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GMS Medizin — Bibliothek — Information.

Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB)

ISSN 1865-066X

Zukunft der E-Books: Innovationen und Geschäftsmodelle von Verlagen für Medizinbibliotheken an Hochschulen: Je drei Fragen von Bruno Bauer an Klaus Bahmann (Springer), Peter Gemmel (Thieme) und Angelika Lex (Elsevier)

The future of e-books: innovations and business plan of publishers for medical libraries at universities: 3 questions to Klaus Bahmann (Springer), Peter Gemmel (Thieme) and Angelika Lex (Elsevier) by Bruno Bauer

Interview

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GMS Med Bibl Inf 2010;10(1):Doc09

doi: 10.3205/mbi000192, urn:nbn:de:0183-mbi0001928

Veröffentlicht: 12. Mai 2010

© 2010 Bahmann et al.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Zusammenfassung

In den letzten Jahren haben elektronische Bücher an wissenschaftlichen Bibliotheken einen großen Aufschwung erfahren. Insbesondere an Medizinbibliotheken konnten elektronische Bücher als wichtiger Bestandteil der Literaturversorgung vor allem für die Studierenden etabliert werden.

Das aktuelle Interview mit Klaus Bahmann (Springer), Peter Gemmel (Thieme) und Angelika Lex (Elsevier) informiert über Entwicklung, Status und Perspektiven von elektronischen Büchern aus der Sicht von drei großen wissenschaftlichen Verlagen. Angesprochen werden die Schwerpunktsetzungen in den Angeboten, die verschiedenen Geschäftsmodelle sowie die unterschiedliche Einschätzung der weiteren Entwicklung von elektronischen Büchern.

Schlüsselwörter: E-Bücher, Entwicklung, Angebot, Geschäftsmodell, Perspektiven, Interview

Abstract

In the past years electronic books were booming at scientific libraries. E-books have established especially at medical libraries as an important part of the document supply in particular for students.

The current interview with Klaus Bahmann (Springer), Peter Gemmel (Thieme) and Angelika Lex (Elsevier) informs about development, situation and outlook of e-books of three big scientific publishers. They spoke about the focal points in the supply and the diverse business models and the different estimation for the future development of electronic books.

Keywords: e-books, development, supply, business model, outlook, interview


Interview

1. Entwicklung der E-Books

B. Bauer: In jüngster Zeit haben elektronische Bücher einen enormen Aufschwung erlebt; mittlerweile gehören sie standardmäßig an allen wissenschaftlichen Bibliotheken zum fixen Angebot. Noch vor wenigen Jahren war diese Entwicklung nicht absehbar.

Was war Ihrer Meinung nach ausschlaggebend für die nunmehr so große Akzeptanz von elektronischen Bücher? Seit wann und in welcher Form hat sich Ihr Verlag in den letzten Jahren im Bereich elektronischer Bücher engagiert?

P. Gemmel (Thieme): Thieme war schon in den 90er Jahren mit elektronischen Büchern am Markt aktiv. Seit 2005 bietet die Thieme Verlagsgruppe mit ihrer Thieme E-Book Library ein umfangreiches deutsch- und englischsprachiges Angebot für wissenschaftliche Bibliotheken. Eine besondere Dynamik bekam das E-Book bei Thieme durch die gestiegene Nachfrage aus Bibliothekskreisen, bei Dozenten und Medizinstudenten aufgrund der neuen Approbationsordnung, die eine stärkere Verzahnung von Theorie und klinisch-praktischen Inhalten fordert. Hierdurch wird ein fächerübergreifender, fallbezogener und interdisziplinärer Unterricht immer wichtiger. Diese Umstellung erfordert somit eine neue Art des Lernens und Lehrens für Studierende und Lehrkräfte der Medizin. Durch den elektronischen Zugang zu den erfolgreichen und bewährten Thieme Büchern lässt sich nun vor allem auch das fachübergreifende, fall- und unterrichtsspezifische Lernen und Lehren gewährleisten.

