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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Willkommen

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
 
es ist mir eine große Freude, Sie zu diesem Jubiläumskongress, dem 20. Deutschen Kongress für Versorgungsforschung, begrüßen zu dürfen. Seit dem ersten Kongress, den ich ebenfalls – damals in Köln – leiten durfte, sind zwei Jahrzehnte vergangen – zwei Jahrzehnte erfolgreicher Aufbauarbeit in der Versorgungsforschung, bundesweit. Mit diesem Kongress wollen wir vom Netzwerk Versorgungsforschung sagen: Wir ruhen uns auf den Erfolgen nicht aus, sondern zünden die nächste Stufe und arbeiten daran, Versorgungsforschung 2.0 Wirklichkeit werden zu lassen. Diese nächste Qualitätsstufe der Versorgungsforschung hat viele Facetten. Ein zentraler Punkt ist dabei die Ergänzung der starken Methodenorientierung in der Versorgungsforschung durch eine ebenso starke Theorieorientierung. Diese ist notwendig, um die Versorgungsinnovationen wirksamer zu gestalten, die Komplexität des Innovationskontextes zu verstehen und den Praxistransfer zu befördern.
 
Damit sind wir beim Inhalt des Kongresses angelangt. Unter dem Motto „Versorgungskontext verstehen – Praxistransfer befördern“ stellen wir den Versorgungskontext in den Mittelpunkt. Eine Kernthese des Kongresses ist: Sowohl die Wirksamkeit einer Versorgungsinnovation als auch ihr erfolgreicher Transfer in die Praxis wird wesentlich vom Versorgungskontext bestimmt. Ein vertieftes Verständnis des komplexen Versorgungskontexts ist daher unabdingbar. Zu diesem tieferen Verständnis können sozialwissenschaftliche Theorien, aber auch immer mehr eigene Versorgungstheorien, einen wesentlichen Beitrag leisten. Sie können helfen, wirkungsvollere Interventionen zu entwickeln, den Versorgungskontext zu gestalten, das Umsetzungsdefizit zu beheben und am Schluss die Vielzahl der empirischen Einzelergebnisse so zu ordnen, dass daraus die notwendigen „lessons learned“ in systematischer und übergreifender Weise abgeleitet werden können.
 
Daher lohnt es sich, mehr Theorie zu wagen. Dies ist die Grundbotschaft des ersten Tracks des Kongresses. Diese Botschaft wird gleich in der ersten Plenarveranstaltung mit dem Titel „Understanding complexity: dare more theory“ vermittelt. Zwei international führende Experten der komplexitäts- und kontextbezogenen Versorgungsforschung, Prof. Dr Jeffrey Braithwaite aus Sydney und Prof. Dr. Russell Mannion aus Birmingham, werden in das Thema einführen. Im weiteren Verlauf des ersten Tracks wird die Komplexitätsfrage am Beispiel der einzelnen zentralen Komponenten des Versorgungskontexts diskutiert: Patient:innen, Angehörige, Professionen und Versorgungsorganisationen.
 
Im zweiten Track des Kongresses steht der Praxistransfer im Zentrum. Hier wird transferorientierten Projekten Raum gegeben, ihre Ergebnisse vorzustellen und Fragen des Praxistransfers zu diskutieren. In der dazugehörigen Plenarsitzung werden die Teilnehmenden die Chance haben, von dem G-BA-Vorsitzenden, Prof. Josef Hecken, direkt zu erfahren, wie der G-BA mit der Frage des Praxistransfers von Innovationsfondsprojekten konkret umgeht. Ergänzt wird dieser praktisch relevante Vortrag durch einen Vortrag zum Thema wissensbasierte Gesundheitspolitik. Es wird bei dieser Plenarsession ausreichend Zeit sein, Fragen an die Referierenden zu stellen und Transferthemen eingehend zu diskutieren.
 
Im dritten Track bietet der Kongress eine Neuerung. Hier wird für die Forschenden die Möglichkeit geschaffen, sich offen über zentrale methodische Herausforderungen der Forschungspraxis und methodische Neuerungen auszutauschen und innovative Lösungen vorzustellen und zu finden.

Die COVID Pandemie hat in der Versorgungsforschung Aktivitäten auf den verschiedensten Ebenen ausgelöst. Diese Aktivitäten und deren Ergebnisse zu sichten und zu diskutieren ist Gegenstand des vierten Tracks. Dieser Track zeigt anhand der vielen Beiträge, die eingereicht wurden, dass die Versorgungsforschung schnell, vielseitig und eigeninitiativ auf die Pandemie reagiert hat.

In der dritten Plenarveranstaltung geht es um die Zukunft der Versorgungsforschung. Unter dem Stichwort: „Versorgungsforschung 2.0“ werden die Ergebnisse der vom DNVF durchgeführten Zukunftswerkstatt präsentiert und diskutiert. Diese Werkstatt wurde vor allem von Nachwuchsforscher:innen entwickelt und gestaltet.

Die vier Tracks und die drei Plenarveranstaltungen werden eingerahmt durch innovative Preconference-Seminare, einen Referent:innen-Abend und einen Patient:innen-Tag. In den Preconference-Seminaren werden neue Methoden der Versorgungsentwicklung, wie z.B.  Aufstellungsarbeit und Partizipationsverfahren eingeübt. Ein digitales Get-together der Referent:innen soll eine zumindest virtuelle Vernetzung ermöglichen, und der Patient:innen-Tag stellt die Bedürfnisse und Präferenzen der Patient:innen, zum Beispiel im Rahmen der COVID-19 Pandemie, in den Mittelpunkt. 

Der DKVF Kongress wird – wegen der Corona-Pandemie – zum zweiten Mal digital stattfinden. Wir haben aus den Erfahrungen des letztjährigen Kongresses gelernt und werden eine neue digitale Konferenz-Plattform nutzen. Wir sind überzeugt, dass wir auf der Basis dieser leistungsstarken Plattform mit den über 500 eingereichten Beiträgen ein hochattraktives wissenschaftliches Programm anbieten können. Damit die Beitragenden in einen intensiven Austausch treten können, haben wir uns dazu entschieden, auf Poster zu verzichten und auf das Pitch-Format zu setzen, damit zusätzlich mündliche Kommunikation möglich wird.

Ich bin überzeugt, dass wir mit diesem Jubiläumskongress den Aufbruch in Richtung Versorgungsforschung 2.0 einleiten werden, einer Versorgungsforschung, die – zugunsten der Praxiswirksamkeit - auf mehr Theorie- und Kontextorientierung setzt und letztendlich noch wirksamer wird. Ich freue mich darauf und auf Sie alle.
 
Ihr
Prof. Dr. phil. Holger Pfaff
Direktor des Instituts für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft
Universität zu Köln
 

 

Wissenschaftliches Programm