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26. Jahrestagung der deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2008)

06.01. bis 09.01.2008, Engelberg

Gefahr aus den Wolken – Keraunoparalyse nach Blitzschlag in zwei Fällen

Meeting Abstract

  • M. Mayr-Brune - Städtisches Klinikum München GmbH, Krankenhaus München Bogenhausen, Abteilung für Plastische, Rekonstruktive, Hand- und Verbrennungschirurgie, München
  • G. Klausner - Städtisches Klinikum München GmbH, Krankenhaus München Bogenhausen, Abteilung für Plastische, Rekonstruktive, Hand- und Verbrennungschirurgie, München
  • G. Henckel von Donnersmarck - Städtisches Klinikum München GmbH, Krankenhaus München Bogenhausen, Abteilung für Plastische, Rekonstruktive, Hand- und Verbrennungschirurgie, München
  • M. Ninkovic - Städtisches Klinikum München GmbH, Krankenhaus München Bogenhausen, Abteilung für Plastische, Rekonstruktive, Hand- und Verbrennungschirurgie, München

DAV 2008. 26. Jahrestagung der deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung. Engelberg, 06.-09.01.2008. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2008. Doc08dav40

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dav2008/08dav40.shtml

Veröffentlicht: 30. Juni 2008

© 2008 Mayr-Brune et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Menschen die vom Blitz getroffen wurden, werden aufgrund der meist akut im Vordergrund stehenden Verbrennungen in unsere Brandverletztenzentren eingeliefert. Doch neben den typischen Verbrennungsmustern sind eine Vielzahl interdisziplinärer Komplikationen möglich, deren Diagnose und Therapie uns weitaus mehr Probleme bereiten. Neurologische Komplikationen nach Blitzschlag werden in der Literatur als häufig, jedoch auch als meist nur temporär beschrieben, mit vollständiger Rückbildung innerhalb weniger Stunden bis Tage. Bleibende Schäden durch Rückenmarksläsionen sind selten, für die Betroffenen allerdings mit einschneidenden Veränderungen verbunden.

Falldarstellungen: Am 25.06.2007 wurde eine Gruppe von 3 Studentinnen, die in der Nähe eines Baumes stehend einem Fußballspiel zusahen, Opfer eines Blitzeinschlages. Patientin 1 erlitt dabei Verbrennungen von insgesamt 27% KOF. Nach krankheitsbedingt komplikationsreichem Intensivaufenthalt, manifestierte sich nach Extubation eine massive, rein motorische, beinbetonte Tetraparese, die eine lange neurologische und rehabilitative Nachbehandlung bedingte.

Patientin 2 erlitt Verbrennungen von 47% der KOF. Nach kurzzeitiger anterograder Amnesie bestand bereits bei Erstversorgung eine beinbetonte Paraparese, woraus sich ein sensibles Querschnittsyndrom ab Th 10 mit ausgeprägter Gang- und Standataxie entwickelte. Die durch den Blitzschlag hervorgerufene Myelopathie im Thorakalbereich mit Demyelinisierung des Rückenmarks war elektrophysiologisch nachzuweisen. Eine Restitutio ad integrum ist in beiden Fällen bis heute nicht eingetreten.

Patientin 3 erlitt „lediglich“ Verbrennungen von 19% der KOF und konnte nach mehreren operativen Eingriffen als geheilt entlassen werden.

Diskussion: Das mögliche Spektrum neurologischer Komplikationen nach Blitzschlag umfasst das gesamte neurale System und reicht von der hypoxischen Enzephalopathie durch strombedingten Herzstillstand über Rückenmarksläsionen mit permanenten Ausfällen und Lähmungen bis hin zur kurzzeitigen und innerhalb weniger Stunden voll reversiblen Paralyse. Eine Beeinträchtigung des Nervensystems nach Blitzschlag ist in allen Fällen als ernst zu betrachten und kann bei diesen Patienten zu schwerwiegenden und bleibenden Folgeschäden führen.