Denn die Thieme E-Book Library deckt als elektronisches Standardnachschlagewerk die gesamte Bandbreite der Fächer und Inhalte des Medizinstudiums ab.

Nach einem größeren Pilotprojekt an der Uni Münster in 2003/04 startete die Thieme E-Book Library mit den bekannten und renommierten Lehrbüchern für Medizinstudenten.

Thieme hat mit diesem Angebot frühzeitig begonnen, Angebote für das veränderte Mediennutzungsverhalten der Studenten zu entwickeln: Die gedruckten Werke stehen für die tiefergehende Wissensaufnahme, insbesondere bei der Prüfungsvorbereitung; die Online-Version wird für die aktuelle und schnelle Informationssuche und zu Recherchezwecken stark genutzt.

K. Bahmann (Springer): Springer war der erste Verlag, der ein Business-Modell präsentiert hat, das den Erwartungen der Bibliotheken in hohem Maße entgegenkam. Wir sind mit unserem E-Book-Angebot im Sommer 2006 gestartet und sind heute der größte E-Book-Anbieter unter den STM-Verlagen.

Entscheidend waren aus unserer Sicht drei Aspekte:

  • Wir bieten unsere E-Books ohne DRM (Digitale Rechteverwaltung) an, das heißt, der Nutzer kann die von ihm benötigten Kapitel ohne Einschränkung ausdrucken bzw. auf seinen Rechner speichern.
  • Die Titel werden campusweit freigeschaltet und es können beliebig viele Nutzer gleichzeitig zugreifen.
  • Die Bibliothek bezahlt einmal und erhält ein unbefristetes Nutzungsrecht an den erworbenen Titeln.

Über die letzten vier Jahre hinweg haben E-Books beträchtlich an Fahrt aufgenommen. Bei Springer machen die E-Books bereits 20% unseres Buchumsatzes aus. Wir erwarten, dass sich diese Zahl innerhalb der nächsten drei Jahre verdoppelt.

Doch gibt es auf Verlags- und auf Bibliotheksseite noch viel Arbeit. Verlagsseitig müssen die Workflows optimiert werden. Springer hat beim Thema Metadaten Neuland betreten und will hier noch deutlich besser werden. Wir definieren uns als „Digital Publisher“ und werden die internen Abläufe an den Maßgaben der digitalen Produktion ausrichten.

A. Lex (Elsevier): Vorteile, die E-Books gegenüber den gedruckten Werken bieten, sind in unterschiedlichen Nutzergruppen evident:

Für den Wissenschaftler muss Information immer und überall zugänglich sein: Über 50% der Wissenschaftler verwenden und haben Zugang zu Online-Büchern, weil sie auf Grundlagenwissen sowie Methoden aufbauen, als auch interdisziplinär ihren Blickwinkel erweitern und mit anderen Kollegen zusammenarbeiten, und das 24/7 und überall – in der Bibliothek, Zuhause, unterwegs, usw.

Zudem machen E-Books den Gebrauch flexibler durch direkte Verlinkungen zu Inhalten. Mehrere Nutzer können gleichzeitig auf den gleichen Inhalt zugreifen. Sie können genau die Information, die individuell gebraucht wird, suchen, finden, herunterladen und ausdrucken.

Das Ganze ist natürlich nochmals positiv potenziert, wenn E-Books, wie bei ScienceDirect mit Zeitschriften und anderen Daten (zum Beispiel experimentelle Messungen), vernetzt und verlinkt sind.

Verschiedene Studien haben gezeigt, dass für Bibliothekare 24/7-Zugänglichkeit, gleichzeitige Nutzungsmöglichkeit, schnelle Suche und Recherche, sowie Kostenminderung die wichtigsten Vorteile waren. So wurden zum Beispiel gedruckte Bücher im Schnitt einmal pro Titel pro Jahr ausgeliehen, demgegenüber stehen 25 Downloads für Online-Bücher pro Titel pro Jahr.

