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Süddeutscher Kongress für Kinder- und Jugendmedizin

63. Jahrestagung der Süddeutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin gemeinsam mit der Süddeutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie und dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e. V. – Landesverband Baden-Württemberg

25. - 26. April 2014, Fellbach/Stuttgart

Akute Vergiftungen durch neue psychoaktive Drogen im Kindesalter: EU Project „SPICE II Plus“

Meeting Abstract

  • J. Kithinji - Vergiftungsinformationszentrale VIZ-Freiburg, Zentrum für Kinder und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Freiburg, Freiburg, Deutschland
  • V. Auwärter - Universitätsklinikum Freiburg, Institut für Rechtsmedizin, Freiburg, Deutschland
  • B. Szabo - Universitätsklinikum Freiburg, Institut für klinische Pharmakologie und Toxikologie, Freiburg, Deutschland
  • M. Hermanns-Clausen - Vergiftungsinformationszentrale VIZ-Freiburg, Zentrum für Kinder und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Freiburg, Freiburg, Deutschland

Süddeutscher Kongress für Kinder- und Jugendmedizin. 63. Jahrestagung der Süddeutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin gemeinsam mit der Süddeutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie und dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. – Landesverband Baden-Württemberg. Stuttgart/Fellbach, 25.-26.04.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14sgkjFV02

doi: 10.3205/14sgkj02, urn:nbn:de:0183-14sgkj029

Published: March 25, 2014

© 2014 Kithinji et al.
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Fragestellung: Seit 2008 wurden zahlreiche neue psychoaktive Substanzen (NPS), darunter mehr als 40 verschiedene synthetische Cannabinoide (SC), als Partydrogen vor allem über das Internet vertrieben. Ziel dieser Untersuchung ist es die NPS zu identifizieren, die aufgrund unerwünschter Wirkungen zu einer Inanspruchnahme von Einrichtungen der medizinischen Notfallversorgung durch Kinder und Jugendliche führen. Zusätzlich sollen Konsummuster und Expositionsumstände identifiziert werden.

Methodik: Retrospektive Recherche in der Datenbank der VIZ-Freiburgs (1/2008–6/2013). Einschlusskriterien: Akute Intoxikationen durch NPS, Vorstellung in der Notaufnahme, absichtliche Einnahme als Droge, Alter bis 18 Jahre.

Ergebnisse: 106 Patienten wurden eingeschlossen. Von ihnen hatten 99 Kräutermischungen mit SC konsumiert. Die Drogen wurden geraucht (Joint: 92, Shisha: 6) oder ingestiert [1].

Alter: 12–18 Jahre, (Median 16, weiblich 23, männlich 76). Ein Drittel (29) konsumierte SC in einer Gruppe. Ein Beikonsum bestand in 8 Fällen (Alkohol 4, Cannabis 2, Fluoxetin 1). Die Intoxikationen waren in 64% mittelschwer oder schwer. Der erste Fall wurde im September 2008 registriert, die meisten Fälle im Jahr 2011(51). 7 Patienten im Alter von 13–18 Jahren (Median 17,6) hatten andere NPS, (2C-D (2), 4-AcO-DMT, MDPV, Dimethoxy-4-chloramphetamin, Desoxypipradrol, oder PCP) konsumiert. Zusätzlich zu den bereits erwähnten Substanzen war GBL (1) oder Benzodiazepine (2) aufgenommen worden). 71% dieser Fälle entwickelten mittelschwere Intoxikationen.

Schlussfolgerung: Bei 12–18-Jährigen führten fast ausschließlich SC zu akuten Vergiftungen, dabei versechsfachte sich deren Zahl von 2008 bis 2011. Ein Beikonsum war selten und ein Drittel hatte SC in einer Gruppe konsumiert. Andere NPS wurden sehr viel seltener (7% aller Betroffenen) und nie in einer Gruppe konsumiert, auch war das Alter im Median höher.

Das ist in Übereinstimmung mit Erhebungen des Center for Drug Research (CDR) in Frankfurt (2012), wonach 7% der 15- bis 18-Jährigen mindestens einmal im Leben SC konsumiert haben, aber nur 2% andere NPS. Um potentiell risikoreiche Konsummuster und besonders gefährliche NPS zu identifizieren, läuft seit Juli 2013 die prospektive Studie „EU Spice II plus“.


Literatur

1.
Bernard C, Werse B, Schell-Mack C. Monitoring-System Drogentrends MoSyD Jahresbericht 2012. Drogentrends in Frankfurt am Main. Frankfurt am Main: CDR; 2013. Verfügbar unter: http://www.uni-frankfurt.de/fb/fb04/forschung/cdr/download/MoSyD-Jahresbericht-2012.pdf External link