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GMS Medizin — Bibliothek — Information.

Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB)

ISSN 1865-066X

Die Medizinische Abteilung der Universitätsbibliothek Kiel

The Medical Department of the Kiel University Library

Fachbeitrag

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GMS Med Bibl Inf 2009;9(2-3):Doc37

doi: 10.3205/mbi000165, urn:nbn:de:0183-mbi0001656

Veröffentlicht: 29. September 2009

© 2009 Weiner et al.
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Zusammenfassung

Die Medizinische Abteilung der Universitätsbibliothek Kiel besitzt die größte Sammlung medizinisch-wissenschaftlicher Literatur in Schleswig-Holstein und ist zuständig für die Literaturversorgung der Studierenden, Wissenschaftler und Ärzte am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein – Campus Kiel. Es besteht eine enge Kooperation zwischen Medizinischer Fakultät und Universitätsbibliothek bei der Versorgung mit Zeitschriftenliteratur, deren Bezug die Universitätsbibliothek zentral organisiert und konsequent auf Online-Zugänge umgestellt hat. Dem veränderten Nutzungsverhalten und erheblichen Betreuungsbedarf bei der Literaturbeschaffung insbesondere der klinisch tätigen Mediziner wird durch erweiterte Serviceangebote Rechnung getragen. Dazu zählt ein umfassender, unkomplizierter und kostenfreier Artikellieferdienst, der eine große Akzeptanz erfährt. Spezielle Schulungsveranstaltungen runden das Angebot ab. In Zukunft stehen umfassende Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen an Gebäude und Bibliothek an.

Schlüsselwörter: Medizinische Abteilung, Universitätsbibliothek Kiel, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein – Campus Kiel, Medizinische Fakultät, Zeitschriftenkooperation, Artikellieferdienst, Schulungen

Abstract

The Medical Department of the Kiel University Library provides the most comprehensive collection of scientific medical literature in Schleswig-Holstein and serves students, scientists and physicians of the Universitätsklinikum Schleswig-Holstein – Campus Kiel. Medical journals – mostly online – are managed by the Kiel University Library in cooperation with the Faculty of Medicine. Due to changes in user behaviour and considerable needs for assistance new services are provided, for example a full-service document delivery – easy to use and free of charge – and specialized training courses. Renovation and modernisation of the building and library are scheduled for the next years.

Keywords: Medical Department, Kiel University Library, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein – Campus Kiel, Faculty of Medicine, medical journals/cooperation, document delivery, training courses


Die Medizinische Abteilung der Universitätsbibliothek Kiel

In unmittelbarer Nähe zur Kieler Förde, in Sichtweite ein- und auslaufender Kreuzfahrt- und Fährschiffe ist die Medizinische Abteilung (http://www.ub.uni-kiel.de/ueber/oeffnungszeiten/med/index.html) der Universitätsbibliothek Kiel (http://www.ub.uni-kiel.de/) in einem der ältesten Gebäude der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU, http://www.uni-kiel.de/) untergebracht (Abbildung 1 [Abb. 1]).

Das unter Denkmalschutz stehende historische Gebäude (Abbildung 2 [Abb. 2], Abbildung 3 [Abb. 3]) wurde als reiner Bibliotheksbau von Martin Gropius und Heino Schmieden geplant und ist nach massiven Zerstörungen im 2. Weltkrieg eines von zwei erhaltenen Gebäuden der preußischen Universitätsbauten aus den Jahren ab 1876. Es diente der Universitätsbibliothek (UB) nach der Fertigstellung 1884 bis 1966 als Hauptsitz. Mit dem Umzug der UB zum neuen Campus im Jahre 1966 verblieb das Fach Medizin als Abteilung am Standort in der Brunswiker Straße 2, um für das in der Nachbarschaft gelegene Universitätsklinikum die Literaturversorgung zu erhalten.