2006 begann Elsevier international mit zirka 230 Buchtiteln auf ScienceDirect. 2009 ist diese Zahl auf 10.600 Titel angewachsen und wird natürlich auch weiterwachsen. Speziell mit deutschsprachigen medizinischen Titeln hat Elsevier schon 2005 die ersten Schritte mit Lehrbüchern in den Online-Bereich unternommen, unter anderem mit StudentConsult, später dann mit dem „Plus im Web“ auch in Kombination mit zusätzlicher Online-Information zum Buch, wie zum Beispiel Animationen, Fallbeispiele, Prüfungsfragen oder Filme und damit begonnen, auf das spezielle und sich verändernde Nutzerverhalten einzugehen. Mit der E-Library stehen die wichtigsten deutschsprachigen Lehrbücher, unter anderem Titel wie Sobotta als Online-Lehrbücher mit vielen nützlichen Zusatzfeatures inzwischen an vielen medizinischen Fakultäten zur Verfügung.

2. Angebot und Geschäftsmodelle: Status quo der E-Books

B. Bauer: Von den Bibliotheken gibt es viele Wünsche an Verlage, unter welchen Rahmenbedingungen sie elektronische Bücher erwerben wollen. Diesbezügliche Parameter betreffen alle Bereiche – von der Form des Angebots (Paket oder à la carte) über das zugrundeliegende Geschäftsmodell (Kauf oder Lizenzierung der Daten) und die Bereitstellung entsprechender Metadaten durch die Verlage bis hin zur Möglichkeit der Nutzung der Inhalte im Rahmen der Fernleihe.

Wie funktioniert das aktuelle Geschäftsmodell Ihres Verlages? Welche Besonderheiten – technisch, inhaltlich und lizenzrechtlich – unterscheidet Sie von Ihren Mitbewerbern?

K. Bahmann (Springer): Ich denke, dass wir in Sachen E-Books Standards gesetzt haben. So war Springer der erste Verlag, der Remote Access zugestanden hat. Inzwischen haben dies auch unsere Wettbewerber im Angebot.

Das Springer-Modell zeichnet sich durch zwei Aspekte ganz besonders aus:

  • Unsere Kunden erwerben eine „Frontlist“, das heißt, wir machen den Bibliotheken nicht erst dann ein E-Book-Angebot, nachdem die Printauflage abverkauft ist. Springer E-Books sind gleichzeitig mit Erscheinen der Printausgabe verfügbar und avancieren für unsere Kunden zum Primärformat. Die Bibliothek muss nur noch in Ausnahmefällen (z.B. Lehrbuchsammlung) ergänzende Printexemplare erwerben.
  • Unsere E-Book-Pakete enthalten jeweils alle in einem Fachgebiet publizierten Titel – von Lehrbüchern über Referenzwerke bis zu Buchreihen. Dadurch enthalten die Springer E-Book-Pakete hinreichend kritische Masse und sind im Informationsangebot der Hochschule auch deutlich sichtbar.

Wir haben das Thema Fernleihe auf der Agenda. Hier stehen Bibliotheken und Verlage gleichermaßen in der Pflicht. Der Bedienung der Fernleihe in Form eines Scan-Files steht nichts im Wege, aber der Versand der originären PDF-Files ist aktuell nicht gestattet.

