gms | German Medical Science

Süddeutsche Tage der Kinder- und Jugendmedizin München

04.05. - 06.05.2012, München

War die Begrenzung der infektiösen Endokarditis (IE)-Prophylaxe in den internationalen und nationalen Leitlinien richtig?

Meeting Abstract

Search Medline for

  • R. Eyermann - Kinder- und Jugendmedizin, Kinderkardiologie, Sportmedizin, München, Germany

Süddeutsche Tage der Kinder- und Jugendmedizin. 61. Jahrestagung der Süddeutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin und der Süddeutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie und dem Berufsverband für Kinder- und Jugendärzte – Landesverband Bayern. München, 04.-06.05.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12sgkjP7

doi: 10.3205/12sgkj49, urn:nbn:de:0183-12sgkj495

Published: April 11, 2012

© 2012 Eyermann.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution License (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.en). You are free: to Share – to copy, distribute and transmit the work, provided the original author and source are credited.


Outline

Text

Die Leitlinie (LL) zur Prophylaxe der IE im Rahmen zahnärztlicher u. anderer mukosaverletzender Eingriffe wurde vor einigen Jahren erheblich begrenzt. Das Konzept von Effektivität u. Effizienz der medikamentösen IE-Prophylaxe war nur eine Annahme (nur Evidenz IIb/C, keine einzige DBPRCT). Fachübergreifend hatten sowohl US- als auch europäische Experten bzw. Fachgesellschaften die Empfehlung zur Antibiotika-Prophylaxe auf Patienten mit höchsten Risikokonstellationen begrenzt (Evidenz IIa/B): Patienten mit

  • Klappenersatz (mechanische u. biologische Prothesen),
  • rekonstruierten Klappen bei Verwendung alloprothetischen Materials in den ersten 6 Monaten nach OP,
  • früherer Endokarditis,
  • angeborenen Herzfehlern
    • Zyanotische Herzfehler, nicht oder palliativ mit systemisch-pulmonalem Shunt operiert
    • Operierte Herzfehler mit Implantation von Conduits (mit oder ohne Klappe) oder residuellen Defekten, d.h. turbulenter Blutströmung im Bereich des prothetischen Materials
    • Alle operativ oder interventionell unter Verwendung von prothetischem Material behandelten Herzfehler in den ersten 6 Monaten nach OP
  • Patienten nach HTX mit Valvulopathie

Die LL-Änderung wurde in der Ärzteschaft kontrovers aufgenommen, auf epidemiologische Auswirkungen war man gespannt. Zur Compliance mit den LL vor u. nach Änderung der IE-Prophylaxe sind in Deutschland noch keine epidemiologischen Studiendaten bekannt, jedoch aus England. Radikal hatte das britische Institut „NICE“ in seinen LL die Antibiotikaprophylaxe bei zahnärztlichen u. zahlreichen anderen Eingriffen komplett gestrichen. Aktuell wurden nun die Auswirkungen evaluiert: Verglichen wurden Daten von Antibiotikaverordnungen u. Diagnosestatistiken stationärer Patienten langjährig vor u. nach Herausgabe der neuen LL. Ein Anstieg der Erkrankungs- wie auch Todesfälle an IE um >15% nach LL-Änderung wurde als signifikant gewertet. Die Erkrankungs- sowie Letalitätszahlen an IE entwickelten sich ähnlich wie vor der LL-Änderung. Drastisch war der Rückgang der medikamentösen IE-Prophylaxeverordnungen seit neuer LL-Einführung, 80% bei Zahnärzten u. 64% bei Ärzten 12 Monate vor vs. 14-25 Monate nach LL-Einführung.

Konklusion: Erste englische epidemiologische Studiendaten belegen, dass die Begrenzung der medikamentösen IE-Prophylaxe richtig war u. es nicht zu zusätzlichen, durch Antibiotika-Prophylaxe verhinderbaren IE-Fällen kommt.