Artikel
Ist die elektive Chirurgie gastrointestinaler Tumoren im fortgeschrittenen Lebensalter gerechtfertigt?
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 15. Juni 2005 |
---|
Gliederung
Text
Einleitung
Die steigende Lebenserwartung führt zu einer Zunahme von Tumorerkrankungen im fortgeschrittenen Lebensalter. Das Alter wird als negativer prognostischer Faktor für das Überleben nach kurativer Resektion gastrointestinaler Tumoren angesehen. Aufgrund der erhöhten Morbidität und postoperativen Mortalität von Patienten im fortgeschrittenen Alter ist bei kurativer Resektabilität gastrointestinaler Tumoren die Indikationsstellung zum operativen Eingriff besonders problematisch. Ziel dieser Studie ist die Evaluation der Indikation, des operativen Verfahrens, der Morbidität und postoperativen Mortalität bei Patienten ≥70 Jahre mit resektablen Ösophagus-, Magen-, Rektum- und Pankreaskarzinomen.
Material und Methoden
Im Zeitraum von 03/03 bis 08/04 wurden insgesamt 147 Patienten elektiv an einem resektablen Karzinom des Ösophagus (N=26), Magens (N=39), Pankreas (N=23) und Rektum (N=59) operiert. 37 Patienten davon waren mindestens ≥70 Jahre und wurden retrospektiv analysiert. Patienten mit tumorassoziierten Notfalleingriffen wurden ausgeschlossen. Morbidität, Operationsverfahren, postoperative Komplikationen und Mortalität dieser Patienten wurden erfaßt.
Ergebnisse
Die Mehrheit der Patienten (75%) wies mindestens eine relevante Begleiterkrankung auf, kardiovaskuläre (73%) sowie pulmonale Erkrankungen (16%) dominierten.Patienten mit einem Ösophaguskarzinom (N=4) erhielten eine Rekonstruktion mittels Schlauchmagen abdominothorakal (N=3) oder transhiatal (N=1). Eine Anastomoseninsuffizienz, die konservativ ausheilte, war die einzige postoperative Komplikation in dieser Gruppe. Bei Patienten mit einem Magenkarzinom (N=13) wurde entweder eine Gastrektomie mit Rekonstruktion nach Roux-Y (N=12) oder eine partielle Magenresektion (N=1) durchgeführt. Neben einer Anastomoseninsuffizienz kam es bei einem weiteren Patienten zu einer sekundären Dickdarmperforation, beide Patienten verstarben im postoperativen Verlauf. 3 weitere Patienten dieser Gruppe wurden wegen einer Pneumonie antibiotisch behandelt werden. Alle Patienten mit einem Pankreaskopfkarzinom (N=7) erhielten eine pyloruserhaltende partielle Duodenopankreatektomie. Ein Patient musste wegen einer Nachblutung im Bereich der Pankreatikojejunostomie relaparotomiert werden, ein weiterer Patient verstarb am 4. Tag postoperativ an einem akuten Myokardinfarkt; ferner musste ein Patient wegen einer Pneumonie antibiotisch behandelt werden. In der Gruppe der Patienten mit einem Rektumkarzinom (N=14) wurde entweder eine anteriore Rektumresektion (N=7), eine tiefe anteriore Rektumresektion (N=4) oder eine abdominoperineale Rektumexstirpation (N=3) durchgeführt. In einem Fall kam es zu einer Anastomoseninsuffizienz, die mit einer Diskontinuitätsresektion versorgt wurde. Eine Unterschenkelvenenthrombose und eine sakrale Wunddehiszenz konnten konservativ therapiert werden. Die Gesamtmortalität betrug 8% (3/37). Alle Patienten sind in der Nachsorge ohne Hinweis auf ein Tumorrezidiv.
Schlussfolgerung
Unsere Ergebnisse bestätigen die Indikation zur Operation kurativ resektabler gastrointestinaler Tumoren bei Patienten mit einem Lebensalter ≥70 Jahren. Unter Berücksichtigung der Komorbidität können diese Patienten einer ausgedehnten onkologischen Resektion zugeführt werden. Ein therapeutischer Nihilismus ist bei dieser Patientengruppe aufgrund des Alters nicht angezeigt. Die konsequente Nutzung der Vorsorgeuntersuchungen kann bei diesen Patienten einen Notfalleingriff vermeiden und die Prognose durch Diagnose im Frühstadium verbessern.