A. Lex (Elsevier): Was unterscheidet uns?

  • Inhaltlich: Ein rigoroses Publikationsverfahren stellt sicher, dass wir lediglich Bücher von großem Wert für die jeweilige Nutzerschaft publizieren. Uns geht es nicht um Masse, sondern Qualität. Eine kleine feine Auswahl sozusagen.
  • Technisch: Wir profitieren sicherlich von der großen Beliebtheit und den Möglichkeiten von ScienceDirect. Es ist und bleibt die am meisten genutzte und beliebteste Plattform für elektronische Ressourcen. Neue Innovationen, wie zum Beispiel der „Artikel der Zukunft“ werden sicherlich auch bald ihre Anwendung im E-Book-Bereich finden, da die komplette Information in XML-Format vorhanden ist und über die gleiche Plattform zugänglich ist. Wir machen also keinen Unterschied zwischen Zeitschriften und Buchinhalten. Mit unseren deutschsprachigen Lehrbüchern experimentieren wir mit additiven „Funktionalitäten“ – von der kapitelweisen Verfügbarkeit bis hin zur veränderten Didaktik und Kombination mit Multimediainhalten. Der zu erwartende iPad-Boom und andere technischen Entwicklungen werden die Landschaft hier nochmals völlig und auch schnell verändern. Die Schwierigkeit, dass sich die Kunden/Nutzer sehr heterogen in Ihrem Verhalten und Bedarf entwickeln (und auch von Fachgebiet zu Fachgebiet nochmals extrem unterschiedlich) ist die wirkliche Herausforderung in der Phase des Umbruchs der Informationsvermittlung.
  • Lizenzrechtlich: Natürlich versucht unser Lizenzvertrag Missbrauch zu verhindern. Viel wichtiger ist es uns aber, den wahren USP von E-Books, nämlich uneingeschränkte Nutzung, zu betonen. Wir limitieren unsere Nutzer weder in der Anzahl der Downloads, Prints, etc. Wir bieten uneingeschränkte Nutzung OHNE Restriktionen.

Das wichtigste jedoch zum Schluss:

  • FLEXIBILITÄT! Unsere Geschäftsmodelle spiegeln die Interessen der Nutzer und Erfahrungen der letzten Jahre wider. Wir möchten einem Kunden nicht sagen in welcher Form er E-Books zu erwerben hat, sondern uns hier komplett auf ihn einstellen. Ob man alle Jahrgänge einer Disziplin, einzelne Jahrgänge, einzelne Titel, Major Reference Works als Einmalerwerb oder auf Subskriptionsbasis, Einzeltitel einer Serie oder komplette Serien erwerben möchte, wir bieten alle Optionen an, und gerne auch in Kombination.

Unsere Discount-Möglichkeiten sind dem ebenso angepasst, so dass hier keiner benachteiligt wird.

Zudem haben wir ein Modell entwickelt, eine breite Auswahl an Kollektionen gegen eine geringe Gebühr volle 12 Monate zu testen und danach nur die Titel auszuwählen, die den meisten Nutzen bringen.

Ich bin mir sicher, dass wir die flexibelste Preisgestaltung am Markt haben.

P. Gemmel (Thieme): Die deutschsprachige Thieme E-Book Library umfasst heute über 120 Lehrbücher für Medizinstudenten wie Fallbücher, Kurzlehrbücher, Lehrbuch-Reihen (Checklisten, Duale Reihe), Einzelwerke sowie zusätzlich Lehrbücher aus den angrenzenden Bereichen der Chemie, Biochemie und Biologie.

Fast jede deutschsprachige Hochschule mit einer medizinischen Fakultät besitzt heute eine Lizenz, mehrere Kunden haben sogar Zugriff auf den kompletten Bestand (Voll-Lizenz) der Thieme E-Book Library. Gestartet sind wir mit nur zehn der bekanntesten und beliebtesten Titel, um von Beginn an eine gute Nutzung zu generieren. Seitdem wurde unsere Plattform kontinuierlich um neue erfolgreiche Titel erweitert. Als Auswahlkriterium dienen hierbei die Popularität der Werke bei der Zielgruppe sowie Wunschlisten von unseren Bibliothekskunden sowie natürlich die Nutzungsstatistiken, die Aufschluss über die Informationsbedarfe in den medizinischen Fakultäten geben. Heute ist die Thieme E-Book Library eine unverzichtbare Ressource für Studenten und Dozenten, für Kliniker und Wissenschaftler in der deutschsprachigen universitären Medizin und angrenzenden Disziplinen.

Die Lizenzierung der elektronischen Bücher wird in einem Poolmodell angeboten: die Bibliothek wählt ihre gewünschten Titel aus und bezahlt eine jährliche Lizenzgebühr pro Paket (Punktemodell pro Buch). Neuauflagen werden kurzfristig nach Erscheinen der gedruckten Ausgabe ohne weitere Kosten für die Lizenznehmer in das Angebot integriert.

