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123. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

02. bis 05.05.2006, Berlin

Prognostische Faktoren metastasierender Neuroendokriner Tumoren – Eine retrospektive single-institution Analyse

Meeting Abstract

  • corresponding author R. Wirth - Klinik für Chirurgie, Kantonsspital St. Gallen, St. Gallen, Schweiz
  • B.P. Müller-Stich - Klinik für Chirurgie, Kantonsspital St. Gallen, St. Gallen, Schweiz
  • S. Rieml - Klinik für Chirurgie, Kantonsspital St. Gallen, St. Gallen, Schweiz
  • A. Pianta - Institut für Pathologie, Kantonsspital St. Gallen, St. Gallen, Schweiz
  • C. Öhlschlegel - Institut für Pathologie, Kantonsspital St. Gallen, St. Gallen, Schweiz
  • T. Clerici - Klinik für Chirurgie, Kantonsspital St. Gallen, St. Gallen, Schweiz
  • J. Lange - Klinik für Chirurgie, Kantonsspital St. Gallen, St. Gallen, Schweiz

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 123. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 02.-05.05.2006. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2006. Doc06dgch5054

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dgch2006/06dgch036.shtml

Veröffentlicht: 2. Mai 2006

© 2006 Wirth et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Faktoren, welche den klinischen Verlauf neuroendokriner Tumoren (NET) bzw. deren Prognose bestimmen, sind komplex und vielfältig. Aufgrund der geringen Inzidenz sind zudem nur wenige Daten verfügbar. Ziel der vorliegenden Studie war, mögliche prognostische Faktoren hinsichtlich einer Metastasierung zu evaluieren und Patienten, welche von einer aggressiveren Therapie profitieren könnten, zu identifizieren.

Material und Methoden: Retrospektive Untersuchung von 230 konsekutiven Patienten mit NET im Zeitraum zwischen 1990 bis 2003. Überprüfung möglicher prognostischer Faktoren hinsichtlich einer synchronen und metachronen Metastasierung. Analyse des perioperativen Verlaufes anhand der Krankenakte und des Langzeitverlaufes aufgrund der Angaben des nachbehandelnden Arztes sowie anschliessender Kontaktaufnahme mit dem Patienten nach median 43.9 Monaten (Range 1-170). Ein vollständiger Follow-up war bei 206 Patienten möglich, die restlichen 24 Patienten wurden ausgeschlossen.

Ergebnisse: Das Kollektiv umfasste 111 Frauen (53.4%) und 95 Männer (46.6%) mit einem medianen Alter von 60 Jahren (Range 12-91). 71.4% aller NET fanden sich im Gastrointestinaltrakt (Appendix 32%, Dünndarm 21.8%). 89.8% aller Patienten wurden im Sinne einer kurativen oder palliativen Intention operiert. In 87% war hierbei eine R0-Resektion möglich. 25.4% der Patienten zeigten eine Metastasierung in regionale Lymphknoten (LKM). In 17% musste eine synchrone, bei weiteren 8% der Patienten eine metachronen Fernmetastasierung festgestellt werden. Bei Sitz des Primärtumors im Dünndarm kam in 51.1% zu einer Fernmetastasierung. Die mediane Tumorgrösse aller NET lag bei 12 mm (Range 0.5-160), jene der metastasierenden NET bei 20 mm (Range 5-120). Die 5-Jahresüberlebensrate (5-JÜR) aller Patienten lag bei 85%. Patienten, welche syn- oder metachrone Fernmetastasen entwickelten, hatten eine 5-JÜR von 55%. War eine R0-Resektion nicht möglich, lag die 5-JÜR bei 45%. Die univariante Analyse zeigte, dass hinsichtlich einer möglichen Metastasierung eine statistische Signifikanz bezüglich der Lokalisation des Primärtumors (p<0.001), der Tumorgrösse (p<0.001), der R0-Resektion (p<0.001), der direkten Infiltration ins umgebende Gewebe (p<0.001), der Anwesenheit von LKM (p<0.001), einer Lymphangiosis (p<0.001) oder Nerveninfiltration (p<0.001) sowie dem Vorhandensein eines Karzinoidsyndroms (p<0.001) besteht. Keine statistische Signifikanz konnte in Bezug auf Alter, Geschlecht, Angioinvasion, Zellkernatypien und Tumorzellnekrosen festgestellt werden. Mittels multivarianter Analyse, hinsichtlich einer möglichen Metastasierung, konnten das Vorhandensein einer Lymphangiosis, eines Karzinoidsyndroms sowie eine Infiltration ins umgebende Gewebe als unabhängige Faktoren evaluiert werden. Bezüglich der Überlebensrate konnten als unabhängige statistisch relevante Faktoren die R0-Resektion, die Tumorgrösse, das Karzinoidsyndrom sowie das Vorliegen von LKM identifiziert werden, wobei die R0-Resektion den stärksten Einfluss hatte.

Schlussfolgerung: Die Prognose NET hängt v.a. von einer radikalen R0-Resektion ab. Eine gehäufte Fernmetastasierung kann im Besonderen bei einer Lokalisation des Primärtumors im Bereich des Dünndarmes sowie beim Vorhandensein entsprechender histologischer Malignitätskriterien, wie Lymphangiosis und einer direkten Infiltration ins umgebende Gewebe, erwartet werden. Das Karzinoidsyndrom wirkte sich sowohl hinsichtlich einer möglichen Metastasierung, wie auch betreffend der Überlebensrate ungünstig aus.