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123. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

02. bis 05.05.2006, Berlin

Einfluss des Alters auf Behandlungskonzeption und Prognose von Patienten mit Rektumkarzinomen

Meeting Abstract

  • corresponding author A. Hoffmann - Klinik für Chirurgie und Chirurgische Onkologie, Robert-Rössle Klinik, Universitätsmedizin Berlin Charité, Campus Buch, im Helios Klinikum Berlin, Deutschland
  • B. Rau - Klinik für Chirurgie und Chirurgische Onkologie, Robert-Rössle Klinik, Universitätsmedizin Berlin Charité, Campus Buch, im Helios Klinikum Berlin, Deutschland
  • T. Moesta - Klinik für Chirurgie und Chirurgische Onkologie, Robert-Rössle Klinik, Universitätsmedizin Berlin Charité, Campus Buch, im Helios Klinikum Berlin, Deutschland
  • A. Bembenek - Klinik für Chirurgie und Chirurgische Onkologie, Robert-Rössle Klinik, Universitätsmedizin Berlin Charité, Campus Buch, im Helios Klinikum Berlin, Deutschland
  • P.M. Schlag - Klinik für Chirurgie und Chirurgische Onkologie, Robert-Rössle Klinik, Universitätsmedizin Berlin Charité, Campus Buch, im Helios Klinikum Berlin, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 123. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 02.-05.05.2006. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2006. Doc06dgch5567

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dgch2006/06dgch249.shtml

Veröffentlicht: 2. Mai 2006

© 2006 Hoffmann et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die Prognose von Patienten mit Rektumkarzinom hängt neben dem initialen Tumorstadium entscheidend von einer stadiengerechten und adäquat durchgeführten Therapie ab. Unklar ist, inwieweit das Patientenalter die gewählte Therapieform beeinflusst. In einer retrospektiven Untersuchung auf der Basis einer Feldstudie, die Krankenhäuser aller Versorgungsstufen umfasste, wurde überprüft, ob das Alter der Patienten Einfluss auf diagnose- und therapieassoziierte Parameter nimmt.

Material und Methoden: Von 1995 bis 2000 wurden 638 Patienten aus 10 chirurgischen Kliniken aus Berlin und Brandenburg erfasst. In Abhängigkeit vom Lebensalter wurden die Patienten in 3 Gruppen eingeteilt: A) <70 Jahre; B) 70 bis 80 Jahre; C) >80 Jahre. Die Nachsorge wurde gemäß der AWMF-Leitlinien durchgeführt. Die Erfassung therapierelevanter Daten erfolgte mittels validierter Fragebögen.

Ergebnisse: Die Gruppen A, B und C unterschieden sich nicht hinsichtlich des T-Stadiums für pT2 (A: 20,0%, B: 25,0%, C: 27,3%), pT3 58,2%; 55,9%; 53,0% und pT4 11,6%; 9,2%; 15,2%. Lediglich für pT1 lag die Gruppe C (3,0%) signifikant niedriger als die Gruppen A und B (9,7 bzw. 9,9%) (p= 0,01). Der Anteil der nodal negativen Patienten der Gruppe A war signifikant höher (54%) als in den Gruppen B (49%) und C (42%) (p=0,001). Signifikant unterschiedlich waren die Gruppen auch hinsichtlich des Anteils synchroner Fernmetastasen. Sie lagen bei 20%, 15% und 10% (resp. A, B und C), (p=0,001). Hinsichtlich der vollständigen Tumorresektion (R0) lag die Gruppe der über 80-jährigen (Gruppe C) signifikant niedriger (68,6%) als A (87,5%) und B (88,8%) (p=0,001). Die Lokalrezidivrate unterschied sich innerhalb der Gruppen nicht signifikant (A: 8,2%, B: 10,5%, C: 8,6%). Die Durchführung einer adjuvanten Therapie bei nodal positiven Patienten war in der Gruppe der über 80-jährigen (Gruppe C) signifikant niedriger (25%) als bei den Gruppen A (82,2%) und B (60,9%) (p=0,001). Bei einer Gesamtmortalität von 35,9% (229/638) nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 34 Monaten starben 158 Patienten tumorbedingt, 51 aus nicht tumorassoziierten Gründen bei 20 Patienten war die genaue Todesursache nicht mehr eruierbar. Die tumorbedingte Mortalität aller erfassten Patienten in den verschiedenen Altersgruppen betrug je 24,3 % in Gruppe A und B und 31,4 % in Gruppe C.

Schlussfolgerung: In den vorliegenden Ergebnissen findet sich in der Gruppe der über 80 jährigen Patienten eine höhere tumorassoziierte Mortalität trotz eines prognostisch günstigeren, geringeren Anteils an synchron fernmetastasierten Patienten. Das schlechtere Resultat in dieser Altersgruppe korreliert mit der geringeren chirurgischen Radikalität (R0) und der niedrigeren Rate adjuvanter Therapien bei nodal positiven Patienten. Die erhobenen Daten sprechen somit gegen ein reduziertes Therapieausmass im Alter.