Seit dem Auszug der Universitätsbibliothek teilt sich die Medizinische Abteilung das Gebäude mit dem Institut für Geschichte der Medizin und Pharmazie (heute Medizin- und Pharmaziehistorische Sammlung). Eine zwischenzeitliche Unterbringung des heutigen Instituts für Medizinische Informatik und Statistik mit seinen Großrechnern hat bauliche Spuren hinterlassen, die auch heute noch das Bild der Bibliotheksräume prägen.

Nachdem nahezu 40 Jahre lang keine wesentlichen Bau- oder Sanierungsmaßnahmen durchgeführt worden waren, ergab eine Begehung der Feuerwehr im Jahr 2005, dass das Gebäude den heutigen Brandverhütungsvorschriften nicht mehr entspricht. Seitdem planen Universität, Universitätsbibliothek und Gebäudemanagement Schleswig-Holstein (GMSH) im Auftrag des Ministeriums für Wissenschaft, Wirtschaft und Verkehr eine umfangreiche Brandschutzsanierung. Mit dieser soll gleichzeitig eine modernisierte Medizinische Bibliothek entstehen, die in Ausstattung, Nutzungsmöglichkeiten und Services den heutigen Ansprüchen beim Lernen und Arbeiten in der Klinischen Medizin voll gerecht wird. Der Planungsprozess ist weit gediehen. Detailplanungen für mehrere Ausstattungsvarianten und Kosten liegen vor. Bisher ist es jedoch den Entscheidungsträgern nicht möglich, den Zuschlag für einen der Vorschläge zu erteilen.

In der Medizinischen Abteilung der UB Kiel befindet sich die größte Sammlung medizinisch-wissenschaftlicher Literatur in Schleswig-Holstein. Der Bibliothek stehen auf 7 Etagen insgesamt ca. 1400 qm für die ca. 250.000 Medien zur Verfügung. Der öffentliche Bereich mit Lesesaal, Freihandbestand, Lehrbuchsammlung, Lese- und PC-Arbeitsplätzen, Online-Katalog, Ausleihtheke sowie Arbeitsbereich für die Mitarbeiter der Bibliothek ist im 1. Obergeschoss untergebracht. Alle weiteren zur Verfügung stehenden Bereiche sind nicht öffentlich und werden ausschließlich als Magazinfläche genutzt.

Geöffnet hat die Medizinische Abteilung Montag bis Freitag von 9.00 bis 18.30 Uhr und am Samstag von 9.00 bis 13.00 Uhr. Von Montag bis Freitag wird der Bibliotheksbetrieb ab 16.30 Uhr durch studentische Hilfskräfte gewährleistet. Insgesamt arbeiten in der Medizinischen Abteilung 5 Fachkräfte, die sich 4 Vollzeitstellen teilen.

Die Medizinische Abteilung ist für die Literaturversorgung der Studierenden (Zahlen siehe http://www.uni-kiel.de/ueberblick/statistik/index.shtml), wissenschaftlichen Mitarbeiter und Ärzte am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UK S-H) – Campus Kiel (http://www.uk-sh.de/startseite.phtml) mit seinem medizinischen Medienbestand und der Ausleihe von Lehr- und Fachbüchern zuständig. Sie steht ebenfalls allen Bürgern von Schleswig-Holstein offen, die an medizinischer Literatur interessiert sind. Auch werden hier subito- und Fernleihbestellungen auf den im Haus vorhandenen Bestand erledigt.

Ergänzend zur Medizinischen Abteilung der UB unterhält das UK S-H eigene Klinikbibliotheken, die für die spezialisierte Literaturversorgung in den einzelnen medizinischen Fachgebieten stehen. Allerdings befinden sich viele Bibliotheken des UK S-H in einem Zustand der langsamen Auflösung. Einige wurden bereits geschlossen, andere haben ihre vorgehaltenen Bestände drastisch reduziert. Von 21 Klinikbibliotheken befinden sich heute nur noch 2 in Betreuung durch bibliothekarische Fachkräfte. Der Rest wird nebenbei durch Klinikbeschäftigte mitbetreut. Es ist zu erwarten, dass die Zahl der Klinikbibliotheken in den nächsten Jahren weiter abnehmen wird.

