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Stellenwert der jährlichen Routinekontrolle nach kombinierter Nieren-Pankreas- und isolierter Pankreas-Transplantation im Transplantationszentrum
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Veröffentlicht: | 15. Juni 2005 |
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Gliederung
Text
Einleitung
Bei Patienten mit kombinierter Nieren-Pankreas- (NPTx) und isolierter Pankreastransplantation (PTx) wird in unserer Klinik routinemäßig in jährlichen Abständen eine klinische, laborchemische und radiologische Kontrolle unter stationären Bedingungen durchgeführt. Die klinische Relevanz dieses Vorgehens ist nicht bekannt und soll daher überprüft werden.
Material und Methoden
Analyse der während der Jahreskontrollen erhobenen Befunde und Korrelation mit dem klinischen Verlauf: Klinische Untersuchung, Standardlabor (incl. HbA1c), Duplex-Sonographie der Niere, Perfusions- und Funktions-Szintigraphie der Niere, funktionelles NMR des Pankreas und der Niere, oraler Glucose-Toleranz-Test, i.v.-Glucagon-Test, Virologie (Cytomegalie-Virus (CMV), Varizellen-Zoster-Virus, Herpes simplex-Virus, Epstein-Barr-Virus).
Ergebnisse
Zwischen 01/1996 und 06/2003 wurden in unserer Klinik 221 kombinierte Pankreas-Nieren-Transplantationen (NPTx) und 12 isolierte Pankreastransplantationen (PTx) durchgeführt. Bis 07/2004 wurden bei 120 (54%) Patienten nach NPTx und bei 6 (55%) Patienten nach PTx durchschnittlich 3,8 ± 1,7 Jahreskontrollen durchgeführt. 46% der Patienten waren männlich, das Durchschnittsalter zum Zeitpunkt der Transplantation betrug 41,4 ± 11,6 Jahre. Die Dialysedauer bis zur Transplantation betrug bei NPTx-Patienten 22,2 ± 11,6 (CAPD, 22% der Patienten) bzw. 26,7 ± 15,1 Monate (Hämodialyse, 71% der Patienten). Bei 7% der Patienten lag zum Zeitpunkt der Operation noch keine Dialysepflicht vor. 41% der Spender waren CMV-positiv.Nur in einem Fall der insgesamt 479 stationären Aufenthalte (0,2%) konnte ein bis dahin nicht bekannter und behandlungsbedürftiger pathologischer Befund während der Routine-Jahreskontrolle erhoben werden. Bei diesem einzigen Fall mit bis dahin nicht bekanntem Kreatininanstieg führte die Organpunktion zur Diagnose einer akuten Abstoßung genau 1 Jahr nach Transplantation und zu einer entsprechenden Abstoßungsbehandlung mit Cortison. In allen anderen Fällen wurde keine Änderung der aktuellen medikamentösen Therapie vorgenommen oder beispielsweise eine Operationsindikation bei einem auffälligen Situs im NMR gestellt. Dem gegenüber stehen bei 72% aller erfaßten Patienten durchschnittlich 2,1 ± 1,8 weitere stationäre Aufenthalte aufgrund zwischenzeitlich aufgetretener Probleme. Am häufigsten war ein Kreatininanstieg die Einweisungsdiagnose (29%), gefolgt von CMV-Infekt (12%) und Harnwegsinfekt (12%). Die durchschnittliche 5-Jahres-Organfunktion beträgt bei den bis 1999 transplantierten Patienten 85,6% (Niere) bzw. 80,2% (Pankreas). Die Patientenüberlebensrate nach 5 Jahren beträgt 92,4%.
Schlussfolgerung
Routine-Jahreskontrollen nach kombinierter Nieren-Pankreas- oder isolierter Pankreas-Transplantation haben keinen Einfluß auf den klinischen Verlauf dieser Patienten und sollten daher in Zeiten knapper werdender medizinischer Ressourcen nicht durchgeführt werden. Vielmehr ist eine enge Anbindung an ein Transplantationszentrum für akut auftretende Probleme notwendig, da wiederholte Einweisungen dieser Patienten meist im Zusammenhang mit transplantations-spezifischen Problemen stehen.