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Lactatazidose und Koma durch Metformin im Rahmen einer Poly-Intoxikation
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Published: | April 11, 2012 |
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14-jährige Patientin klagt am Spätnachmittag über gastrointestinale Beschwerden mit Erbrechen und Durchfall. Am Abend zunehmende Eintrübung, Agitiertheit und anstoßende Atmung, weshalb der Notarzt verständigt wird. Beim Eintreffen des Notarztes ist die Patientin nicht ansprechbar, Glasgow coma scale 6, pSO2 82%, Blutzucker nicht messbar.
Einlieferung in Kreisklinik, dort Intubation und Beatmung, cranielle Computertomographie unauffällig, massive metabolische Azidose, Lactat im Liquor 8,2 mmol/l.
In Kooperation mit dem Giftnotruf führt die massive Lactatazidose als Leitsymptom zu den Differentialdiagnosen Metformin- oder Ethylenglykolintoxikation. Anamnestisch nimmt der Großvater der Patientin verschiedene Medikamente, darunter Metformin, β-Blocker, Marcumar. Desweiteren befindet sich ein Frostschutzmittel für Solaranlagen im Haushalt. Es erfolgt die Verlegung auf die Kinderintensivstation München Schwabing zur weiteren Therapie.
Intoxikation: Aufnahme mit dem Leitsymptom Lactatazidose >27 mmol/l, BE -18, pH 7,1. Da eine wiederholte Pufferung nicht zum Ausgleich der Lactatazidose führte, Entscheidung zur Hämodialyse zur besseren Giftelimination und Ausgleich des Säure-Basen-Haushaltes. Nach Dialyse stabile metabolische Situation.
Atmung: Die Patientin wurde intubiert und beatmet aufgenommen. Nach Stabilisation des Säure-Basen-Haushaltes und des Kreislaufs konnten die Beatmungsparameter reduziert werden. Zwei Tage nach Aufnahme wurde die Patientin erfolgreich extubiert.
Kreislauf: Im Rahmen der Intoxikation und Analgosedierung war eine Kreislaufunterstützung mittels Katecholamine notwendig. Dies konnte nach metabolischer Stabilisierung und Reduktion der Analgosedierung beendet werden.
Neurologie: Bei Aufnahme sonographisch leichtes Hirnödem, das Elektroenzephalogramm zeigte eine Pathologie 3°. Nach Extubation zeigte sich die Patientin klinisch, neurologisch unauffällig. Die Magnetresonanztomographie am fünften Tag nach Aufnahme zeigte keinen Hinweis auf eine Schädigung des Gehirns.
Erweitere Anamnese und Befunde: Bei erweiterter Recherche der Eltern stießen sie auf Internetsuchanfragen wie „Übersäuerung des Blutes durch Metformin“ und „wie komme ich auf die Intensivstation“. Der gemessene Metforminspiegel, der ein Tag nach Aufnahme vorlag, war stark erhöht. Die International normalized ratio (INR) stieg aufgrund der zusätzlichen Marcumareinnahme auf maximal 1,8, die initiale Hypoglykämie ist durch die β-Blocker-Einnahme zu erklären.