Zentral durch die UB wird die Versorgung mit Zeitschriftenliteratur in der Medizin organisiert. Seit 2005 besteht hierzu eine enge Kooperation zwischen Universitätsbibliothek und Medizinischer Fakultät. Beide Einrichtungen finanzieren gemeinsam ein abgestimmtes Zeitschriftenpaket, dessen Titelspektrum nach einer Bedarfsumfrage in allen Einrichtungen und einem Ranking-Verfahren zusammengestellt wurde und regelmäßigen Prüfungen unterzogen wird. Durch DFG-Nationallizenzen und neue Kooperationspartner wie die Exzellenzcluster der CAU konnte das Zeitschriftenangebot weiter ausgebaut werden.

Als einzige Voll-Universität des Landes muss die CAU bei der Finanzierung von elektronischen Fachinformationen, anders als Universitäten in anderen Bundesländern, ohne reguläre zentrale Konsortialmittel auskommen. Abhilfe schafft das bis Ende 2009 befristete „Programm zur Förderung der schleswig-holsteinischen Hochschulbibliotheken“ des Ministeriums für Wissenschaft, Wirtschaft und Verkehr. Unter Führung der UB Kiel konnten hieraus im Rahmen von „Mini-Konsortien“ sogenannte Landeslizenzen für einige Datenbanken und E-Books auch in Zusammenarbeit mit der Universität zu Lübeck, die die zweite Medizinische Fakultät des Landes unterhält, organisiert werden.

Das Nutzungsverhalten der Studierenden, Ärzte und wissenschaftlichen Mitarbeiter hat sich im Laufe der letzten Jahre massiv auseinander entwickelt. Während die Studierenden weiterhin die Medizinische Abteilung aufsuchen, um Lehrbücher zu entleihen, Online-Recherchen durchzuführen oder vor Ort zu lernen, gehören Ärzte und Wissenschaftliche Mitarbeiter inzwischen zu einer selten erscheinenden Spezies.

Die Gründe für das Nichterscheinen der UK S-H-Mitarbeiter liegen unter anderem in einem veränderten Klinikalltag, wo wachsende Aufgaben in der Patientenversorgung sich zum Teil zu Lasten von Forschung und Lehre auswirken. Ein weiterer Erklärungsgrund liegt in der komfortableren Literaturversorgung durch Online-Zeitschriften. 2005 wurden die medizinischen Zeitschriften der UB Kiel konsequent von Print- auf Online-Bezug umgestellt. Die Nationallizenzen der DFG verstärken diese Entwicklung zusätzlich.

Um wieder stärker als Serviceeinrichtung für das UK S-H in das Bewusstsein der dortigen Mitarbeiter zu gelangen, wurden in den letzten Jahren in der Medizinischen Abteilung Dienstleistungen eingeführt, die sich noch näher an den Bedürfnissen der Ärzte und wissenschaftlichen Mitarbeiter am Klinikum orientieren. Diese Klientel wird heute mit Hilfe der EDV online „aus der Ferne“ betreut. Neben den inzwischen standardmäßigen Angeboten von Online-Zeitschriften und E-Books stehen Serviceleistungen wie die vereinfachte Beantragung einer Benutzerkarte und Einrichtung von Fernleihkonten per E-Mail oder die Beschaffung von Zeitschriftenliteratur über einen kostenfreien Artikellieferdienst im Mittelpunkt.

Trotz des verbesserten Zugangs zu medizinischen Fachinformationen über Online-Zeitschriften und E-Books direkt am Arbeitsplatz besteht im UK S-H weiterhin ein großer Betreuungsbedarf bei der Beschaffung von Zeitschriftenliteratur, insbesondere wenn diese nicht unmittelbar „im Internet“ oder „in PubMed“ verfügbar ist. Es hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass die zur Verfügung stehenden bibliothekarischen Instrumente wie Online-Katalog, Fernleihe oder selbst Elektronische Zeitschriftenbibliothek insbesondere von den klinisch tätigen Medizinern nur in einem geringen Maße angenommen und benutzt werden.

