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Akutes Leberversagen: Fraktionierte Plasmaseparation/-adsorption (FPSA) als Bridging-Therapie vor Lebertransplantation – eine intent-to-treat Analyse
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Veröffentlicht: | 2. Mai 2006 |
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Einleitung: Die Diagnose des akuten Leberversagen (ALV) wird anhand der typischen Befundkonstellation von schwerer Leberinsuffizienz (mit Ikterus und Gerinnungsstörung) sowie Bewusstseinsstörung infolge hepatischer Enzephalopathie gestellt. Der klinische Verlauf ist im wesentlichen von 3 Faktoren abhängig: (1) den metabolischen Konsequenzen des Verlustes an funktionsfähiger Leberzellmasse, (2) der Freisetzung toxischer Metabolite und (3) der Regenerationsfähigkeit verbliebener Leberanteile. Charakteristisch für den Verlauf ist die Entwicklung eines Multiorganversagens (MOV); prognoseentscheidend sind die Schäden an Niere, Lunge und ZNS. Retrospektiv hat sich die Prognose des ALV in den letzten 25 Jahre zwar verbessert, die Überlebensraten liegen jedoch bei konservativen Therapiean-sätzen weiterhin bei 30-50%. Maschinelle Leberersatzverfahren können die Zeit bis zur Lebertransplantation oder bis zu einer Restitutio überbrücken und erscheinen so als der wesentliche Fortschritt in der Intensivtherapie des ALV.
Material und Methoden: Patienten (n=20) mit ALV, die zur Leber(lebend)transplantation und/oder kombinierten Organtransplantation mindestens im UNOS Status II bei Eurotransplant gemeldet sind. Der Studieneinschluss erfolgte nach Erfüllen der King´s College Kriterien und einem kalkulierten MELD-Score >30. Die intermittierende Behandlung wurde mittels FPSA in Kombination mit einer highflux Dialyse unter Verwendung des Prometheus® Detoxifikationssystem durchgeführt. Klinische Endpunkte: Patientenüberleben, Kreislaufstabilität, Respiration, Nierenretentionsparameter, hepatische Enzephalopathie sowie Leberfunktionsmessung mittels Indocyaningrün-Elimination (ICG).
Ergebnisse: Ausgewertet wurden n=50 Behandlungen. Der prätherapeutische MELD-Score lag bei allen Patienten über dem cut-off von 40 (MW 44). Das Patientenüberleben bis POD 5 beträgt 90%. Die Behandlungsdauer lag im Mittel bei 6.5h. Das mittlere Ammoniak vor/nach Behandlung betrug 145 vs. 62 μmol/l (max. 289 µmol/l); das mittlere Bilirubin lag vor/nach Adsorption bei 28.2 vs. 12.4 mg/dl (max. 46.4 mg/dl); Harnstoff vor/nach Dialyse 145 vs. 48 mg/dl (max. 260 mg/dl); Kreatinin vor/nach Dialyse 3.8 vs. 1.4 mg/dl (max. 6.1 mg/dl); initiale ICG Plasmaverschwinderate (PDR) im Mittel 5.6 %/min, der Retentionswert nach 15 min (R15) 44.4 %. Am POD 5 resp. Restitutio betrug die PDR 16.1 %/min, die R15 17.0 %. Mittlerer Stundenbedarf Noradrenalin vor/nach Therapie 1.4 mg/h vs. 0.2 mg/h. Maschinelle Respiration vor/nach Therapie 100 vs. 30%.
Schlussfolgerung: Intermittierende FPSA mit nachgeschalteter highflux Dialyse ermöglicht eine effektive, selektive und biokompatible Blutreinigung bei Patienten mit ALV. Wir dokumentierten eine suffiziente Reduktion endogener Toxine (Bilirubin, Ammoniak, Kreatinin, Harnstoff ); der Katecholaminbedarf sowie die Invasivität der Beatmung konnten reduziert/sistiert werden; die hepatische Enzephalopathie zeigte sich regredient. Gegenüber den bekannten Verfahren wie single-pass Albumin-Dialyse, MARS© und Leberzellkultursystemen (Bioreaktoren) stellt das Prometheus®-System eine konkurrenzfähige, überlegene Alternative dar.