Test) der Häufigkeitsverteilung zwischen den o.g. Gruppen durchgeführt. Die Ermittlung des medianen AO erfolgte mittels Kaplan-Meier Analysen. Außerdem wurde eine Cox-Regressionsanalyse unter Einschluss der Kriterien Geschlecht, NAT2 Acetylatortyp und MMR Gen Mutation durchgeführt.

Ergebnisse: Wir fanden keinen signifikanten Unterschied bezüglich der Häufigkeitsverteilung des langsamen bzw. schnellen NAT2 Acetylatortyps innerhalb bzw. zwischen den drei Patientengruppen und der Referenzgruppe (P=0,265). Das mediane, NAT2-Acetylatortyp bezogene AO unterschied sich ebenfalls in keiner der drei Patientengruppen signifikant (Gruppe1: P=0,347, Gruppe 2: P=0,065, Gruppe 3: P=0,814). In der Cox-Regressionsanalyse zeigte sich, dass außer dem Faktor Geschlecht in der Gruppe 1, das Geschlecht, der NAT2 Acetylatortyp (und die MMR Gen Mutation in der Gruppe 1) keine signifikanten Risikofaktoren in den drei Patientengruppen für das AO darstellten. Tabelle 1 [Tab. 1].

Schlussfolgerung: Der NAT2 Acetylatortyp stellt in unserer Studie weder einen Risikofaktor für die Entwicklung noch einen modifizierenden Faktor für das Erkrankungsalter bei Patienten mit HNPCC-assoziierten CRC, Patienten mit sporadischen MSS CRC oder Patienten mit MSS CRC, die die Bethesda-Kriterien erfüllen, dar. Somit können die Ergebnisse einiger vorausgegangener Studien mit teilweise geringeren Patientenzahlen nicht bestätigt werden.