Um es den Medizinern am UK S-H leicht zu machen, eine Bestellung über den Artikellieferdienst der Medizinischen Abteilung aufzugeben, wurde ein Online-Formular entwickelt, das nur geringe formale Hürden aufweist. Als einzige bibliografische Angabe zur Artikelbestimmung wird die PMID aus PubMed verlangt. Steht die PMID nicht zur Verfügung, können weitere Felder für Angaben zum Artikel genutzt werden.

Weiterführende Recherchen bei unklaren bibliographischen Angaben und die Durchführung der Bestellung werden durch die Mitarbeiter der Bibliothek übernommen. Der Artikel wird innerhalb einer garantierten Frist als Papierkopie mit der Hauspost an die Dienstadresse des Bestellers geschickt. Die Dienstleistung des Artikellieferdienstes stellt inzwischen einen wichtigen Bestandteil der täglichen Arbeit dar.

Zur Verbesserung des Artikellieferdienstes nimmt die Medizinische Abteilung der UB Kiel seit 2007 am Internen Leihverkehr (ILV) der AGMB teil mit der Wirkung, dass die Quote der Absagen auf unter 20% gesenkt werden konnte. Um einen weitgehenden Vollservice bieten zu können, werden bei Artikelbestellungen, die nicht über den vorhandenen lokalen Bestand oder den ILV abgedeckt werden können, seit Anfang 2009 subito-Bestellungen auf Kosten der Medizinischen Abteilung getätigt.

Zur weiteren Serviceverbesserung wurde auch die anfängliche Auflage, dass nur registrierte Benutzer der Universitätsbibliothek Kiel den medizinischen Artikellieferdienst nutzen durften, 2009 fallen gelassen. Bestellberechtigt sind nun grundsätzlich alle Angehörigen des UK S-H am Campus Kiel. Die Prüfung der Bestellberechtigung erfolgt einzig über Angabe der Dienstadresse und Instituts-E-Mail, da diese nur an Mitarbeiter der jeweiligen Einrichtung vergeben werden.

Abgerundet wird der Service durch ein umfangreiches Schulungsangebot im Rahmen von „kiebiz“ (http://www.ub.uni-kiel.de/service/schulungen/index.html). Hierzu zählen z.B. Veranstaltungen zu PubMed, Web of Science und EndNote, die allerdings nicht curricular verankert sind. Ergänzt werden die Schulungen durch umfangreiches Informationsmaterial zum Download (http://www.ub.uni-kiel.de/ueber/oeffnungszeiten/med/index.html, unter Infomaterialien). Besonders bei der Literaturverwaltung wird in der Medizin, aber auch in anderen Fächern zur Zeit ein wachsender Bedarf an Schulungs- und Serviceangeboten festgestellt. Dieser Bereich soll in Zukunft konsequent ausgebaut werden.

Unter dem Motto „Wenn Sie nicht zu uns kommen, dann kommen wir zu Ihnen“ wurden 2008 in einer groß angelegten Werbetour durch das UK S-H – Campus Kiel 25 Einrichtungen besucht, um die Dienstleistungen der Medizinischen Abteilung vorzustellen. Da die Präsentationen oft im Rahmen von internen Besprechungen mit Pflichtcharakter stattfanden, konnte ein großer Personenkreis erreicht werden. Die zum Teil lebhaften Diskussionen in diesen Veranstaltungen dokumentierten einerseits einen erheblichen Informationsbedarf und andererseits große Verunsicherungen seitens der Wissenschaftler bezüglich der zukünftigen Verfügbarkeit von wissenschaftlicher Literatur nach der Änderung des Urheberrechts.

Insgesamt haben die geschilderten Maßnahmen zu einer verstärkten Wahrnehmung der Medizinischen Abteilung, aber auch der Universitätsbibliothek insgesamt im UK S-H am Campus Kiel geführt. Eine vermehrte Nutzung ihrer Angebote und Dienstleistungen lässt sich in der letzten Zeit beobachten.