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26. Jahrestagung der deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2008)

06.01. bis 09.01.2008, Engelberg

Das toxische Inhalationstrauma beim Brandverletzten im Vergleich zur militärmedizinsichen Wirkung von Kampfgas

Meeting Abstract

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  • R. Wahba - Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz, Abtlg. Orthopädie und Unfallchirurgie, Verbrennungsmedizin, Handchirurgie, Plastische und Wiederherstellungschirurgie, Koblenz
  • E. Sieber - Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz, Abtlg. Pathologie, Koblenz
  • Th. Göller - Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz, Abtlg. Pathologie, Koblenz
  • E. Kollig - Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz, Abtlg. Orthopädie und Unfallchirurgie, Verbrennungsmedizin, Handchirurgie, Plastische und Wiederherstellungschirurgie, Koblenz

DAV 2008. 26. Jahrestagung der deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung. Engelberg, 06.-09.01.2008. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2008. Doc08dav15

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dav2008/08dav15.shtml

Veröffentlicht: 30. Juni 2008

© 2008 Wahba et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Das toxische Inhalationstrauma (toIHT) wurde mit dem Einsatz chemischer Lungenkampfstoffe (z. B. Phosgen) im Ersten Weltkrieg erstmals in großem Umfang medizinisch relevant. Eine kausale Therapie existierte nicht, symptomatisch wurden Aderlässe bis O2-Beatmung über Maske versucht. Heute tritt das toxische Inhalationstrauma vor allem bei Wohnungs- und Fahrzeugbränden mit Verbrennung von Kunststoffen auf. Die Letalitat beträgt dabei bis zu 60%. Bei der Behandlung aktueller Verbennungstraumata mit toIHT fiel die Ähnlichkeit im Verlauf mit den historischen Beschreibungen aus der militärmedizinischen Literatur auf, weshalb eine vergleichende klinische, pathologisch makro- und mikroskopische Aufarbeitung wurde.

Methode: Zwei Patienten mit Verbennungen <25% KOF und toIHT nach Verbleib in geschlossenen Räumen mit relevanter Verbennung von Kunststoffen wurden verbrennungsintensivmedizinisch behandelt. Während die thermischen Läsiionen des Integumentes problemlos zur Ausheilung gebracht werden konnten, entwickelte sich nach initial suffizienter Beherrschung des Gasaustausches bei Beatmung ein komplizierter, protrahierter Verlauf pulmonalseitig, der letztlich trotz maximalen Therapieansatzes nach 36 und 41 Tagen Behandlungsdauer zum exitus letalis führte. Beide Patienten wurden mit der gezielten Fragestellung nach den Auswirkungen der toIHT obduziert, das Lungengewebe histologisch aufgearbeitet und mit den Angaben der militärmedizinischen Literatur verglichen.

Resultat: Die Obduktion zeigte makroskopisch unbelüftete, hochgradig flüssigkeitsgefüllte Lungen mit einem Gewicht von >4000 g im Sinne eines protrahierten respiratorischen Distress-Syndromes. Histologisch bot die Trachea großflächige Ablösungen des Epithels. Es lag eine Schocklunge 3° mit Bronchiolitis obliterans, Hämorrhagien und disseminierten intravasalen Thromben vor. Todesursache war das rechts führende Herz-/Kreislaufversagen, in einem Fall kombiniert mit einer akuten Leberdystrophie.

Beim toIHT durch Kampfgase im Ersten Weltkrieg trat der Tod sofort, nach 3 bis 4 Tagen oder ca. 4 Wochen ein. Pathologisch zeigte sich eine massive Zerstörung des Bronchial- und Alveolargewebes mit Lungenödem, bei längerem Überleben Hämorrhagien und Emphysembildung und im Endstadium eine Bronchiolitis obliterans.

Folgerung: Das toIHT nach Bränden in geschlossenen Räumen (Wohnungen, Kraftfahrzeuge) mit Kunstoffverbrennung ist mit einer Lungenschädigung durch das Kampfgas Phosgen vergleichbar. Die klinischen, pathologischen und histologischen Befunde sind bei beiden Krankheitsbildern ähnlich. Die historisch beschriebenen Veränderungen konnten im Rahmen der hier aufgearbeiteten, aktuellen Fälle bestätigt werden. Die Lungenschädigung ist hinsichtlich der Prognose quo ad vitam der determinierende Faktor. Trotz der Möglichkeiten der modernen Intensivmedizin und Beatmungsstrategien ist die Prognose auch heute in hoher Prozentzahl ungünstig.