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Süddeutsche Tage der Kinder- und Jugendmedizin München

04.05. - 06.05.2012, München

Neuroplastische Mechanismen bei kongenitaler Hemiparese

Meeting Abstract

  • H. Juenger - Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin des Klinikums Rechts der Isar der Technischen Universität München, Neuropädiatrie, München, Germany
  • N. Kuhnke - Universitätskinderklinik Freiburg, Freiburg, Germany
  • M. Wilke - Universitätskinderklinik Tübingen, Tübingen, Germany
  • I. Delvendahl - Universitätskinderklinik Freiburg, Freiburg, Germany
  • C. Braun - Universitätsklinik Tübingen, Tübingen, Germany
  • S. Berweck - Schön Klinik Vogtareuth, Neuropädiatrie, Vogtareuth, Germany
  • M. Staudt - Universitätskinderklinik Tübingen, Tübingen, Germany; Schön Klinik Vogtareuth, Neuropädiatrie, Vogtareuth, Germany
  • V. Mall - Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin des Klinikums Rechts der Isar der Technischen Universität München / Kinderzentrum, München, Germany

Süddeutsche Tage der Kinder- und Jugendmedizin. 61. Jahrestagung der Süddeutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin und der Süddeutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie und dem Berufsverband für Kinder- und Jugendärzte – Landesverband Bayern. München, 04.-06.05.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12sgkjFV31

doi: 10.3205/12sgkj31, urn:nbn:de:0183-12sgkj312

Published: April 11, 2012

© 2012 Juenger et al.
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Fragestellung: Constraint-Induced Movement Therapy (CIMT) ist ein intensives Handfunktionstraining für Patienten mit kongenitaler Hemiparese. Bei Patienten mit ipsilateraler versus kontralateraler kortikospinaler (Re-)organisation wurden neuroplastische Effekte nach 2 Wochen CIMT untersucht. Ziel war es, eine neurophysiologische Erklärung für das bekannte unterschiedliche Therapieansprechen je nach Reorganisationstyp zu finden.

Methodik: 16 Patienten mit frühen einseitigen Hirnläsionen wurden untersucht, davon 9 mit einer unilateralen periventrikulären Läsion der weißen Substanz und ipsilateralen kortikospinalen Projektionen zur paretischen Hand („Ipsi“, Ø 16,6 Jahre) sowie 7 mit Infarkt im Stromgebiet der A. cerebri media und erhaltenen gekreuzten, kontralateralen kortikospinalen Projektionen zur paretischen Hand („Contra“, Ø 17,7 Jahre). Bei allen Patienten wurde vor und nach CIMT eine fMRT-Untersuchung während repetitiver aktiver Bewegung der paretischen Hand durchgeführt und Veränderungen motorisch-evozierter Potentiale (MEP) nach transkranieller Magnetstimulation (TMS) untersucht. Zusätzlich werden diese Ergebnisse nun ergänzt durch die Magnetenzephalographie (MEG) bei repetitiver taktiler Stimulation.

Ergebnis: Für den primär motorischen Kortex (M1) zeigten Patienten der Gruppe „Ipsi“ nach CIMT eine erniedrigte transsynaptische Exzitabilität (TMS) sowie eine erniedrigte synaptische Aktivität während aktiver Bewegung der paretischen Hand (fMRT). Patienten der Gruppe „Contra“ zeigten hingegen für beide Parameter eine Steigerung. Solch divergierende neuroplastischen Veränderungen wurden nicht für den primär somatosensorischen Kortex (S1) beobachtet, hier wurde bei beiden Gruppen nach CIMT eine erhöhte synaptische Aktivität gemessen (MEG).

Schlussfolgerung: Abhängig vom kortikospinalen Reorganisationstyp wurden zwei unterschiedliche Typen therapieinduzierter Neuroplastizität nachgewiesen. Ursache hierfür ist am ehesten die abweichende neurophysiologische Ausgangslage bei Patienten vom ipsilateralen Reorganisationstyp, bei denen eine unihemisphärische M1-Lokalisation in einer hemisphäriellen Dissoziation von M1 und S1 resultiert. Die Ergebnisse tragen einerseits zum besseren Verständnis grundsätzlicher neurophysiologischer Mechanismen motorischen Lernens bei, andererseits bieten sie eine Erklärung für das unterschiedliche therapeutische Ansprechen von Patienten mit kongenitaler Hemiparese.