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122. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

05. bis 08.04.2005, München

Eine posttraumatische Östrogentherapie vermindert die durch ein stumpfes Thoraxtrauma induzierte Entzündungsreaktion

Meeting Abstract

  • corresponding author M.W. Knöferl - Abteilung für Unfallchirurgie, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universität Ulm, Ulm, Deutschland
  • M. Perl - Abteilung für Unfallchirurgie, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universität Ulm, Ulm, Deutschland
  • U.C. Liener - Abteilung für Unfallchirurgie, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universität Ulm, Ulm, Deutschland
  • L. Kinzl - Abteilung für Unfallchirurgie, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universität Ulm, Ulm, Deutschland
  • U.B. Brückner - Sektion Chirurgische Forschung, Abteilung Viszeral- und Transplantationschirurgie, Universität Ulm, Ulm, Deutschland
  • F. Gebhard - Abteilung für Unfallchirurgie, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universität Ulm, Ulm, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 122. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 05.-08.04.2005. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2005. Doc05dgch3574

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dgch2005/05dgch197.shtml

Veröffentlicht: 15. Juni 2005

© 2005 Knöferl et al.
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Gliederung

Text

Einleitung

Das stumpfe Thoraxtrauma ist eine der häufigsten Begleitverletzungen im Rahmen von Mehrfachverletzungen und Polytraumata. Es führt zu einer früh auftretenden entzündlichen Reaktion, die auch systemisch fassbar ist. Im Rahmen dieser inflammatorischen Antwort ist die Freisetzung von Entzündungsmediatoren aus v. Kupffer Zellen der Leber deutlich erhöht. Durch Verabreichung von 17β-Östradiol ließen sich in verschiedenen Studien positive immunmodulatorische Effekte nach Schock und Hypoxämie nachweisen. Allerdings liegen bislang keine Ergebnisse für ein Thoraxtrauma vor. Ziel dieser Studie war es daher zu prüfen, ob eine einmalige posttraumatische Behandlung mit 17β-Östradiol die Freisetzung inflammatorischer Mediatoren aus v. Kupffer Zellen nach einem stumpfen Thoraxtrauma reduziert und/oder somit die systemischen Konzentrationen an solchen Faktoren positiv beeinflusst.

Material und Methoden

Männliche C3H/HeN Mäuse wurden anästhesiert und entweder einem stumpfen Thoraxtrauma oder einem Kontrolleingriff unterzogen. Anschließend erhielten die Tiere 10 μg 17β-Östradiol oder die Trägersubstanz subkutan injiziert. Vier Stunden später wurden aus der Leber die v. Kupffer Zellen isoliert und in vitro für 24 Stunden mit 1μg/ml LPS stimuliert. Die Konzentrationen von TNF-α, IL-6 und IL-10 in den Überständen der v. Kupffer Zell-Kulturen, sowie von IL-6 und 17β-Östradiol im Plasma wurden mittels ELISA gemessen.

Ergebnisse

Die Östrogenbehandlung führte sowohl in der Kontroll- als auch in der Traumagruppe zu einem hochsignifikanten (p<0,01) Anstieg der 17β-Östradiol Plasmakonzentrationen. In Tieren, die nur die Trägersubstanz erhalten hatten, kam es durch die Lungenkontusion zu einer vermehrten Freisetzung von TNF-α, IL-6 und IL-10 aus den v. Kupffer Zellen (p<0,05) sowie zu einer deutlichen Erhöhung der IL-6 Plasmaspiegel. Durch die posttraumatische Gabe von 17β-Östradiol konnte die vermehrte Freisetzung von pro- und antiinflammatorischen Zytokinen aus v. Kupffer Zellen verhindert werden. Auch die IL-6 Plasmaspiegel waren durch die Östrogenbehandlung signifikant reduziert. [Tab. 1]

Schlussfolgerung

Das stumpfe Thoraxtrauma führt zu einer frühen lokalen und systemischen Entzündungsreaktion. Durch eine Östrogenbehandlung können sowohl die Zytokinfreisetzung aus v. Kupffer Zellen als auch die Konzentrationen zirkulierender Mediatoren deutlich reduziert werden. Diese Ergebnisse unterstreichen die positiven immunmodulatorischen Eigenschaften von Östrogen, die bereits unter anderen Stressbedingungen festgestellt wurden. Da die therapeutische Wirksamkeit von Östrogen diesen Ergebnissen zufolge auch bei posttraumatischer Verabreichung gegeben ist, könnte der klinische Einsatz bei Traumapatienten erwogen werden.