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Differentielle Einschätzungen von mehrfach belasteten Familien durch Pädiater, Pflegende und Betroffene – Folgen für Beratung und Vermittlung von frühen Hilfen
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Published: | April 11, 2012 |
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Hintergrund: Die Vernetzung von Gesundheits- und Jugendhilfe hat bei Frühen Hilfen einen hohen Stellenwert. Hierbei stehen besonders das Erkennen von mehrfach belasteten Familien und die Vermittlung von Hilfen im Fokus. Die Einschätzung der Eltern wird dabei allerdings selten berücksichtigt.
Fragestellung: Mit einer komplementär durchgeführten Elternbefragung, wird 1. untersucht, in wie weit Experten- und Elterneinschätzungen sich unterscheiden und 2. welche Zusatzinformationen sich aus den Angaben für Erkennen und Vermittlung früher Hilfen ergeben.
Methode: Am Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin (ZKJ) in Freiburg werden Eltern mit Kindern unter 4 Jahren mit einer am ZKJ an die Bedingungen der stationären Pädiatrie adaptierten Checkliste bezüglich Belastungen und Unterstützungsbedarf durch Pädiater und Pflegekräfte beurteilt. Die Eltern beschreiben mittels Fragebögen den Entwicklungsstand ihres Kindes (Ages & Stages Questionnaires), ihre alltäglichen Belastungen (Eltern-Belastungs-Inventar EBI) und ihre generelle psychische Belastetheit (Symptomcheckliste SCL-K-9).
Ergebnisse: Aus Sicht der Behandler bestehen bei 14% der 90 Familien (Teilnahmequote 83%) eine Indikation für vertiefende Gespräche bezüglich früher Hilfen. Ein gutes Drittel der Familien (meist Mütter) beschreibt sich im EBI und dem SCL-K-9 als hoch belastet. Häufige Themen sind depressive Gestimmtheiten, Unsicherheiten über die kindliche Entwicklung und Erschöpfungen. Die Übereinstimmung zwischen Behandlern und Eltern bezüglich vorhandener Belastungen beträgt 5,5%.
Diskussion: Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Eltern und Experten unterschiedliche Belastungen wahrnehmen. Während Ärzte vorrangig distale Belastungsfaktoren erfassen, Pflegende die Interaktion von Eltern und Kind auf Station beobachten, äußern Eltern Stressbelastungen, Beeinträchtigungen ihrer psychischen Gesundheit und Unsicherheiten über die Entwicklung ihres Kindes. Unsere Ergebnisse favorisieren eine Screeningstrategie, bei der die Einschätzungen der Eltern mit berücksichtigt werden, um frühe Hilfen möglichst passgenau vermitteln zu können.
Gefördert durch das Nationale Zentrum Früeh Hilfen (NZFH) bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und das Bundesministerium für Familie, Senoiren, Frauen und Jugend (BMFSFJ)