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Transplantatfunktion und Komplikationsrate nach Nierentransplantationen in einer Spender-/Empfängerpopulation > 65 Jahre (Eurotransplant Senior Programm/ESP)
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Veröffentlicht: | 15. Juni 2005 |
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Gliederung
Text
Einleitung
Ältere Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz haben eine signifikant längere Überlebenszeit nach Nierentransplantation verglichen mit dialysepflichtigen Patienten auf der Warteliste. Um auch der gleichzeitig zunehmenden Organknappheit begegnen zu können, wurde 1999 das ESP (Eurotransplant Senior Program) ins Leben gerufen, welches Organe von Spendern > 65 Jahren, Empfängern > 65 Jahren lokal nach Blutgruppenkompatibilität zuteilt.
Material und Methoden
Überlebens- und Abstossungsraten sowie postoperative Komplikationen von 57 ESP-Patienten wurden mit denen von 316 Patienten des Normalkollektivs, die zwischen 1999 und 2004 in unserer Klinik ein Nierentransplantat erhielten, verglichen.
Ergebnisse
Spender- und Empfängeralter in der ESP-Gruppe waren signifikant höher als in der Vergleichsgruppe (ESP vs. Normal: Spender: 71.5 ± 3.8 vs. 41.7 ± 14.3 Jahre, p<0.0001, Empfänger: 67.5 ± 2.7 vs. 47.7 ± 11.6 Jahre, p<0.0001). Das HLA-Mismatch war in der ESP Gruppe signifikant erhöht. Organempfänger des ESP zeigten vergleichbare Abstossungsinzidenzen (ESP vs. Normal: 38.6% vs. 40.5%, p=n.s). Ebenso zeigte sich die Aufnahme der Transplantatfunktion nicht signifikant unterschiedlich. Das Patientenüberleben nach 3-Jahren war in der ESP Gruppe reduziert (80.2% vs. 93.8%, p<0.05). Jedoch war die zensierte Transplantatfunktionsrate (Versterben mit Tx Funktion) vergleichbar (93.8% vs. 90.7%, p=n.s.). ESP-Patienten zeigten eine erhöhte Rate internistischer und insbesondere kardiologischer Komplikationen (p=n.s.). Die Inzidenzen von CMV-Infektionen (3.5% vs. 3.2%) und steroidinduziertem Diabetes (1.75 vs. 3.48%) waren in beiden Kollektiven vergleichbar. Chirurgische Komplikationen nach Transplantation zeigten sich insgesamt häufiger in der ESP Gruppe (24.6% vs. 18.7%). Hierbei fiel insbesondere die signifikant höhere Rate an Nachblutungen/Hämatomen (8.8% vs. 1.6%, p=0.0009) auf. Ebenso kam es häufiger zu Wundheilungsstörungen (5.3% vs. 3.1%). Interessanterweise wurden vaskuläre Komplikationen wie Gefäßstenosen/-thrombosen) im ESP-Kollektiv nicht beobachtet. Ebenso war die Rate an Lymphozelen, sowie urologische Komplikationen (Harnstauung, Harnverhalt oder Harnleiterrevision) in beiden Gruppen vergleichbar (8.8% vs. 8.2%).
Schlussfolgerung
Unsere Ergebnisse bestätigen das erfolgreiche Konzept des ESP. Die erhöhte Rate chirurgischer und internistischer Komplikationen unterstreichen die Bedeutung der Patientenselektion, des intraoperativen Vorgehens und der postoperativen Patientenbetreuung.