Der campus- bzw. institutionsweite Zugang erfolgt über Freischaltung der entsprechenden IP-Adressen mit unbeschränktem Zugriff, 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche. Natürlich können die Angehörigen der lizenzierenden Institution auch über VPN-Zugang (Remote Access) auf die Thieme E-Book Library zugreifen.

Seit 2007 sind die Nutzungsstatistiken der Thieme E-Book Library, die wir unseren Kunden monatlich zur Verfügung stellen, entsprechend der COUNTER-Vorschriften erstellt. Die Volltextzugriffe pro Monat (je Titel und Standort) liegen zum Teil im vierstelligen Bereich und zeigen den guten Erfolg unseres Angebots.

3. Perspektiven für E-Books

B. Bauer: In vielen Fällen sind elektronische Bücher – vergleichbar den elektronischen Zeitschriften – als digitale Doppelgänger zu den entsprechenden Print-Versionen konzipiert. Man hat den Eindruck, dass das Gros des Angebots das volle Potential von Büchern in elektronischer Form noch nicht ausschöpft – von der Integration von Multimedia-Material über die Konzeption von Lehrbüchern als Lernplattform bis hin zur Nutzung von Web 2.0-Tools .

Welche Innovationen dürfen Medizinbibliothekarinnen und -bibliothekare auf dem E-Book-Sektor von Ihrem Verlag in nächster Zeit erwarten? Welche Geschäftsmodelle werden in Zukunft dominieren? Gibt es Überlegungen zur Lösung der Frage nach der Langzeitarchivierung elektronischer Bücher? Wird es in zehn Jahren noch Lehrbücher und wissenschaftliche Fachbücher in gedruckter Form geben?

A. Lex (Elsevier): Es fängt schon bei der Definition an: Was sind „E-Books“? Aus Kundensicht kann das E-Book durchaus ein digitaler Doppelgänger der Print-Version sein, wenn der Anwendungszweck darin liegt, die elektronische Version als mobile Suchmaschine zu verwenden. Unsere Kunden bestätigen uns sogar, dass die identische Print-Optik online den Lernprozess unterstützt.

Aus lerntheoretischer Sicht reicht eine E-Library allein jedoch nicht für die nachhaltige Wissensvermittlung aus. Daher haben wir eine Plattform entwickelt, in der Multimedia-Inhalte, Tests und Kurse zu komplexen Themen in die E-Books integriert sind. Web 2.0-Tools helfen dabei, sich auszutauschen und den Inhalt zu personalisieren.

Bei den Geschäftsmodellen geht es auch in der Zukunft vor allem um Flexibilität für unsere Kunden, Zugang zu Content, egal über welchen Medienmix, im richtigen Format für den Bedarf, den Ort, Zeitpunkt und Zeitraum ihrer Wahl zu erhalten. Sicher ist, dass in Zukunft die Infrastruktur es auf allen Seiten leichter ermöglichen wird, solche Modelle auch effektiv umzusetzen.

Die Preismodelle werden komplexer und sich am Mehrwert des gesamten Medienpakets orientieren. Ist es „P+E“, d.h. ein Print-Titel mit Zugang zur digitalen Version? Ist es „E+P“ in Form einer Lernplattform, über die man auch gedruckte Unterlagen als Buch, Skript oder Print on Demand erhält? Sind es „à la carte“-Modelle, die bestimmte Einheiten medienunabhängig für ein relevantes Thema anbieten? Hier gilt „und“, statt „entweder – oder“.

Solange wir noch sozialisiert sind für Lernen und Informationsverarbeitung mit Hilfe von Print-Unterlagen, wird es Lehrbücher und wissenschaftliche Fachbücher in gedruckter Form geben, so auch in zehn Jahren. Es ist anzunehmen, dass sich Optik und Haptik und Umfang verändern werden. Die Frage ist, braucht eine „gedruckte Form“ einen Buchdeckel oder erfüllt auch ein Ausdruck vom Kunden über den heimischen Drucker den Zweck? Es wird kaum Bücher geben, die „Standalone“ sind – ohne Mobile Access oder ohne Zugehörigkeit zu einer Online-Welt.

P. Gemmel (Thieme): Thieme wird seinen Nutzern künftig weitere attraktive, multimedial vernetzte E-Angebote mit vielfältigen Mehrwerten auf einer breiten Lehr- und Lernplattform bieten. Die hoch evaluierten Thieme-Inhalte unterstützen Dozenten und Studenten im gesamten Verlauf des Studiums. Hierzu zählt in 2010 ein zusätzliches Angebot für Monografien (Nicht-Lehrbücher), auch mit der Möglichkeit des dauerhaften Zugriffs auf fachgebietsbezogene Teilpakete – ein Nebeneinander also von Lizenz- und Kaufmodell. Außerdem werden wir unsere E-Book-Plattform zur Jahresmitte 2010 auf eine neue technologische Basis stellen und damit viele weitere zusätzliche Funktionalitäten anbieten können. Insbesondere werden personalisierte Services für registrierte Nutzer (z.B. Notizen, Lesezeichen, Share-Funktionen) im Zentrum dieses Relaunchs stehen.

Ziel ist hierbei auch die Vernetzung mit anderen digitalen Angeboten unserer Verlagsgruppe, um Studenten, Dozenten und den Bibliotheken das liefern zu können, was von diesen auch zukünftig nachgefragt wird.

Die Weiterentwicklung der Thieme E-Book Library bietet aus unserer Sicht vielfältige Chancen, die starke Markenposition, die Thieme bereits in der Printwelt besitzt, in das Internet weiter zu verlängern: Für Endnutzer ergibt sich ein schneller werk- und fachübergreifender Zugriff auf umfassende Inhalte über die Volltextsuche, durch ausgefeilte Navigation und Verlinkungen. Die interdisziplinäre, fallorientierte Arbeit wird unterstützt, der Zugriff auf Bücher unabhängig von Bibliotheksöffnungszeiten (Remote Access) und Vorhandensein einer ausreichenden Anzahl von Büchern in der Ausleihe wird somit gewährleistet.

Die Bibliothek bedient mit der Thieme E-Book Library die wachsenden Ansprüche ihrer Nutzer bezüglich des Zugangs zu digitalisierten Inhalten auch im Buchbereich. Die Bibliothekare erhalten detaillierte Hinweise zum Nutzungsverhalten ihrer Kunden und die Bibliothek bleibt mit diesen Angeboten auch im digitalen Bereich der zentrale Zugangsweg für die Wissensangebote von Verlagen.

K. Bahmann (Springer): Die E-Books stehen noch ganz am Anfang. Die Entwicklung neuer Formate und Präsentationsformen wird maßgeblich von den Bedürfnissen der Nutzer gesteuert werden.

Publikumsliteratur wird überwiegend linear „gelesen“, wissenschaftliche Bücher werden „genutzt“. Die Verknüpfung unterschiedlichster Inhalte, der Zugriff auf Diskussionsforen bzw. der Austausch mit anderen Nutzern wird ein neues Medium entstehen lassen. Allerdings sind diese Features nicht umsonst zu haben. Die Entwicklungskosten sind immens und Verlage werden kritisch prüfen, welche Formate sich rechnen.

Mit Interesse verfolgt Springer den Lehrbuchmarkt, der zunehmend unter Druck gerät. Im Internet gibt es einen sehr lebhaften Handel mit Gebrauchtbüchern, die Fachschaften verteilen Skripte und Plattformen wie Rapidshare bieten Raubkopien zum kostenlosen Download an.

Davon unabhängig ist festzustellen, dass der modulare Aufbau vieler Studiengänge das „Durchackern“ eines Lehrbuches in den Hintergrund drängt. Springer sieht dies als Chance und wird Angebote entwickeln, die alle Lernformen unterstützen.

Unsere Vision ist eine Lern- und Prüfungsplattform, die alle Lernwelten miteinander verknüpft. Ein Student kann „spielerisch“ seine Kenntnisstand eruieren bzw. Defizite ausloten. Wenn er uns dann noch sagt, wie er gerne lernt, können wir ihm ein Angebot offerieren, das exakt auf seine persönlichen Schwächen bzw. Stärken eingeht.

Vor diesem Hintergrund wird es mittelfristig nicht mehr die großen Lehrbücher geben, stattdessen Lerninhalte, die sich – modular und interaktiv aufbereitet – am Profil des Nutzers orientieren.


Kontakt und biographische Daten

Klaus Bahmann

Abbildung 1 [Abb. 1]

Kontakt

Klaus Bahmann
Springer
Director Library Sales
Tiergartenstr. 17
D-69121 Heidelberg
Deutschland

Tel.: +49 6221/487-8726
Fax: +49 6221/4876-8726
E-Mail: klaus.bahmann@springer.com
http://www.springer.com

Biographische Daten

1987: M.A. Universität Heidelberg;

1988: Creative Concept Services GmbH (Projektleiter);

1991: Vereinigte Motor-Verlage, Stuttgart (Berater Markt-/Mediaforschung, dann: Produktmanager Zeitschriften);

1996: Springer-Verlag, Heidelberg;

seit 2008: Director Library Sales Deutschland, Österreich, Schweiz

Peter Gemmel

Abbildung 2 [Abb. 2]

Kontakt

Peter Gemmel
Sales Manager Institutional Sales
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14
70469 Stuttgart
Deutschland
Tel.: +49 711/8931-979

Fax: +49 711/8931-794

E-Mail: peter.gemmel@thieme.de
http://www.thieme.de

Biographische Daten

Jahrgang 1965, Diplom-Kaufmann;

nach dem Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Justus-Liebig-Universität Gießen und ersten Vertriebsaufgaben im Agenturbereich von 1999–2002 Verlagsrepräsentant der Konradin Verlagsgruppe Leinfelden-Echterdingen;

von 2002–2006: Tätigkeit als Regionaler Vertriebsleiter für die Zeitschriften-Agentur Swets Information Services GmbH Frankfurt;

seit 2006: als Sales Manager Institutional Sales Ansprechpartner für institutionelle Kunden in Deutschland/Österreich/Schweiz zur Lizenzierung elektronischer Produkte des Georg Thieme Verlags Stuttgart.

Angelika Lex

Abbildung 3 [Abb. 3]

Kontakt

Angelika Lex
Director Academic and Government Relations
Deutschland, Österreich, Schweiz
Elsevier
Hackerbrücke 6
80335 München
Deutschland
Tel: +49 89 5383 401
Fax: +49 89 5383 609
E-Mail: a.lex@elsevier.com
http://www.elsevier.com

Biographische Daten

1959: geboren in Vaterstetten bei München;

1973: Übersiedlung der Familie in die Niederlande;

1979–1985: Studium der Biologie, Immunologie und Biochemie, Universitäten Stuttgart und Tübingen;

seit 1987: bei Elsevier in Amsterdam mit diversen Aufgaben: Anfangs als Lektorin, später Lektoratsleiterin in der Biologie und des Biomedizinischen Buchprogramms;

1994: Verantwortlich für die Restrukturierung und Globalisierung der Elsevier Buch-Produktion;

Juli 1997: Aufgaben im Change Management im Bereich der Primary Journals;

Juli 2000: General Manager Primary Production;

Januar 2003: Als Integrations Manager verantwortlich für die von Elsevier zum 01.01.2003 in Deutschland erworbenen medizinischen Fachverlage Urban & Fischer (München, Jena) und dem polnischen Partnerverlag Urban und Partner (Breslau);

Mai 2003: Ernennung zur Geschäftsführerin der neu formierten Elsevier GmbH mit Hauptsitz München;

März 2007: Director Operations Europe, verantwortlich für den operativen Bereich Health Sciences Europe;

seit Januar 2010: Ernennung zum Director Academic und Government Relations, Deutschland, Österreich und Schweiz.